Aus der Spur
Durchsuchungsbefehl hatte auf sich warten lassen; als sie ihn endlich in den Händen hielten und wussten, nach wem sie suchen mussten, war Jennifer schon tot gewesen.
» Wenn wir versuchen, über Clearys Kopf hinweg einen Gerichtsbeschluss zu erwirken, dauert das genauso lange « , sagte Nelson.
» Du hast recht. Da das hier jetzt offiziell ein Tatort ist, musst du im Auto bleiben. Wir wollen doch den Colonel nicht verärgern. « Chang stieg wieder aus dem Wagen undkehrte zu dem Prachtbau der Clearys zurück. Der Herr des Hauses stand zusammen mit Wiggins vor der Eingangstür.
» Mr. Cleary, im Moment haben wir alles, was wir brauchen. Unter welcher Nummer kann ich Sie morgen erreichen? Möglicherweise habe ich dann noch ein paar Fragen. «
Cleary wirkte wie betäubt. Er reichte Chang eine Visitenkarte. » Sie können mich unter dieser Nummer erreichen. Meine Privatnummer steht auch drauf. «
» Ich danke Ihnen. Übrigens, ich muss Ihnen noch eine Frage stellen. Fällt Ihnen jemand ein, der Ihrer Tochter hätte schaden wollen? « Er steht unter Schock, nutz das aus, sagte sich Chang. Später würde Cleary vielleicht dichtmachen.
» Warum sollte jemand meiner kleinen Tochter etwas antun wollen? «
» Bei einer solchen Ermittlung müssen wir immer alle Möglichkeiten ins Auge fassen. Lassen Sie mich Ihnen nochmals mein Beileid aussprechen, Mr. Cleary. Wir können morgen früh miteinander reden, wenn Ihnen das lieber ist. «
» Ja, ja, ich glaube schon « , sagte Cleary monoton. Nachdem er ins Haus gegangen war, wandte sich Chang an Wiggins.
» Danke noch mal, dass du mir Bescheid gegeben hast. Das war nicht selbstverständlich. «
» Ich werde nicht dafür bezahlt, meinen Mund zu halten « , meinte Wiggins und fügte mit gesenkter Stimme hinzu: » Du musst aufpassen. Die hohen Tiere haben die Ohren gespitzt. Mehr kann ich nicht sagen. «
Das überraschte Chang nicht. » Du hast schon genug getan. «
» Dein Freund hat so ’ne Art Gabe, oder? «
» So was in der Art « , nickte Chang.
» Ich habe gehört, dass er bei Tatortuntersuchungen nicht mehr erwünscht ist. Sei vorsichtig « , flüsterte Wiggins.
» Nuschel doch nicht so, Wiggins. Ich habe kein Wort von dem verstanden, was du gerade gesagt hast… aber vielen Dank. «
***
Auf dem Weg zu seinem Auto wurde Chang von dem Sanitäter aufgehalten. » Ist das jetzt doch ein Mord? «
» Wir benachrichtigen Sie, wenn Sie gebraucht werden « , antwortete Chang im Vorbeigehen und eilte zu seinem Wagen zurück.
» Wir haben noch genug Zeit, um unsere restlichen Notizen zu holen und vielleicht den jungen Nguyen und einen von Patels Verwandten aufzutreiben « , sagte Chang. Das Blut rauschte ihm in den Adern.
» Sollten sich unsere Vermutungen bestätigen, haben wir einen arbeitsreichen Abend vor uns. «
Kapitel 3 3
Sauer macht lustig
Greenville, Montagmittag
» Freebird! « Shamus sang den Lynyrd-Skynyrd-Song aus voller Kehle mit. Die Klänge de Pianointros hallten durch seine kleine Wohnung. Er saß in seinen Lieblingsboxershorts am Küchentisch und hielt einen ungeladenen Revolver in der Hand. Shamus mochte die Shorts so gern, weil sie mit Smileys bedruckt waren und die Aufschrift » Have a nice day! « den Hosenbund zierte. Ein herrlicher Morgen! Shamus würde sich noch ein geistiges Dessert gönnen, bevor er zur Arbeit ging.
Es war dasselbe Lied, doch diesmal ließ er die Ekstase seines Sieges über Patel, diesen unerträglichen, nervigen Inder, wieder aufleben.
Was für ein berauschendes Gefühl! Fantastisch. Shamus wünschte sich, er hätte das Video von der Überwachungskamera behalten können. Doch das war natürlich nicht infrage gekommen. Aber egal; so schnell würde er diese Erfahrung bestimmt nicht vergessen.
Er wiegte sich im Takt zur Musik und dachte daran, wie ihn Patel während der Verhandlungen für einen stinknormalen Civic fertiggemacht hatte. Die Erinnerungen spulten sich vor seinem inneren Auge ab, während Shamus Patels übertriebenes Protestgeheul nachäffte.
» Oh, nein, nein, nein. Ich wollen Bestangebot. Sie können besser. Ich wissen. Cousin kaufen gleiches Auto in New Jersey. Ich zahlen Ihnen so viel. « Shamus war stolz auf seine gelungene Imitation.
» Sie geben gut Preis, und ich bringen Freunde. Dann Sie verkaufen viel Auto. « Das sagten die Inder immer.
Shamus jonglierte mit den Zitronen, die er in einer Schüssel auf dem Tisch aufbewahrte, und wackelte mit seinem Finger, genauso, wie es Patel getan hatte.
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