Aus dem Überall
deiner Herde reiten. Folglich gibt es auch keinen Zucker mehr.«
»Alle Men-schen weg!« höhnte der große Hengst. »Menschen am Ende!«
»Da täuschst du dich ebenfalls. Es wird noch viele Menschen geben. Dafür sorge ich, verstehst du?« Sie patschte mit der flachen Hand gegen ihren Bauch.
Der Pfad wurde an dieser Stelle wieder schmal, und der fahle Hengst blieb zurück. Als er wieder mehr Platz fand, zwängte er sich neben Jakkos Stute.
»Ich glaube, ich werfe jetzt runter dich!«
Pfirsichdiebin drehte sich um.
»Du hast meinen zweiten Grund noch nicht gehört«, rief sie ihm zu.
Der Gaul schnob wütend.
»Der zweite Grund ist, daß dir meine drei Freunde hier den Bauch aufreißen, sobald du es nur versuchst.« Sie deutete nach oben, wo wie durch Zauberei die drei Mondhunde auf einem Felsüberhang erschienen und die Gebisse fletschten.
Jakkos Stute wieherte entsetzt, und der Apfelschimmel im Hintergrund schien höhnisch zu lachen. Der fahle Hengst trabte mit erhobenem Schweif an die Spitze der Herde und ließ dicht neben Pfirsichdiebin ein paar dampfende Äpfel fallen.
Sie überquerten den breiten Erdrutsch ohne weiteren Streit. Jakko fühlte sich zunehmend unbehaglich; er wäre mit Vergnügen abgestiegen, um den Rest des Weges in aller Ruhe auf seinen eigenen Beinen zu bewältigen. Hin und wieder legten die Tiere einen Galopp ein, der so schmerzhaft war, daß er Pfirsichdiebin am liebsten um eine Pause gebeten hätte. Aber er schwieg. Als sie dann ein paar mächtige Felsblöcke umrundeten, wurde er für sein Ausharren belohnt: In der Tiefe breitete sich eine Ebene aus, und die hohen Masten, die er am linken Rand aufragen sah, gehörten unzweifelhaft zu einem Flugplatz.
Endlich war der Felsenpfad geschafft. Sie hielten ganz in der Nähe einer Gleitweg-Station neben einer Reihe von zusammengeschobenen Wagen.
Jakko bedankte ich bei der Stute, glitt mit einem Seufzer der Erleichterung zu Boden und merkte, daß auch das Gehen Schwierigkeiten bereitete.
»Sieh erst nach, ob die Wagen noch funktionieren!« rief ihm Pfirsichdiebin vom Pferderücken aus zu.
Bereits das zweite Fahrzeug erwies sich als intakt. Jakko rief das Mädchen zu sich.
Sekunden später gab es Aufruhr bei den Pferden. Der große fahle Hengst griff seine Herde mit Tritten und lautem Gewieher an. Pfirsichdiebin löste sich aus dem Gewühl, gefolgt von den Mondhunden. Sie ließ sich lachend neben ihn auf die Sitzbank fallen.
»Ich habe unseren Reittieren den ganzen Zucker gegeben«, kicherte sie. Dann wurde sie wieder ernst. »Vielleicht eignen sich die Stuten doch als Milchtiere. Ich habe ihnen vorgeschlagen, daß sie mich am Rückweg bis zur Seestation begleiten sollen. Falls es der große Rüpel zuläßt …«
»Die bringst du doch nie in ein Wagenabteil!« stellte er verwirrt fest.
»Ich gehe ohnehin zu Fuß. Ich kann diese Dinger allein nicht bedienen.«
»Aber ich werde bei dir sein.« Seine Stimme klang unsicher.
»Wozu, wenn du keine Babies machen willst? Du bleibst bestimmt beim Fluß!«
»Aber warum begleitest du mich dann?«
»Weil ich eine Kuh suche«, fauchte sie verächtlich. »Oder eine Geiß. Vielleicht auch einen Mann.«
Sie sagten nichts mehr, bis der Wagen in die Flugplatzstation einbog. Jakko zählte mehr als zwanzig offensichtlich unbeschädigte Schiffe, die an ihren Ankermasten schwebten. Noch viel mehr hingen allerdings schlaff herab, und einige der Masten waren eingestürzt. Die Gleitstreifen des Flughafens standen still.
»Ich schätze, wir müssen uns Schutzhelme besorgen«, erklärte Jakko.
»Warum?«
»Damit die Alarmanlagen nicht losheulen, wenn wir über das Gelände gehen. Das ist auf den meisten Flugplätzen so.«
»Tatsächlich?«
Im Büro neben dem Eingang fanden sie einen Stapel von Schutzhelmen, eine rücksichtsvolle Maßnahme des Personals, das sich zuletzt hier befunden hatte. Ein großes Schild mit handgesetzten Buchstaben verkündete: SÄMTLICHE SCHIFFE ARBEITEN MIT NOTAGGREGAT. MANUELLE STEUERUNG ERFORDERLICH. BITTE ANWEISUNGEN BEACHTEN! Darunter lag ein Stapel eingestaubter Schriften. Sie nahmen eines der Büchlein, setzten die Helme auf und wandten sich einem Platz zu, wo mehrere Schiffe an ihren Ankermasten schwebten. Sie mußten unter dem Netz der stehengebliebenen Gleitstreifen hindurchkriechen; als sie endlich angelangt waren, fanden sie keinen Aufgang vom Erdgeschoß zu den Masten.
»Wir müssen auf den Gleitstreifen dort drüben klettern!«
Sie entdeckten eine kleine Leiter
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