Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
können.
Priminae-Schiff Vulk
Also war es nun doch so weit gekommen , sagte Johan sich.
»Kollisionsalarm!«
Der Ruf war ruhig – zumindest so ruhig, wie man es unter diesen Bedingungen erwarten konnte, und Johan war in diesem Moment stolz auf seine Besatzung.
Sie hatten alles getan, was er ihnen abverlangt hatte, alles, was er ihnen hatte abverlangen können; und nun wünschte er sich, dass er genauso viel für sie getan hätte wie sie für ihn. Im Nachhinein war es immer leicht, einen Fehler zu erkennen. Vor allem dann, wenn dieser Fehler so eklatant war und erst vor kurzer Zeit gemacht wurde. Er hätte die Jäger weiter draußen angreifen müssen. Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie seinem Schiff überhaupt gefährlich werden konnten – dass sie ihn auf eine Art und Weise angriffen, wie es eigentlich nur für einen Kampf zwischen Raumjägern typisch war.
Doch er hatte sich geirrt.
Und nun würde er diesen Irrtum mit dem Leben bezahlen.
Und leider würde er auch noch andere mit in den Tod reißen.
Johan sah, dass die Jäger noch einmal eine Kehrtwende vollführten und zum finalen Anflug ansetzten. Er erteilte einen letzten Befehl.
»Rettungskapseln aussetzen!«
Sein Schiff erbebte unter ihm. Diese schwachen Explosionen waren nur der Auftakt zu dem, was ihnen noch bevorstand; aber er wusste, dass zumindest einigen Leuten die Flucht gelingen würde.
Nicht allen – das war in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen –, aber einigen.
Er wünschte sich nur, dass es ihm möglich gewesen wäre, den Befehl noch für ein paar Sekunden hinauszuzögern.
Und dann war es zu spät für ein Bedauern.
Archangel-Staffel
»Ausweichmanöver einleiten!«, befahl Stephanos über das Netzwerk, als die letzten zwei Drasin-Jäger die letzte Feuerlinie durchbrachen, die von den Angels und dem Priminae-Schiff gebildet wurde. Während er diesen Befehl noch gab, führte er mit seinem Jäger bereits ein Rollmanöver durch und aktivierte das CM-Feld sowie die Schutzschilde des Jägers.
Die Panzerplatten schoben sich über die Sensoren, die normalerweise mehr oder weniger offen dem Raum zugewandt sein mussten. Stephanos wurde sozusagen von der Außenwelt abgeschnitten und war praktisch blind. Doch er wusste auch so, was passieren würde.
Vor seinem geistigen Auge erschien das, was die Sensoren nicht mehr erfassen konnten. Er stellte sich die Katastrophe plastisch vor, die sich direkt vor seinem Cockpit ereignete.
Die zwei Jäger müssten jeden Moment gegen die Schirme der Priminae knallen , sagte er sich und zuckte bei diesem Gedanken leicht zusammen.
Er stellte sich vor, wie die Schirme unter der Wucht des Aufpralls aufloderten, wobei er nicht zu sagen vermochte, ob sie standhalten oder versagen würden. Auf jeden Fall würden sie in einem strahlenden Weiß aufleuchten, wenn die Masse der Jäger durch den Zusammenstoß in Energie umgewandelt wurde. Auf der Oberfläche eines Planeten würde eine pilzförmige Wolke entstehen, doch im Raum wäre sie kugelförmig.
Nein, nein, berichtigte Stephanos sich. Das Schiff hatte sein eigenes Schwerefeld.
Wie würde das die Explosion beeinflussen? Stephanos wusste es nicht, konnte nicht einmal eine Vermutung anstellen. Für einen Moment war er sogar versucht, die Explosionspanzerung einzufahren, nur um sich zu vergewissern; doch dann wurde vor seinem geistigen Auge schon ein neues Kapitel in diesem Drama aufgeschlagen.
Die Druckwelle würde sich wie die Faust eines erzürnten Gotts ausbreiten und seine Angels vom Himmel holen.
Und dann schüttelte das Universum sich, schlug Wellen und drehte Stephanos den Magen um, als sein imaginäres Szenario plötzlich Realität wurde.
Priminae-Schiff Heralc
»Beim Zerstörer in der Tiefe.«
Jemand zischte bei dem Fluch, der Kierna über die Lippen gekommen war, doch den Kapitän der Heralc hätte das nicht weniger kümmern können. Die Bildschirme reagierten wie beim letzten Mal, als sie überlastet wurden.
Eben hatten sie noch die Vulk abgebildet, bevor sie in einem Inferno aus Hitze und Licht verschwand und über fünfzehntausend Leute in der ewigen Nacht starben.
»Waffenstatus!«, rief er und versuchte das Gefühl des lähmenden Entsetzens abzuschütteln, das ihn zu überwältigen drohte.
Es dauerte eine Weile, bis jemand antwortete, doch auch das nahm er hin.
»W… Waffen aktiv, Capitaine. Einsatzbereit.«
Er nickte. »Alle Vorwärtsscans intensivieren.«
»Ja, Capitaine.«
»Capitaine!«, rief eine blutjunge
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