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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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solchen Dreckskerlen zu tun habe, bekomme Rapporte vom Blockführer wegen mangelnder Sauberkeit im Block. Der alte Bandit Fritzsch, ehemals Lagerführer im KZ Auschwitz, zog seinen Revolver und erschoß die beiden »Muselmänner«. Hume aber bekam zwei Hiebe in die Fresse, weil er sich mit solchen Kinkerlitzchen an den Lagerführer gewandt hatte. Von diesem Tage an stieg die Zahl der Toten im Block 23 . Hume wütete unter den Schwächlingen, die er gnadenlos in der Latrine ertränkte.
    Ein dramatischer Augenblick war für viele entkräftete Häftlinge jener Tag im Monat, an dem sie von der Familie zu Hause ein kleines Lebensmittelpäckchen bekamen. Oft schlangen die schwachen, ausgehungerten Häftlinge gierig und hastig die Lebensmittel von zu Hause hinunter, und nach einigen Stunden waren sie dann schwer krank. Der nicht mehr an Zucker und Fett gewöhnte Organismus reagierte mit Durchfall, und das endete nicht selten mit dem Tod. Meist waren es Häftlinge, die sich noch nicht länger als ein halbes Jahr im Lager befanden. Sie waren sich der Gefahr nicht bewußt. Hinweise und Warnungen älterer Häftlinge mit mehr Lagererfahrung nahmen sie ungläubig, ironisch lächelnd auf. Der anschaulichste Schauplatz derartiger Szenen war eben die Latrine. Ich beobachtete zwei französische Häftlinge, wie sie auf dem Balken saßen, Konfitüre und Honig aus kleinen Gläsern schleckten, während ihnen das Blut aus dem After lief. Der Durchfall, die gefährlichste Krankheit für die Häftlinge, höhlte ihren Körper erschreckend schnell aus.
    Am nächsten Tag entdeckte ich einen dieser Franzosen unter den Toten neben dem Block. Sein Gesicht trug das glückliche Lächeln eines satten Menschen.
    Ich bekam kein Päckchen. Alle paar Tage besuchte ich also meinen Betreuer im Krankenbau, der immer etwas für mich bereithielt. Als er mir eines Tages ein Stück Brot zusteckte, blickte er sich geheimnisvoll um und flüsterte mir zu: »Auf Hitler ist ein Attentat verübt worden. Die Deutschen sind wütend. Angeblich haben sie mehrere wichtige Generäle in den Bunker gebracht.« »Verdammt noch mal!« fluchte ich. »Und was ist? Hat es den Hitler erwischt?« hakte ich nach. »Nein, das Attentat ist mißlungen. Schmitz säuft ununterbrochen. Aha, weißt du schon, daß die Russen in Lublin einmarschiert sind?« »Woher sollte ich das wissen«, gab ich zurück. »Ich hab nicht solche Kontakte wir du.« »Na gut, dann weißt du es jetzt. Aber sei vorsichtig! Sprich mit niemandem darüber!« warnte er mich. »Bestimmt kommen jetzt Transporte aus Majdanek, sie haben das Lager dort nämlich aufgelöst«, setzte er noch hinzu.
    Tadeusz verfügte tatsächlich über ausgezeichnete Informationen. Als ich in meinen Block zurückkam, stand vor dem Waschraum eine dicht gedrängte Menge neuer Häftlinge. Es war ein Transport aus Lublin. Die Deutschen müssen sich also ständig zurückziehen, ihnen wird tüchtig das Fell gegerbt – dachte ich. Im Osten wie im Westen werden sie immer mehr bedrängt. Wie es wohl kommen wird? Vielleicht erleben wir die Befreiung.
    Am nächsten Tag sah ich in der Nähe des Haupttores eine Gruppe von etwa 30  Häftlingen, während ich die Lagerstraßen um die Schreibstube herum säuberte. Mit Knüppeln wurden sie von SS -Leuten und irgendeinem Kapo vom Tor her ins Lager und dann in den Bunker getrieben. Ich konnte gerade noch erkennen, daß alle einen runden weißen Aufnäher auf dem Rücken der Häftlingskluft hatten. Darauf war der rote Buchstabe »M« zu sehen. Dieser Kennzeichnung war ich bisher in keinem Lager begegnet. Janusz Janicki, der Kollege von Tadeusz aus dem Krankenbau, kam gerade aus der Schreibstube heraus. Ich fragte ihn, was dieser Buchstabe auf dem Rücken zu bedeuten habe. Der Pfleger blickte sich vorsichtig um, ob kein SS -Mann in der Nähe sei, und erklärte mir dann: »Die du da gesehen hast, das sind Russen aus deinem Kommando in Mülsen. Man hat sie in den Wäldern der Sudeten erwischt und in die Strafkompanie eingewiesen. Der Buchstabe ›M‹ bedeutet Meuterei, deshalb tragen sie diesen Aufnäher.«
    Anschließend betrachtete er mich näher und meinte: »Du hast Glück gehabt, daß du nicht draufgegangen bist. Ich habe nicht geglaubt, daß du es überstehst! Und was die da betrifft«, er zwinkerte zum Bunker hinüber, »so haben sie noch ein paar Tage Arbeit im Steinbruch vor sich. Dann werden sie fertiggemacht.« Im Tor tauchte irgendein SS -Mann auf. Janusz entfernte sich von mir, nahm eilfertig

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