Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
seine Kopfverletzung zu behandeln.
»Mackin«, sagte er leise und trat neben seinen dritten Offizier, »wir müssen uns darauf vorbereiten, so viele Leute wie möglich in die Evakuierungscenter zu bringen.«
»Capitaine?«
Maran schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir sie alle aufhalten können.«
Archangel-Staffel
»Noch nicht feuern.«
Stephanos sah, wie die anfliegenden Schiffe in den Feuerbereich der Archangels eindrangen und registrierte auch die von der Zielerfassung berechneten Feuerkoordinaten. Aber er hielt die Raketen noch immer zurück.
»Sir, sie kommen immer näher.«
»Noch nicht feuern«, wiederholte er mit angespannter Stimme. »Ich will sie alle.«
»Wir werden sie aber nicht alle erwischen, Steph«, erwiderte Burner grimmig. »Es sind mehr Schiffe als wir Raketen haben.«
Stephanos nickte düster. Da musste er ihm allerdings recht geben. Die verbliebenen elf Archangels verfügten noch genau über achtundzwanzig Havocs, und der Feind hatte noch mindestens dreißig Jäger, die als Kamikazeflieger in den Tod gehen würden.
Und dann riss ihn ein neuronaler Impuls aus seinen Gedanken, als die Drasins eine Entfernung von einer Million Kilometer unterschritten. Er nickte grimmig.
» Archangels, Schnellfeuer mit Havocs! Gebt es ihnen, Jungs!«
Im Rumpf jedes Archangels waren bis zu zwölf Havoc-Raketen in zwei Trommelmagazinen untergebracht. Diese begannen nun mit einem Wimmern zu rotieren, als die Antriebsmotoren mit voller Leistung hochgefahren wurden. Die hocheffizienten HVM -Waffen drehten sich in ihren Kammern, bis die Verriegelung gelöst wurde und sie ins All geschossen wurden.
Nach dem Hochfahren konnte jedes Trommelmagazin seinen Inhalt in weniger als zehn Sekunden entleeren.
Und die Archangels schickten siebenundzwanzig HVM in knapp unter acht Sekunden ins All, wobei jede Waffe ihr eigenes Ziel verfolgte. Kleine Bremsdüsen nahmen minimale Kurskorrekturen vor, während die kinetischen Waffen ihre CM-Felder hochfuhren, und dann wurde der Raum zwischen Archangels und Drasins plötzlich von Linien mit tödlicher Wirkung durchzogen, die auf 0,8 c beschleunigten.
Über eine Distanz von siebenhunderttausend Kilometern wurde das All plötzlich durch die Freisetzung vieler Megatonnen kinetischer Energie erhellt – und das Gefecht war wieder voll entbrannt. Und trotz des entfesselten Verderbens und seiner hohen Verluste kam der Feind immer näher.
»Waffen frei!«, rief Stephanos. »Macht ihnen die Hölle heiß!«
Da die Raketen bereits verschossen waren, eröffneten die Jäger nun das Feuer mit ihren Bordwaffen. Sie warfen alles, was sie noch hatten, gegen den anstürmenden Feind und pumpten Tausende von 80-Millimeter-Projektilen und Hunderte Gigawatt Laserenergie in den Raum.
Und dann kamen sie, durch die Multimegatonnen-Explosion, durch den 80-Millimeter-Geschosshagel und durch die sich kreuzenden Strahlen der gigawattstarken Laser. Ein Drasin explodierte, dann zwei, vier, acht – und es kamen immer noch mehr. Die Zeit schien für Stephanos langsamer abzulaufen, als er den Ansturm des Feindes beobachtete. Denn er wusste, dass man über noch so viele Ressourcen verfügen konnte – wenn der Feind bereit war, in den Tod zu gehen, hatte er einen Vorteil, der sich sehr schnell als unüberwindlich erweisen konnte.
Dann eröffnete auch das Priminae-Schiff das Feuer. Seine mächtigen Terawatt-Laser schlugen Schneisen der Zerstörung ins Vakuum, und dann verschwanden noch mehr feindliche Schiffe in Wolken aus expandierendem Gas und Energie. Zuerst waren es fünf, dann zehn, schließlich fünfzehn.
Ganze neunzig Prozent der verbliebenen feindlichen Streitmacht waren bereits im massierten Feuer der letzten Verteidigungslinie untergegangen, und trotzdem versuchten sie noch immer, eine Bresche in diese Abwehrfront zu schlagen.
»Sie brechen durch!«, rief Cardsharp über das Netzwerk.
Und Stephanos sah, dass sie recht hatte. Drei Jäger hatten die Mauer aus Licht und Stahl durchbrochen, die sie im Raum errichtet hatten, und jetzt beschleunigten sie sogar noch. Sein HUD bildete ihre Geschwindigkeit emotionslos ab, wie auch die Geschwindigkeit des Priminae-Schiffs, und Steph stellte in diesen letzten paar Sekunden im Kopf die entsprechenden Berechnungen an.
Der Aufprall würde mit einer relativen Geschwindigkeit von 0,73 c erfolgen.
Falls das Priminae-Schiff das überlebte, vermochte sich Stephanos nichts im Universum vorzustellen, was es noch hätte zerstören
Weitere Kostenlose Bücher