Aus der Spur
besprechen wollen? Bis zum frühen Nachmittag hatte Shamus zwei Autos verkauft. Eines davon hatten die Käufer sogar gleich mitgenommen. Das waren ausgesprochen angenehme Kunden gewesen. Shamus war froh, etwas zu tun zu haben. Um es mit einem von Grans Lieblingssprichwörtern zu sagen: » Müßiggang ist aller Laster Anfang « .
Am Sonntag quälte er sich nur mühsam aus den Federn. Aber sein Tag verbesserte sich schlagartig, als er mit einem Kaffee und einer Zeitung in einem kleinen Café saß und die beiden Männer am Tisch hinter ihm anfingen, über die Morde zu sprechen. » Warum kriegen die Bullen diesen Kerl denn nicht? « » Ich will gar nicht wissen, was die uns noch alles verheimlichen. « » Schon erschreckend. Wer ist denn wohl der Nächste? «
Shamus schaffte es, sich nicht umzudrehen, und gratulierte sich zu seiner Willenskraft. Er konnte die Angst aus ihren Worten heraushören– Angst und noch etwas anderes. Respekt? Möglich. Am liebsten hätte er den beiden ein Autogramm angeboten. Shamus war ein Star!
Völlig klar, dass er ihnen die Frage, wer als Nächster auf seiner Liste stand, unter keinen Umständen beantwortet hätte. Nicht mal Flannigan konnte er einen Hinweis geben. Dies musste sein kleines Geheimnis bleiben. Es wäre viel zu leicht, Heather zu ihm zurückzuverfolgen, also musste sich Gran mit einem Kompromiss begnügen. Den restlichen Sonntag verbrachte Shamus damit, sich eine Verkleidung auszudenken.
Am Montag fing er immer erst am frühen Nachmittag zu arbeiten an. Also hatte er genug Zeit, um zu überprüfen, ob Heather allein war. Dann würde er ihr einen Besuch abstatten. Shamus packte seine Sachen zusammen und stopfte ein bisschen Kleingeld in die Hosentasche. Über seiner üblichen Arbeitskleidung trug er einen Maleroverall. Eine Malerkappe, eine Sonnenbrille und ein Paar billige Turnschuhe, die er nie wieder tragen würde, rundeten sein Outfit ab.
Er nahm die schönen, gewundenen Nebenstraßen, die von Greenville nach North Wilmington führten. Um halb zehn kam er in Garden Ridge an, wo Heathers Eltern ein ansehnliches Haus besaßen. Die Wohngegend lag nicht allzu weit vom Anwesen der Hubberts entfernt, war aber um einiges gehobener. Shamus fuhr an Heathers Haus vorbei, bog in eine nahe gelegene Tankstelle ein und warf ein paar Münzen in die dortige Telefonzelle.
Nach dem vierten Klingeln hatte er zu seinem Ärger wieder Heathers Mailbox an der Strippe. Aber er wusste, dass das Mädchen zu Hause war. Ohne eine Nachricht zu hinterlassen, legte er auf und merkte erst dann, dass das Geld weg war. Schließlich war der Anruf angenommen worden.
Shamus opferte sein letztes Kleingeld für einen weiteren Anruf. Dieses Mal ließ er es nur dreimal klingeln und wählte dann erneut. Diese Prozedur wiederholte er so lange, bis Heather abnahm.
» Wehe, es ist nicht wichtig! « Ihre Stimme klang benommen.
» Guten Morgen! « , trompetete Shamus in den Hörer, senkte dann aber seine Stimme, damit kein Kunde der Tankstelle seinen Namen aufschnappen konnte. » Hier spricht Shamus von Patriot Motors. Ich habe Ihre Anzahlung, Heather. «
» Meine was? «
Shamus konnte die kleinen Rädchen in ihrem Kopf regelrecht rattern hören.
» Ihre Anzahlung. «
» Ach, ja. Sie können mir einen Scheck schicken. Das geht schon. «
» Ich bin gerade in der Gegend. Ich habe das Geld in bar bei mir, aber wenn Sie lieber einen Scheck möchten… «
» Bar? Okay. Können Sie schnell machen? Oder schieben Sie’s mir doch einfach unter der Tür durch. «
» Ich bin in fünf Minuten bei Ihnen. Aber ich muss Ihnen das Geld persönlich übergeben. Ich brauche eine Quittung, sonst bekomme ich es nicht zurückerstattet. « Er hatte doch gleich gewusst, dass sie auf Bares anspringen würde.
» Beeilen Sie sich aber. Meine Eltern sind in der Arbeit, und ich hab grad geschlafen. «
» Ich sorge dafür, dass Sie so schnell wie möglich Ihre Äuglein schließen können. Bis gleich! «
Shamus wischte den Hörer ab und legte auf.
Kapitel 29
Enthüllungen
Montagmorgen
Chang verabscheute Politiker fast so sehr wie Bürokraten, die ihm dazwischenfunkten. Und heute musste er sich mit Nelson dem ultimativen Horrorszenario stellen.
Wenn die Medien nämlich Druck machten, gaben die Politiker diesen an die Polizei weiter. Die Gouverneurin und der Generalstaatsanwalt von Delaware wollten auf den neuesten Stand der Ermittlungen gebracht werden. Beide hatten einen ihrer Mitarbeiter geschickt, und Chang sollte auf Byrds
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