Aus der Spur

Titel: Aus der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Smith

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Nelson die Tatortfotos vom Mordfall Patel. Er legte einige Bilder nebeneinander, auf denen das Gesicht des Inders samt Zitrone zu sehen war. Seine Nase machte beim Atmen leise, pfeifende Geräusche.
    » Der Raubüberfall ist ein Täuschungsmanöver. Nein, beide Überfälle. « Nelson starrte auf die Fotos. » Das ist ein Ausdruck von purem Zorn « , meinte er und zeigte auf Patel. Dann tippte er auf ein Foto des toten vietnamesischen Ehepaars. » Und das hier auch. Hier ist es schwerer zu erkennen, aber an der Sache mit den Lebensmitteln sieht man es. Warum eine Zitrone und keine Melone? « Nelson hob fragend den Blick, und Chang erklärte ihm seine Theorie bezüglich Zitronengras und vietnamesischer Küche.
    » Diese Art Zorn ist wie ein Feuer. Bevor die Flammen ausgehen, breiten sie sich erst aus. Ich hoffe, dass wir uns beide irren. «
    Aber Chang wusste, dass sie recht hatten. » Was machen wir jetzt? «
    Nelson zuckte mit den Schultern. » Das, was uns im Blut liegt, würde ich sagen. «
    » Willkommen zurück, Flash. « Chang hatte Nelson schon seit Jahren nicht mehr so genannt.

Kapitel 14
    Lieferung frei Haus
    Greenville, Delaware, Montagmorgen
    Zum ersten Mal seit Langem wäre Shamus am liebsten nicht zur Arbeit gegangen. Er konnte es gar nicht erwarten, sich seinem nächsten Projekt zu widmen.
    Nach der gestrigen Begegnung mit dem fiesen Kampfzwerg, der das Haus von Changs Mutter bewachte, brauchte er dringend ein Erfolgserlebnis. Also ging Shamus jedes Detail seines Plans sorgfältig durch. So einfach wie bei Patel würde das Ganze nicht werden, aber der Mehraufwand würde sich lohnen. Die Sache mit Patel war ein » Quickie « gewesen. Mit den Hubberts würde sich Shamus eine schöne, lange Sitzung gönnen. Die beiden Walrösser hatten nichts anderes verdient. Als ihn am Samstag jene eisige Ruhe erfüllt hatte, war ihm klar geworden, dass es Gran gewesen war, die ihm diese Kundschaft aus gutem Grund geschickt hatte.
    Er hatte sich am Samstag den Arsch aufgerissen, aber für diese Schweine war nichts gut genug gewesen. Nach diesem Debakel hatte Tommy bei den Verkäufen einen Riesenvorsprung. Aber Shamus konnte ihn immer noch einholen.
    Am Montagmorgen stand ein Belegschaftsmeeting mit Fred Baer an, dem Inhaber von Patriot Motors und Besitzer mehrerer anderer Autohäuser. Shamus fand diese Besprechungen immer stinklangweilig; normalerweise wurden nur die grundlegendsten Verkaufsstrategien wiedergekäut. Alles Anfängerkram. Baer mochte ein erfolgreicher Geschäftsmann sein, aber in Sachen Rhetorik hätte er von Shamus einiges lernen können. Er konnte einfach nicht so gut mit Menschen umgehen.
    » Hallo, Jonah. Wie war dein Wochenende? « , begrüßte Shamus seinen Kollegen, der sich im Konferenzraum neben ihn setzte.
    » Ganz gut so weit. Ich hab lange geschlafen und neue Energie getankt. Hey, du hattest am Samstag ja echt Pech mit deinen Kunden. «
    » Schnee von gestern. Mal so, mal so, stimmt’s? « Shamus schenkte Jonah ein breites Grinsen. » Gratulation übrigens. Diese Kunden von dir haben den Schlitten endlich gekauft, oder? Wurde auch Zeit. «
    » Das kannst du laut sagen. Die haben mich fix und fertig gemacht. Mrs. Chen ist echt der Hammer, und Mr. Chen spricht kein Wort Englisch. Ich habe den ganzen Tag gebraucht, um die rumzukriegen. Ich bin heilfroh, wenn ich die los bin « , sagte Jonah.
    Von dieser Geduld kann man sich ’ne Scheibe abschneiden, sagte sich Shamus.
    Der Rest der Belegschaft trudelte ein, und das Meeting begann. Das Thema des Tages lautete: » Wie fülle ich ein Kaufantragsformular richtig aus. « Shamus schaltete auf Durchzug und dachte lieber an seine frühmorgendlichen Aktivitäten.
    Er war probehalber zum Anwesen der Hubberts gefahren. Sie lebten in North Wilmington, nicht weit von der Route 2 02 . Shamus war mit seinem eigenen Auto dort vorbeigefahren, aber das war kein Problem, denn für den kommenden Abend würde er sich einen anderen Wagen » ausleihen « . Nach dem, was am Tag zuvor passiert war, wollte er nichts mehr dem Zufall überlassen. Die Brandwunde auf seinem Bein erinnerte ihn schmerzhaft daran, dass jeder Fehlschlag seinen Preis hatte.
    In der Einfahrt der Hubberts hatte er ein Auto mit einem Überführungs-Nummernschild aus Pappe stehen sehen. Es deklarierte den Wagen als Neuerwerbung und schien Shamus verhöhnen zu wollen. Hoffentlich hatten die Hubberts ihren Spaß mit der Karre. Sie würden sich nicht den Kopf darüber zerbrechen müssen, wie lange der