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Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)

Titel: Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evan Currie
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informieren. Er war sich ziemlich sicher, dass sie bereits wusste, dass der Angriff auf den Planeten zurückgeschlagen worden war – aber er wusste nicht, ob man sie auch schon über das Verschwinden der Odyssey informiert hatte.
    Während er zum Transportbereich ging, um die Botschafterin aufzusuchen, fragte er sich, ob Westons Handlungen nun von Klugheit und Voraussicht zeugten oder doch eher von Unverantwortlichkeit und Draufgängertum. Manchmal, vor allem in einem bewaffneten Konflikt, war es schwer, hier eine klare Grenze zu ziehen. Der Unterschied zwischen Genie und Wahnsinn zeigte sich oftmals nur durch das Ergebnis. Und leider dauerte es manchmal mehrere Generationen, bis man die Ergebnisse abschätzen konnte – und das war jetzt wohl so ein Fall, sagte Reed sich.
    Die Folgen der Verstrickung der Konföderation und der Erde in einen interplanetaren Krieg würden wahrscheinlich erst von späteren Generationen beurteilt werden können. Allerdings konnte man nur hoffen, dass diese Folgen schon bald absehbar wurden, auch wenn man sich noch kein abschließendes Urteil bilden konnte. Denn die neuen Technologien, die die Kolonien der Konföderation der Erde anbieten konnten, waren zwar ein großer Anreiz. Aber auf die Drasins, die sozusagen frei Haus mit dieser Technologie kamen, hätte man auch gern verzichten können.
    Aber was geschehen war, war nun einmal geschehen. Die Uhr ließ sich nicht mehr zurückdrehen, und man musste sich mit den Resultaten der ersten Mission der Odyssey zufriedengeben. Trotzdem keimte in Reed nun die Frage auf, ob den Handlungen ihres Kapitäns nicht ein Muster zugrunde lag. Denn sein letzter Zug wies offenkundig Parallelen mit seinen damaligen Aktionen auf. Weston war eindeutig eine entscheidungsfreudige Persönlichkeit, was einem kommandierenden Offizier auch gut anstand. Es waren nämlich schon mehr Männer gestorben, weil ihre Kommandeure gezaudert und Angst gehabt hatten, die falsche Entscheidung zu treffen, als durch falsche Entscheidungen selbst.
    Das Problem war nur, dass die Bereitschaft, eine riskante Entscheidung zu treffen, damit zu vergleichen war, um unbegrenzte Einsätze zu pokern und dann »All-In« zu gehen. Das war eine unglaublich druckvolle Aktion, die jedesmal funktionierte – außer beim letzten Mal.
    Ich hoffe nur, dass das nicht Captain Westons letztes »All-In« ist .
    Ranqil
    Die Wesenheit, die nur als »Zentral« bekannt war, beobachtete den verschwindenden Punkt, der die Odyssey darstellte, aus vielen verschiedenen Perspektiven. Sie verfolgte sie auf den Instrumenten, die von den Priminae zur Beobachtung des Systems genutzt wurden und mit den Augen derer, die besagte Instrumente ablasen. Doch am plastischsten sah man die Odyssey durch das Bewusstsein und die Vorstellungskraft dieser Leute, während sie sich die Gründe für das Verschwinden des Schiffes selbst zusammenreimten.
    Aus der Entfernung, aus der Zentral die Geschehnisse verfolgte, vermochte es nicht zu sagen, wozu genau der Kapitän des Schiffs sich entschieden hatte oder aus welchen Gründen. Dennoch hegte Zentral nach dem Gespräch mit Eric Weston immerhin eine gewisse Vermutung.
    Für Zentral schien sich Weston durch eine rationale Risikofreude auszuzeichnen. Er wirkte wie jemand, der kalkulierte Risiken einging und spektakuläre Aktionen durchführte, denen jedoch eine sorgfältige Analyse und gründliche Planung vorausging. Wenn er nun verschwand, hätte er auch gute Gründe dafür – zumindest nach seinem Dafürhalten –, und vielleicht deckten sich diese Gründe sogar mit den Zielen von Zentral.
    Zentral war nicht dafür bekannt, auf Glück zu vertrauen oder an das Übernatürliche zu glauben. Aber es wusste, dass diese beiden Dinge vom menschlichen Standpunkt aus existierten. Schließlich neigten selbst die aufgeklärtesten Priminae zu Glaubenssätzen, die nicht völlig mit der Rationalität konform gingen. Eine Entität wie Zentral war zwar nicht in der Lage, Frustration auszudrücken; aber sie verspürte Frustration, weil Weston sich der Reichweite ihrer Beobachtung entzog. Weil er aber nach eigener Aussage immer noch ein Verbündeter war, wünschte Zentral dem Sternenschiff viel Glück auf allen Wegen, bevor es sich wieder auf Aufgaben konzentrierte, die eher in seinen Einflussbereich fielen.
    Tiefer Raum
    In der Nähe des Ranqil-Systems
    Ein Terraner würde ihr Verhalten als das eines Wolfsrudels bezeichnen, das eine besonders wehrhafte Beute umkreiste. Diese Beschreibung wäre

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