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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Pfirsichdiebin.
    Dann verschmolz der Schatten des Fremden mit einem Wagen, und das Gefährt setzte sich in Bewegung. Es rollte langsam an, beschleunigte und verließ die Haltespur. Schließlich jagte es an ihnen vorbei die glitzernden Schienen entlang, bis es in den Wesetbergen verschwand.
    »Der Gleitweg funktioniert!« rief Jakko. »Wir schlagen heute nacht unser Lager hier oben auf und gehen gleich morgen früh hinunter zur Station. Das erspart uns einen langen Marsch!«
    Er war so begeistert über den Gleitweg, daß er mit Pfirsichdiebin zu plaudern begann, während sie ihre Proteinriegel verzehrten. Er erzählte ihr von den Städten, die er besucht hatte, und wollte wissen, wo sie überall mit ihrem Stamm gewesen war. Als sie jedoch ihre Decke neben seiner ausbreiten wollte, wehrte er ab und suchte sich einen Schlafplatz auf einem höhergelegenen Felsensims. Die drei Mondhunde legten sich dicht neben Pfirsichdiebin, preßten ihre Nasen auf die Vorderpfoten und starrten Jakko an.
    Seine Stimmung schlug erneut in Ekel vor sich selbst um. Seine Gewissensbisse wechselten mit Impulsen animalischer Sinnlichkeit, die ihm zugleich Unbehagen und Genuß bereiteten. Er preßte einen Arm über den Kopf, um das helle Mondlicht zu verdrängen, und sehnte sich danach, alles zu vergessen, was gewesen war. Am liebsten hätte er nur die kalten, stillen Sterne am Himmel gesehen. Als er endlich einschlief, hatte er keine Träume, beim Erwachen aber glaubte er eine düstere Litanei in seinem Innern zu hören. Das Pferd ist hungrig, sangen dumpfe Stimmen. Das Weib ist schlecht.
    Er weckte Pfirsichdiebin noch vor Sonnenaufgang. Sie aßen und machten sich auf den Weg zur Station in den Hügeln. Es war ein mühseliges Vorankommen, bis sie auf einen alten Kalksteinweg stießen. Die Mondhunde durchstöberten mit Begeisterung das weite Gelände. Als die beiden jungen Menschen die Gleitweg-Station erreichten, sahen sie, daß alles verstopft war von Wagen.
    Der Generator des ersten Gefährts funktionierte ebensowenig wie der des zweiten und dritten. Jakko begriff jetzt, daß der Fremdling am Abend zuvor nach einem intakten Wagen gesucht hatte. Die nutzlosen Fahrzeuge stauten sich in einer langen Kette auf dem Nebengleis – ein erbärmlicher Anblick.
    »Wir sollten zur Bucht zurückkehren«, meinte Pfirsichdiebin. »Der Mann fand dort einen Wagen.«
    Insgeheim gab Jakko ihr recht, aber noch glomm eine unerklärliche Streitlust in ihm. Er blinzelte in die verschleierte Ferne.
    »Ich gehe bis ans Ende des Rangiergleises.«
    »Aber es ist so lang, wir werden die ganze Strecke zurückgehen müssen …«
    Er marschierte stumm los; sie folgte ihm. Es war ein endloser Marsch, um eine Biegung und eine Anhöhe hinauf, und überall säumten nutzlose Wagen ihren Weg. Als sie fast die Hauptspur ereicht hatten, bemerkte Jakko ein schwaches Rucken entlang der Reihe. Das war es, worauf er gehofft hatte: Ganz vorne kamen immer noch neue Wagen an, die gegen die unbrauchbaren Gefährte stießen.
    »Oh, wunderbar!«
    Sie erreichten den zuletzt eingetroffenen Wagen und kletterten in das Abteil; die Mondhunde nahmen ihnen gegenüber Platz. Als Jakko die Steuerung bediente, die sie auf das Hauptgleis bringen sollte, schrillte ein Warnsignal los. Eine Voder-Stimme drohte, ihn an die Zentrale zu melden. Jakko ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern lenkte das Fahrzeug über die Weichen auf die Schnellspur, wo es endlich schwieg und zügig zu beschleunigen begann.
    »Du kennst dich aber gut aus mit diesen Maschinen«, meinte Pfirsichdiebin bewundernd.
    »Du solltest dich auch näher mit ihnen befassen.«
    »Warum? In ein paar Jahren haben die Dinger ausgedient. Und ich kann Fahrrad fahren.«
    Er preßte die Lippen zusammen und dachte an Ferrocils weiße Gebeine. Sie jagten stumm durch die Hügel; vorbei an ein paar Haltestellen, an denen sich ebenfalls die Wagen stauten. Jakkos Empfindungen hatten immer noch eine sonderbare Schärfe, und seine Sinneswelt schien bedeutungsschwer.
    Als sie nach einiger Zeit Hunger bekamen, entdeckten sie, daß die Wagen-Automatik noch voll funktionierte. Sie wählten Proteingetränke und Nahrungsriegel, die angenehm nach Früchten schmeckten. Pfirsichdiebin fand außerdem Trockenfutter für die Hunde. Der Gleitweg führte jetzt ins Gebirge. Der Wagen rollte glatt durch Tunnel und über Pässe, und sie genossen die herrliche Aussicht. Hin und wieder erhaschten sie einen Blick auf eine große Ebene in weiter Ferne. Wie so oft, aber

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