Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus der Spur

Aus der Spur

Titel: Aus der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Smith
Vom Netzwerk:
einem monotonen Singsang. Chang beobachtete ihn, sagte aber nichts. Er hoffte, dass Cleary sich nicht gerade in der Nähe der Garage aufhielt. Nelson war noch nie zuvor so laut geworden, doch Chang wollte ihn nicht unterbrechen. Bald konnte er Worte aus dem Sprechgesang heraushören.
    » …müdebinich… müdebinichgehzurRuh… müdebinichgehzurRuh! « Nelson sprang schwankend auf und taumelte Richtung Garagentor. Chang wollte ihn auffangen, aber sein Partner stützte sich auf dem Kofferraum des BMW ab. Nelson stand so weit vorgebeugt, dass sein Kopf auf Höhe des Pappnummernschildes baumelte.
    » Ist alles in Ordnung? «
    Nelson richtete sich ruckartig auf und starrte die geöffnete Garagentür hinaus.
    » Puja! « Der Schrei hallte durch die Garage. Nelson rief das Wort noch einmal, noch lauter diesmal. » Puja! « Diesmal schien er es direkt dem Nummerschild zuzurufen.
    » Nelson? « , fragte Chang. Sein Partner winkte ab.
    » Mir geht’s gut. «
    Der Sanitäter war aus dem Krankenwagen ausgestiegen und kam auf Nelson zu, der ihn aber ignorierte und stattdessen zu Changs Einsatzwagen marschierte. Chang folgte seinem Partner und sagte über seine Schulter zu dem Sanitäter: » Ich kümmere mich schon um ihn. « Als er Nelson erreicht hatte, fragte er ihn leise: » Was ist? «
    » Sag’ ich dir im Auto « , antwortete Nelson, ohne sich umzudrehen.
    Chang dagegen wandte sich sehr wohl um, als er eine Haustür schlagen hörte. Er entdeckte Cleary in der Garage. Der Mann trat vorsichtig um die Leiche seiner Tochter herum und kam dann geradewegs auf Chang und Nelson zugestürmt. Wiggins war Cleary auf den Fersen, machte aber keine Anstalten, ihn aufzuhalten.
    » Wie hat er sie genannt? « , fragte Cleary mit puterrotem Kopf.
    Chang stellte sich ihm in den Weg und schirmte den Streifenwagen– und Nelson– mit seinem Körper ab. » Gar nichts. Ich glaube, Sie haben sich verhört. «
    » Ich habe gehört, dass er irgendwas geschrien hat. Was war das? Und warum muss er so einen Lärm machen? Sie kann ihn doch nicht mehr hören. «
    » Mr. Cleary, mein Partner meint es nicht so. « Chang führte Cleary vom Auto weg. Vielleicht war es das Beste, mit der Wahrheit anzufangen. » Mr. Rogers musste den aktiven Dienst wegen seines gesundheitlichen Zustands quittieren. «
    » Seines gesundheitlichen Zustands? «
    » Es handelt sich vermutlich um eine Form des Tourette-Syndroms. Er hat eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe und ist deshalb ein erstklassiger Ermittler. Aber wie Sie gehört haben, kann sein Zustand ein Problem darstellen. « Das war nun meilenweit von der Wahrheit entfernt. Chang wünschte sich, er müsste nicht das Blaue vom Himmel herunterlügen. Doch er wusste nicht, welche einigermaßen rationale Erklärung er dem Mann sonst liefern sollte.
    » Für so was gibt es doch Medikamente. «
    » Ja, Sir. Er vergisst nur manchmal, sie zu nehmen. «
    » Was zum Teufel ist hier eigentlich los? « , fragte Cleary.
    » Wir sind nicht davon überzeugt, dass Heathers Tod ein Unfall war. «
    » Selbstmord war es jedenfalls nicht. Sie ist ausgerutscht und gestürzt. « In Clearys Gesicht spiegelten sich widerstreitende Gefühle, und er packte Chang am Arm. Seine Finger fühlten sich an wie die Klauen eines Greifvogels. » Moment mal… Reden Sie etwa von Mord? Niemand würde meine Heather umbringen! «
    » Mr. Cleary, wir sind es Ihrer Tochter schuldig, die Wahrheit herauszufinden. «
    Cleary wirkte noch verwirrter als zuvor, und Chang wünschte sich wirklich, er könnte dem Mann die Wahrheit sagen.
    » Halten sie den da von meiner Tochter fern « , verlangte Cleary und deutete auf Nelson im Einsatzwagen.
    » Natürlich « , sagte Chang. Nelson hatte bereits alles gesehen, was es zu sehen gab– was auch immer das gewesen sein mochte.
    Cleary kehrte zum Haus zurück, und Chang warf Wiggins einen vernichtenden Blick zu. Mit einem Schulterzucken ließ der muskelbepackte SORT -Mann ihn wissen, dass er alles getan hatte, was er konnte, um Cleary hinzuhalten. Er konnte den Mann ja schlecht gewaltsam in seinem Haus festhalten.
    Schweigend setzte sich Chang hinter das Steuer. Nelson kritzelte in sein Notizbuch. Als Chang sich ihm zuwandte, starrte Nelson ihn an, und er konnte förmlich sehen, wie sich die Rädchen im Kopf seines Partners drehten.
    » Weißt du, was an Zitronen so lustig ist? Puja! Der Witz mit der Zitrone ging auf Patels Kosten, und zwar wegen Puja. Ich weiß, womit der Mörder seinen Lebensunterhalt verdient.

Weitere Kostenlose Bücher