Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

Priminae-Kriegsschiffs. Mehr konnten sie nicht tun, aber sie waren auch nicht bereit, die armen Leute ihrem Schicksal zu überantworten. Stephen verfolgte aufmerksam auf den Bildschirmen, wie das zweite große Priminae-Kriegsschiff sich näherte und mit jedem Augenblick größer wurde.
    »Sie werden in ein paar Minuten hier sein«, teilte er schließlich über den Staffelkanal mit. »Wenn Sie mit den Such- und Rettungsoperationen beginnen, setzen wir uns ab und fliegen zur Odyssey zurück.«
    Die meisten Teammitglieder bestätigten, doch Cardsharps Jäger ließ nichts von sich hören. Er wartete für einen Moment und kontrollierte dann schnell den Status ihres Jägers. Sie flog in »überhöhter« Position Patrouille, und als er keine Probleme bei ihr feststellen konnte, wechselte er auf ihren Kanal.
    »Alles klar bei Ihnen, Jen?«
    »Ja, Sir. Alles klar. Ich gehe hier nur einem merkwürdigen Phänomen nach.«
    »Inwiefern merkwürdig? Sind noch weitere Feinde im Anflug?«
    »Negativ. Ich glaube, dass die Odyssey Shuttles gestartet hat.«
    »Okay. Wahrscheinlich Rettungsfähren. Wie viele?«, fragte er.
    »Äh … ich glaube, alle«, antwortete sie. »Und ich glaube auch, dass das Signal der Odyssey sich wieder ins Doppler-Blau verschiebt.«
    Steph wollte ihr schon sagen, dass sie wohl ihre Instrumente falsch ablas, doch andererseits hatte er es mit Jennifer Samuels zu tun. Sie war in Weltraumreaktortechnik ausgebildet und würde wohl kaum das Doppler-Signal ihrer Ausrüstung falsch interpretieren.
    Dennoch schloss er sich mit ihrer Datenleitung kurz und überprüfte ihre Aussagen anhand seiner eigenen Instrumente.
    Verdammt, sie hat recht. Sie beschleunigen wieder aus dem System hinaus. Wieso zum Teufel tun sie das? Völlig ausgeschlossen, dass sie den Feind jetzt noch einholen können . Er starrte auf das Display, das eine stetig steigende Geschwindigkeit der Odyssey anzeigte. Was zum Teufel machst du da, Eric?
    »In Ordnung, alle mal herhören: Planänderung«, sagte er über das taktische Netzwerk der Staffel. »Wir werden hier warten, bis die Shuttles der Odyssey eintreffen. Wir haben jetzt keine Möglichkeit mehr, die Odyssey einzuholen, falls sie beabsichtigt, hinter den Drasins herzujagen. Also werden wir auch nicht das Risiko eingehen, uns über unsere Tankreichweite hinaus vom Planeten zu entfernen.«
    Die Staffel bestätigte die Befehlsänderung und schien deshalb auch nicht sonderlich besorgt zu sein. Was auch immer die Odyssey vorhatte, sie würden es bald genug herausfinden. Im Moment waren die Jäger im Verbund gesichert, und mehr konnte man auch nicht verlangen. Steph versuchte sich trotzdem einen Reim auf die Handlungsweise seines Freundes zu machen, während er die Bildschirme beobachtete.
    Die Blauverschiebung der Odyssey beschleunigte sich zusehends, bis sie eine Spitze erreichte, und dann war das Signal des Schiffs auf einmal verschwunden.
    »Heilige Scheiße, haben Sie das gesehen, Sir?«
    Steph schluckte und beantwortete die Frage, die Cardsharp über den privaten Kanal an ihn gerichtet hatte. »Ja, habe ich, Jen. Sagen Sie mir bitte, dass es nicht das war, von dem ich verdammt genau weiß, dass es das war.«
    »Es gibt keine andere Erklärung. Sie haben eine Transition durchgeführt, Commander.«
    »Mist. Nun, das erklärt dann auch die Shuttles«, sagte er schließlich. »Die sollen uns abschleppen.«
    »Wird wohl so sein, aber … was haben sie vor?«
    »Ich wünschte, ich wüsste das, aber der Captain wird schon seine Gründe dafür haben. Die hat er doch immer«, sagte Steph. »Hoffentlich hat er jemandem von der Besatzung der Shuttles gesagt, was zum Teufel sie diesmal vorhaben.«
    Steph schloss aus einem leichten Zögern, das Jennifer sich – vielleicht klugerweise – entschieden hatte, sich nicht weiter zu den Eigenheiten ihres Kapitäns zu äußern.
    Steph wechselte wieder auf den Staffel-Kanal und fragte von jedem den Brennstoff- und Waffenstatus ab. Die Jäger der Archangel-Klasse verbrannten Flüssigwasserstoff und reinen Sauerstoff als Oxidator. Dieser Brennstoff hatte unter normalen Umständen zwar nicht gerade den höchsten Wirkungsgrad, doch er war billig und reichlich vorhanden, und er erfüllte in Verbindung mit ihren CM-Feldern ihre Anforderungen über das notwendige Maß hinaus. Dennoch stieg der Brennstoffverbrauch bei den ständigen Manövern, die bei einem Raumkampf erforderlich waren, trotz der CM-Felder immer stark an.
    Jeder hätte noch mehr als genug Brennstoff