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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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Küche, eine Tischlerei und vier Baracken, in denen die Gruppe der schon früher, im April 1943 , eingetroffenen Häftlinge untergebracht war. Unser Eintreffen kündigte den Ausbau der Häftlingsunterkünfte an. Die Baracken, die wir nach unserer Ankunft bezogen, sollten später anderen Zwecken dienen.
    Lagerältester war ein deutscher Häftling mit rotem Winkel, den ich außer bei den Appellen eigentlich nicht zu sehen bekam. Der Lagerführer war ein älterer Hauptscharführer, der ein wenig wie ein »Opa« aussah. Er hatte graues Haar und buschige Brauen. Er schrie, wies alle lauthals zurecht und brüllte ununterbrochen – er war überall zu hören und zu sehen. Er trug einen Krückstock und verlieh seinen Befehlen und Antreibereien mit Schlägen Nachdruck. Ganz besonders quälte er die russischen Gefangenen. Offensichtlich erblickte er in ihnen die Ursache für die Niederlagen der Deutschen an der Ostfront.
    Andere SS -Leute paßten als Wachtposten auf die Häftlinge auf. Außerhalb des Stacheldrahts schoben sie ihren nach Stunden bemessenen Dienst. Das Lager lag auf freiem Feld. Ringsherum zogen sich, soweit das Auge reichte, bestellte Felder hin. Im Nordwesten konnte man am Horizont ein paar Gebäude und mehrere Schornsteine erkennen. Etwas näher sah man ganze Reihen von Fabrikhallen. Das war die Munitonsfabrik »Hasag«, die 3 bis 4  km von unserem Lager entfernt lag. Im Osten stand eine große Fabrikhalle mit halbrundem Dach, um die herum sich eine Reihe kleinerer Gebäude hinzog. In eben dieser Halle sollten wir arbeiten. Im Süden erstreckten sich ebenfalls Äcker und Felder. Die Landschaft war völlig eben, leicht zu beobachten für die SS -Leute auf den sechs Wachtürmen, die das Lagergelände umringten. Im Westen, wo auch Häftlinge eingesetzt waren, wuchsen Fabrikhallen und Schornsteine empor.
    Vom ersten Tag an wiederholte uns der deutsche Kapo des Arbeitskommandos, daß wir hierher gekommen seien, um in der Fabrik zu arbeiten, und daß keinem, der gut arbeite, auch nur ein Haar gekrümmt werde. Die nächsten Tage, die ich beim Bau von Einzäunungen und mit dem Aufräumen der gerade errichteten Unterkunftsbaracken verbrachte, verliefen tatsächlich verhältnismäßig ruhig. Ich lernte die neuen Gegebenheiten und neue Kollegen kennen. Alles von neuem, immer wieder von neuem. Ich war bereits das dritte Jahr in Gefangenschaft. Am wichtigsten war – wie überall – das Essen, das Stillen des Hungers. Wir bekamen etwas bessere Suppe, aber das Stückchen Brot war kein Gramm schwerer als das, welches wir in Auschwitz oder Buchenwald bekommen hatten.
    In meiner Freizeit nahm ich Kontakt und Gespräche mit einem älteren Häftling aus Buchenwald auf, der in Leipzig als Tischler eingesetzt war. Er hieß Paul, und sein Gehilfe war ebenfalls ein Pole mit Vornamen Leon. Ihre Nachnamen habe ich nie erfahren. Bei ihnen in der Tischlerei, wo es immer warm war, konnte man manchmal etwas zusätzliche Suppe bekommen. Wegen der wichtigen Arbeiten, die sie für die SS -Baracken ausführten, wurde ihnen von der Küche mehr zugeteilt. Paul stammte, ebenso wie Leon, aus der Umgebung von Poznań. So war es kein Wunder, daß sie mir wohlgesinnt waren und mir von Zeit zu Zeit halfen. Von ihnen erfuhr ich manchmal, was an der Front geschah. Sie hatten Vertrauen zu mir. Ihr zweiter Schützling war Jerzy Potrzebowski aus Krakau. Er konnte wunderschöne Porträts zeichnen, die verschiedenartigsten Skizzen und Gesichter »aus der Freiheit«. Meist waren es Frauenbildnisse. Ein von Jerzy gezeichnetes Bild zeigte Paul dem Lagerkommandanten, und als der es gesehen hatte, bestellte er sofort ein Bild von sich. Von diesem Augenblick an war Jurek der Hofmaler des Kommandanten. Er porträtierte ihn von allen Seiten und hatte außerdem alle vorkommenden Malarbeiten auszuführen. Selbstverständlich wurde er nicht in der Fabrik eingesetzt, sondern stand dem Lagerführer zur Verfügung – für Arbeiten innerhalb des Lagers.
    Die Einrichtung des Lagers ging zu Ende. Tag für Tag wurden immer mehr Häftlinge dem eigentlichen Arbeitskommando zugeteilt und marschierten morgens zu der unweit gelegenen Fabrikhalle. Schließlich wurde auch ich dem Arbeitskommando zugeordnet, das von der riesigen, 100  m langen Halle verschluckt wurde. Unter der Aufsicht deutscher Meister und Vorarbeiter hatten wir bestimmte Arbeitsgänge auszuführen. Die Montage der Tragflächen für das Jagdflugzeug ME - 109 erfolgte von fahrbaren Montagebrücken aus, den

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