Aus dem Überall
unerreichbaren Sternen.
Und nun die Botschaft.
Sie aktivierte den Hochleistungssender und verband ihn mit ihrem Helmmikrophon. Und dann hatte CP den ersten und zugleich letzten literarischen, dramatischen Auftritt ihres Lebens. Immerhin war sie ein Mensch.
Zuerst gab sie die Rufsignale für die vier Scoutschiffe der Calgary ein, dazu einen allgemeinen Alarm. Dann keuchte sie überzeugend: »… an alle Scouts, kehrt nicht zur Calgary zurück, wiederhole, nicht zur … Calgary zurückkehren … hier ist … nichts mehr … fliegt zur … Churchill. Halt, vielleicht ist die Calhoun näher … wiederhole, Calgary … ist nicht mehr auf Position … versucht nicht zurückzukehren … verletzt, will versuchen, das Log zurückzuschicken … soviel Blut … Grund: Captain Meich tot, Selbstmord … Schußverletzung … Lieutenant … Donald Lamb ebenfalls tot durch Schußverletzung … zugefügt von Captain Meich … beide Leichen im Raum verloren … Captain Meich erschoß Don und … öffnete Hauptschleuse … nahm Dons Leiche und … schoß sich selbst in den Bauch bevor er … hinausging … Grund: Captain Meich sagte, wir hätten an einer unsichtbaren Spionagestation angelegt … Don wollte ihn aufhalten … öffne die Schleuse, sagte er.« Sie sprach jetzt leiser und schneller, aber die Worte waren so klar, so klar: »Er sagte, Don wäre ein Alien und erschoß ihn, hatte die Waffe seit drei Tagen bei sich, schlief damit … kalt, überall Blut … mußte mich ausziehen und hat mich an Kombüsentür gebunden … Don gab mir Helm und Lufttank, aber ich habe … Schußverletzungen … seit gestern … fürchte, die Calgary ist verloren, Captain Meich hat Fluchtkurs gesetzt, Computer zerstört … kalt … Sendung beendet … werde versuchen …« und dann, sehr leise: »Wiederhole, nicht herkommen …«
Noch ein paar gequälte Geräusche, und dann zog sie den Stecker ab, ließ den Sender aber eingeschaltet. Er wurde durch Stimmen aktiviert und würde keine Energie verschwenden, aber sie mußte vorsichtig sein und sich leise bewegen, besonders, wenn die Luft wieder da war.
Dann ging sie durch das Schiff und versiegelte alles bis auf einen kleinen Lebensraum für sie, um Luft zu sparen. Schließlich stellte sie die Luftzufuhr an, um den Druck wiederaufzubauen.
Als nächstes zog sie auf eine realistische, ungeschickte Weise die Logcassette heraus und zerriß das Band an der Stelle, an der ihr Streit mit Meich begann. Es sah aus, als hätte sie das Gerät versehentlich zerstört. Um noch glaubwürdiger zu scheinen – sie würden es überprüfen, allerdings –, riß sie sich eine der Platzwunden wieder auf, die Meichs Schläge ihr zugefügt hatten, und ließ ihr frisches Blut auf Cassette und Gehäuse fallen. Das Gehäuse steckte sie in einen Auswurfschacht, wo es, wenn es aktiviert war, ein eigenes kleines Triebwerk zünden und Kurs zur Basis aufnehmen würde. Sie feuerte das Gerät ab.
Die Daten von der Forschungsmission der Calgary würden eines Tages oder Jahres irgendwo in der Nähe der Basis ankommen und sich mit einem Piepsen melden. Das, dachte sie, war sie der Welt der Menschen immerhin schuldig. Genau das, aber kein bißchen mehr.
Der Luftdruck stieg langsam. Keine Lecks, aber es war noch zu früh, um den Anzug abzulegen. Sie überprüfte die Scanner und vergewisserte sich, daß Uranus und Sol im Heck immer kleiner wurden. Sie stellte Dauerschub für eine Stunde ein. Wenn der Brennstoff überhaupt so lange reichte.
Dann setzte sie sich einfach in den Copilotensessel, lehnte sich in ihrem besudelten Helm und dem unbequemen Anzug zurück und gestattete sich, bewußtlos zu werden. Wenn sie erwachte, würde sie weit genug entfernt sein, um den Sender abzuschalten.
Sie war zum Reich unterwegs. Und der Name des Reiches, das wußte sie genau, war Tod.
Als sie wieder zu sich kam, war das Haupttriebwerk still. War der Brennstoff ausgegangen? Nein, abgeschaltet, sah sie, als sie die Konsole überprüfte; es war noch etwas Energie da. Ihre Augen, ihre Nase und ihre Lippen waren verkrustet, fast verschlossen. Der Luftdruck war normal.
Dankbar öffnete sie die Sichtscheibe und entriegelte den schweren Helm, der sie vor Meich gerettet hatte. Denk nicht mehr dran, sagte sie sich. Nie wieder. Nie wieder will ich unter einem Menschen leiden. Denk an die Tatsache, daß du Wasser verloren hast, daß du hungrig und schmutzig bist.
Sie schluckte abwechselnd Saft und Wasser und überprüfte ihre Position. Sie war
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