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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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sauber durchtrennten Luftschläuche zu sehen. Der Helm konnte ihm nicht helfen, er war mit nichts verbunden.
    Er öffnete und schloß den Mund, vielleicht brüllte er Flüche, er stürzte auf den Boden und würgte im fast luftleeren Raum. Schließlich rollte er wieder unter den Tisch. Mit einer kräftigen, rosa angelaufenen Hand packte er im Fallen das Bein des umgestürzten Tisches, um gegen den Sog zu kämpfen, der ihn zur Schleuse ziehen wollte. Er hielt sich dort fest, bis die letzten Kräfte abebbten und CP sicher war, daß er nicht mehr lebte. Sie konnte ihn nicht ganz sehen, und sie wollte ihn auch nicht berühren und sich vergewissern, aber er bewegte sich nicht mehr. Ohne Luft konnte ein Mensch nicht leben, nicht einmal ein Meich, sagte sie sich.
    In ihrer blinden Wut war sie etwas enttäuscht, weil er den nutzlosen Helm nicht aufgesetzt hatte. Außerdem wäre es ihr lieber gewesen, sie hätte nie dieses Gesicht gesehen.
    Der Sturm ließ nach, der Sog in der Schleuse war fast verschwunden. CP wartete ungeduldig, bis die VAKUUM-Lampe auf der Konsole anging; es war Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Don sollte als erster verschwinden.
    Vor der Luke war ein flackerndes, huschendes graues Licht – die Sterne, die durch die Drehung der Calgary ständig vorüberzogen. Nur nach vorn und nach hinten konnte man relativ gut sehen. Vor ihr lagen ruhigere Sterne, das wußte sie – sie wagte es natürlich nicht, sich hinauszulehnen und nachzusehen –, und hinter ihr lag die große, vom Sternenlicht trüb beleuchtete Scheibe des Uranus, an einer Seite von einer Flammenkrone überstrahlt. Sie umkreisten den Planeten mit dem Bug nach außen, um alles beobachten zu können, was dort unten vor sich ging. Durch einen Zufall – sie hatte nicht die Geduld gehabt, auch dies einzuplanen – trat die Calgary gerade in den Teil ihrer Kreisbahn ein, in dem die Sonne und die Welt der Menschen fast in gerader Linie hinter dem Planeten lagen.
    Gut. Sie hakte ein Sicherheitsnetz in die offene Schleuse und ging, vorsichtig etwa übriggebliebenen Lufttaschen ausweichend, in die Kammer, in der Don lag.
    Sie hatte zwei Raketentriebwerke vorbereitet, um die Leichen so schnell wie möglich aus der Kreisbahn und zum Uranus hinunter zu schicken. Natürlich würde es keinen Science Fiction-Unfug über makabre Dinge geben, die um die Calgary kreisten; und ganz gewiß nicht, wenn sie erst unterwegs nach draußen in die Freiheit war – wie sie sich danach sehnte, endlich zu starten! Aber sie wollte auf jeden Fall vermeiden, daß die Leichen zufällig entdeckt wurden. Natürlich wäre es ein Zufall von eins zu einer Million, aber solche Zufälle passieren. CP wußte das. Die Position der Calgary verlockte dazu, die Leichen direkt zum Uranus zu schicken, aber sie mußte dafür sorgen, daß sie nicht beschleunigt, sondern abgebremst wurden.
    Sie dachte über die Anordnung nach, während sie sich über Don beugte. Die Spritze, die sie für den Fall vorbereitet hatte, daß Meich sie angriff, hatte sie noch im Handschuh versteckt. Sie durfte nicht vergessen, sie an einen sicheren Ort zu legen.
    Als sie sich zu einem Schließfach bückte, berührte sie jemand von hinten.
    Angst. Was …?
    Ein Arm legte sich fest um ihren Hals.
    Als der Arm vor ihrem Gesicht herunterkam, konnte sie einen Moment lang Muskeln und unverkennbar rosafarbene, haarlose Haut sehen.
    Ein Toter war hinter ihr her. Meich war aus dem Tod zurückgekehrt, um sie zu töten – er war gerade dabei.
    Meich hätte sie tatsächlich am liebsten mit bloßen Händen erwürgt. Aber er war behindert. Mit einer Hand drückte er sich den abgeschnittenen Schlauch eines Lufttanks vor den Mund. Und es ist im Vakuum nicht leicht, einen Körper in einem stabilen Druckanzug zu schlagen, ganz zu schweigen davon, einen Hals zu würgen, der von einem massiven Helm geschützt wird. Deshalb begnügte er sich zunächst damit, ihre Luftschläuche herauszureißen. Er wollte sie sich vornehmen, wenn sie schwächer wurde, und sie sollte lange genug leben, um seine Wut zu spüren.
    Der erste Ansturm warf sie fast von den Beinen, aber er hatte sie mit einem Bein eingeklemmt und hielt sie fest.
    Cold Pig war so entsetzt, daß sie den Kopf verlor. Der Adrenalinstoß lähmte beinahe ihr Herz.
    Alles außer ihren Reflexen war verloren. Die Hand mit der Spritze kam, durch die Todesangst genau gezielt und hart, herum, und die Nadel, die er nicht gesehen hatte, fuhr tief in seinen Körper, und gegen alle

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