Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
nachgingen. Dann bog sie scharf nach rechts in einen großen Konferenzraum ab.
»Meine Herren.« Sie nickte den dort versammelten Generälen, Admirälen und diversen hochrangigen Politikern zu. »Ich bitte um Entschuldigung, dass ich Sie habe warten lassen, aber mir ist leider etwas dazwischen gekommen.«
»Das geht schon in Ordnung, Admiral.« Ein Drei-Sterne-General nickte ihr zu und bedeutete ihr, Platz zu nehmen. »Uns allen ist bewusst, dass man als Kommandeur auch mit dem Unvorhergesehenem rechnen muss. Haben Sie die Befehle an Captain Weston übermittelt?«
»Das habe ich, General. Er hat sie entgegengenommen. Die Odyssey wird in zwei Wochen bereit sein, das System zu verlassen«, sagte Gracen, während sie ihre Sachen auf den Tisch legte und sich geschmeidig hinsetzte.
»Trotzdem gefällt mir die Vorstellung nicht, dem Mann eine weitere Chance zu geben, uns noch tiefer reinzureiten«, sagte ein Brigadegeneral mit grimmigem Blick. »Es war pures Glück, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist als ohnehin schon.«
»Wir alle können Ihre Besorgnis nachvollziehen, General McGivens«, sagte ein Zivilist im Anzug ganz ruhig. »Trotzdem wären wir schlecht beraten, Captain Weston zu diesem Zeitpunkt seines Kommandos zu entheben.«
»Doch nur, weil Ihre verdammte PR-Abteilung den Mann zu einem Volkshelden stilisiert hat!«, sagte der General knurrend.
»Meine Herren!«, rief der Drei-Sterne-General sie zur Ordnung. »Ich muss doch sehr bitten. Dies ist wohl kaum der richtige Ort und die richtige Zeit. Welche Positionen wir auch sonst vertreten – ich glaube, wir alle können uns darauf verständigen, dass wir eine bessere nachrichtendienstliche Aufklärung in Bezug auf das Volk der Priminae und ihre Feinde benötigen. Und zu diesem Zweck müssen wir die Odyssey entsenden.«
»Nur noch ein paar Wochen, und die Enterprise ist vollständig ausgerüstet und einsatzbereit«, widersprach McGivens aus reiner Gewohnheit.
»Und das sind eben ein paar Wochen, die wir uns nicht leisten können«, beschied General Howard Sullivan seinen rangniederen Kollegen. »Der Botschafter macht sich inzwischen – verständlicherweise – Sorgen wegen des Fortgangs des Kriegs und dem Wohlergehen seines Volkes.«
McGivens sah grimmig drein. »Ich bin trotzdem der Ansicht, wir hätten ihn noch warten lassen sollen. Er ist doch als Bittsteller hergekommen; wir brauchen seine Spielsachen nicht.«
»Vielleicht«, schaltete Gracen sich nun in das Gespräch ein. »Trotzdem wollten wir doch einige davon haben. Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass allein durch den medizinischen Fortschritt die Sterberate bei Krebserkrankungen innerhalb der nächsten drei Jahre um achtzig Prozent reduziert werden wird?«
»Ein paar Wochen sind doch nicht ausschlaggebend für den weiteren Verlauf des Krieges.«
»Nein, aber es würde bedeuten, ein unerprobtes Schiff, eine unerfahrene Besatzung samt Kapitän loszuschicken und von ihnen zu erwarten, dass sie sich in einem potenziellen Kriegsgebiet behaupten«, erwiderte Gracen. »Hinzu kommt, dass Captain Weston und seine Leute sich einer gewissen … Popularität beim Volk der Priminae erfreuen, zumindest wenn man Corusc und seinen Adjutanten Glauben schenken will.«
»Ganz genau«, meldete einer der Politiker sich zu Wort. »Und das ist eine Reputation, die wir uns zunutze machen können. Mein Gott, General, Botschafter Corusc betrachtet Weston praktisch als den Retter seines Volkes! Einen solchen Einfluss kann man mit Geld nicht kaufen; das ist praktisch ein Blankoscheck für uns.«
Admiralin Gracen und die beiden Generäle verdrehten die Augen angesichts dieser Bemerkung. Obwohl sie in Sachfragen oft gegensätzliche Standpunkte bezogen, vertraten sie doch weitgehend die gleiche Meinung, was ihre zivilen Pendants betraf.
Wobei die Politiker natürlich auch ihre eigene Meinung über ihre Kollegen vom Militär hatten.
Provisorische Koloniale Botschaft
Washington, DC.
»Ältester?«
»Ja, Ithan?«, sagte Corusc leise und blickte auf, als Coar Sienthe sich an ihn wandte.
»Glauben … glauben Sie, dass die Kolonien während unserer Abwesenheit die Front gegen die Drasins halten werden?«
Corusc seufzte und löste sich von der Arbeit, mit der er beschäftigt gewesen war. Die gleiche Frage hatte er sich auch schon oft gestellt, war jedoch nicht imstande gewesen, sie auch zu beantworten.
»Ich weiß nicht«, sagte er ihr schließlich mit einem leichten Achselzucken. »Die Schmiede hatte schon acht
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