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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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und ein paar Straßenfeger herum. Nach einer Weile erschien »Teddy« in sauberer, blau-weiß-gestreifter Häftlingskluft und mit einer phantasievoll zurechtgedrückten Mütze. »Da bist du ja«, meinte er. »Dann laß uns gehen«, und er führte mich direkt durch den Haupteingang zur Küche. Dampfschwaden umfingen uns. Ein hochgewachsener Häftling mit der Nummer  1879 kam auf »Teddy« zu, und sie wechselten einige Worte. Aus dem Hintergrund der Küche tauchte Leo, der Kapo des Lebensmittellagers, auf. Auf mich weisend, fragte er »Teddy«: »Geht es um ihn?« Als »Teddy« dies bejahte, lachte er auf: »Bist du verrückt geworden? So eine Bohnenstange bringst du mir hierhin zur Arbeit? Nein, der schafft das nicht«, schloß er mißbilligend.
    Ich erstarrte vor Entsetzen. Aber »Teddy« entgegnete: »Leo. Er war krank, hat Typhus gehabt. Er ist in keinem guten Kommando gewesen. Kein Wunder, daß er nicht besonders gut aussieht.« »Aber Franz nimmt ihn nicht. Mann, das ist schwere Arbeit hier. Was stellst du dir bloß vor? Das ist kein Zuckerlecken, nach zwei Tagen kippt er um!« »Na, dann nimm ihn als Gehilfen, Leo. Er ist ein Pfadfinder aus Poznań. Nimm ihn!« »Teddy« versuchte eifrig, Leo zu überzeugen. Die Nummer  1879 schloß sich ihm an. »Pietrek hat niemand für den Fünfhunderter, denn Józek haben sie abgeholt«, sagte er. Ich verstand nicht recht, wovon er sprach, ich blickte nur flehend den Kapo an. Am Ende winkte Leo ab und gab dem Hochgewachsenen die Anweisung: »Na gut, nimm ihn zur Probe! Bring ihn zu Pietrek. Verlegung in den Block und Einkleidung erledigt Chmura.« Er schrieb meine Nummer auf, gab »Teddy« die Hand, und damit hatte es sich. »Teddy« klopfte mir auf die Schulter und meinte: »Na, jetzt hängt alles von dir ab. Laß dich nicht unterkriegen!« und dann verabschiedete er sich mit dem Pfadfindergruß. »Danke! Vielen Dank!« sagte ich leise und bemühte mich, die Freude in mir zu unterdrücken.
    Der hochgewachsene, breitschultrige Häftling hieß Lutek (Lucjan Sobieraj, Nr.  1879 ). Er führte mich zu einem Kessel, an dem ein mittelgroßer, kräftig gebauter Häftling arbeitete. »Pietrek, du hast einen Gehilfen. Leo hat angewiesen, daß du ihn übernimmst!« Der andere sah mich von oben bis unten an, spuckte aus und meinte: »Verfluchter Mist! So einen Scheißer geben sie mir, für den ich mich abrackern muß. O nein, ich halte das nicht aus in diesem Dreckladen. Verflucht noch mal!« Er füllte den Herd weiterhin mit Kohle, und ich stand wie ein begossener Pudel daneben. Nach einer Weile wandte er sich an mich: »Na gut. Verfurz dich, mein Söhnchen, mit dem kleinen Faß und hol Kartoffeln! Aber dalli!«
    Gehorsam ergriff ich das Faß und lud es mir auf die Schulter. Lutek wies mir den Weg zum Gemüselager. »Mach es nicht ganz voll, sonst schaffst du es nicht«, flüsterte er mir wohlmeinend zu. Ich jagte mit dem Faß zu dem Flügel des Küchengebäudes, in dem das Kartoffellager lag. Dort befanden sich in speziellen Bottichen geschälte und gewaschene Kartoffeln. An einem Bottich stand ein Häftling. Er kannte mich nicht, konnte sich aber denken, wer ich war, denn er meinte: »Du bist also der neue Gehilfe. Bestimmt bei Pietrek, was?« »So ist es«, bestätigte ich. »Ich heiße Adam«, drückte er mir die Hand. »Na, lad dir soviel auf, wie du tragen kannst«, meinte er und reichte mir eine Art große Forke zum Einkellen. Rasch füllte ich das Faß dreiviertel voll und rollte es dann seitlich geneigt auf dem Fußboden zurück zum Kessel. Pietrek hieß mich, es auf einer Seite am Boden zu packen, ergriff selbst die andere Seite, und gemeinsam schütteten wir den Inhalt in den offenen Kessel. »Und jetzt bring ich dir bei, wie man kocht«, teilte er mir mit. Er schloß den Deckel des Kessels, verschraubte ihn und zeigte mir den Druckmesser, auf dem ein Zeiger die Atmosphären anzeigte. Er unter wies mich, woher ich Kohle zum Nachlegen holen sollte und bis zu welchem Strich der Zeiger auf der Skala wandern durfte. Er warnte mich, daß der Kessel in die Luft fliegen könne, wenn die Temperatur die angegebene Marke überschreite. So, wie es vor ein paar Monaten geschehen sei.
    Dem Kessel näherten sich mehrere Köche. »He Pietrek, du machst ihn ja fertig, wenn du den Lehrer spielst!« »Ja, ja, da hat er aber ein Söhnchen gefunden!« Dem Anschein nach waren das Sticheleien, sie waren aber nicht böswillig gemeint. Im Gegenteil. Es interessierte sie, wer ich war und woher

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