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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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Kopf. Schluß! Die machen mich fertig. Es gab keinen Ausweg. Auf das Verschlafen des Appells stand Bunker und Strafkompanie. Da half nichts. Zusätzlich würde ich vielleicht ausgepeitscht. Sie würden mich zu Tode prügeln. Aber die Gedanken rissen ab, es blieb nur noch die Angst. Der Hund riß mir ein Stück des Hosenbeins heraus. Mehrere Schläge landeten einer nach dem andern auf meinem Kopf. Nach einem Augenblick war mein ganzer Körper durchgewalkt. Es tat weh. Die Schläge fielen weiterhin. Ich begann zu stöhnen. Sie schleiften mich aus dem Block. Ringsum standen die Reihen der zu zehnt angetretenen Häftlinge. Fluchend stießen mich die SS -Leute vorwärts. Eine restlose Betäubung und Gleichgültigkeit hüllte mich ein. Sollte doch alles endlich für immer enden.
    Ich wurde zum Prügelknaben für alle. Der Blockälteste sprang auf mich zu und versetzte mir einen Hieb ins Gesicht, so daß ich mich überschlug. Ich spürte eine klebrige Flüssigkeit am linken Auge. Das war bestimmt Blut. Bevor ich mich erheben konnte, vernahm ich das Gebrüll: »Aufstehen, du Sauhund!« Entsetzt erblickte ich Aumeier, den Lagerführer mit seinen eleganten Lederhandschuhen. Neben ihm standen Palitzsch, der für Exekutionen zuständige, und noch zwei andere mit den Totenkopfabzeichen der SS . Ich stand auf und versuchte, Haltung anzunehmen, aber der kleine, untersetzte Aumeier schlug mir links und rechts ins Gesicht.
    Ich konnte mich aber auf den Beinen halten. Also schlug er erneut zu – zweimal. Und er brüllte, er werde mich erschießen lassen. Mir war alles egal. Von irgendwoher, von der Seite der angetretenen Häftlinge, hörte ich, wie mir jemand auf Polnisch riet: »Laß dich nach dem nächsten Schlag zu Boden fallen!« Ich kapierte. Als Aumeier wiederum zuschlug, sackte ich auf den Kiesweg, den ich einige Stunden zuvor gefegt hatte. Und nun bedachte mich der SS - Mann mit Fußtritten – in den Bauch, in die Nieren, in die Genitalien. Das tat weh, aber er massakrierte das Gesicht nicht mehr. Als er endlich genug hatte, befahl er mir, mich vor ihm aufzustellen, und fragte: »Was hast du im Block gemacht?« Was für eine Ausrede sollte ich erfinden? »Ich war krank. Ich bin ohnmächtig geworden und hatte einen Blutsturz«, log ich so gut ich konnte auf Deutsch. »Was?« brüllte Aumeier drohend. »Krank im Block fürs Arbeitskommando?! Blockältester, zu mir!«
    Der Blockälteste war sofort zur Stelle. Ich machte mir keine Illusionen. Der würde mir erst recht zusetzen – dachte ich. Indessen bekam er vom Lagerführer ein paar Schläge ins Gesicht, weil er den Block vor dem Appell nicht kontrolliert hatte. Dann sprang er wieder auf mich zu, schlug mich zweimal ins Gesicht, so daß ich niederfiel, und rief den Lagerältesten und den Dolmetscher zu sich. »Die Nummer aufschreiben!« befahl er. »Und in der Strafkompanie kurieren«, lachte er dem Lagerältesten unheilverkündend zu. »Ab!« Das bedeutete, daß der Appell zu Ende war.
    Die Häftlinge liefen in die Blocks, um ihr Brot abzuholen. Nach einem langen Arbeitstag war das der wichtigste Augenblick für sie. Eine Scheibe Brot! Meinetwegen hatten sie länger darauf warten müssen. Sie hatten dastehen müssen, bis der Häftlingsstand beim Appell stimmte. Ich versuchte, aufzustehen. Ich war gründlich durchgeprügelt worden, und beim ersten Versuch gelang es mir nicht, mich zu erheben. Erst als mich zwei Häftlinge unter den Schultern ergriffen, stand ich wieder auf den Beinen. »Na, was ist? Kannst du dich einigermaßen zusammenreißen?« fragte einer von ihnen.
    Ich war so zerschlagen, daß ich nicht antworten konnte. Aber der Schmerz war nicht das Schlimmste. Die größte Angst hatte ich davor, was mit mir geschehen werde.
    In dem zweiten Häftling, der mich stützte, erkannte ich Wieczorkowski von meinem Transport. »Verzage nicht«, flüsterte er mir zu. »Wir nehmen dich mit.« Ich wußte nicht, was er meinte. Ich war halb bewußtlos durch das Prügeln. Willenlos ordnete ich mich meinen unerwarteten Betreuern unter. Sie schleppten mich zum Block 15 . Im Waschraum lagen mehrere Tote. Sie zogen einem von ihnen die Kluft aus und befahlen mir, mich umzuziehen. Ich begriff nichts. »Vorläufig muß das so sein. Mit deinem Blockältesten erledigen wir die Verlegung in unseren Block«, erklärte Wieczorkowski. »Mit dieser Nummer kannst du zwei, drei Tage in diesem Block überstehen. In deinem würde dich der Blockälteste fertigmachen. Du bist jung und hast schon

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