Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
einen wahnsinnig starken Antrieb verfügten, müssten sie nun jeden Moment auftauchen.
Und da waren sie auch schon.
Und sofort gingen Meldungen auf der Brücke ein. »Mehrere Kontakte! Die Triebwerkssignaturen deuten auf Transporter vom Typ Koruun hin, Capitaine.«
Das war eine Erleichterung. Er hätte nämlich etwas weitaus Schlimmeres erwartet. »Einzelne Antriebsspezifikationen isolieren. Ich will genau wissen, womit wir es zu tun haben.«
»Ja, Sir.«
Maran studierte mit noch immer gerunzelter Stirn die technischen Daten. Die Koruun-Transporter hatten große, leistungsfähige Antriebe. Jedoch hätten nicht einmal so viele, wie er auf seiner Projektion sah, ausgereicht, um eine Antriebsfrequenz zu verzerren. Es mussten noch andere Schiffe da draußen sein – wahrscheinlich eine ganze Menge –, um die Frequenz dermaßen zu verzerren, dass die Vulk sie innerhalb des Systems nicht erkennen konnte.
»Kontakt mit dem Führungsschiff aufnehmen.«
NACS Odyssey
Im hohen Orbit um den Planeten Ranqil
Die komprimierte Nachricht von der Admiralität der Priminae für Weston war ein Transkript von der Vulk , das von einer mehrere Lichtminuten entfernten Position jenseits der Heliopause des Systems übertragen worden war. Capitaine Maran hatte gemeldet, dass Flüchtlinge von einem Drasin-Angriff auf ein anderes Randsystem im Anflug waren.
Eric schüttelte seufzend den Kopf.
»Captain?«, fragte Roberts und ging zu ihm hinüber.
»So viel also dazu, dass der Frieden ausgebrochen ist«, sagte Eric und drehte das Display so, dass der Betrachtungswinkel für den Commander ausreichte.
Roberts verzog das Gesicht. »Sie haben schon wieder einen Planeten verloren?«
Eric nickte und überflog den Bericht. »Sieht aber so aus, als ob sie den Drasins diesmal eine Abreibung verpasst hätten. Offenbar ist es ihrer Rüstungsindustrie gelungen, ein paar schwere Waffen zu produzieren.«
»Das wurde aber auch Zeit, Sir«, sagte Roberts in einem Tonfall, dem nur noch eine Nuance für die Bezeichnung »ätzend« fehlte.
Eric war grundsätzlich der gleichen Meinung wie der Commander, aber er leistete sich trotzdem nicht den Luxus, sich in Größenwahn zu suhlen. Das wäre kontraproduktiv, zumal er auch eine gute Beziehung zu den militärischen Repräsentanten des Volkes der Priminae aufrechterhalten musste. Leute wie Admiral Tanner und Commander Jehan hatten auch so schon genug Probleme – und Schuldgefühle – wegen der Unzulänglichkeiten ihrer Leute. Wenn man da noch Salz in die Wunde streute, würde das nur bewirken, sich einander zu entfremden.
»Sind auch feindliche Kräfte im Anflug?«
»Unbekannt«, sagte Eric geistesabwesend. »Die Vulk sondiert noch immer die Lage. Die Flüchtlinge wurden zunächst von den Drasins verfolgt, aber dem Vernehmen nach hat das Schiff Heralc vor einiger Zeit gewendet, um die Verfolger anzugreifen.«
Roberts nickte und stieß ein leises Grunzen aus.
Wenn ein Schiff versuchte, mehrere Verfolger zu stellen und zu bekämpfen, war es deutlich im Nachteil, wie Eric und Jason beide wussten. Die einzig sinnvolle Vorgehensweise in einem solchen Fall bestand in einem heftigen, gezielten Angriff, durch den der Feind gezwungen wurde, den Schwerpunkt seiner Aufmerksamkeit zu verlagern. Sonst würde er den Gegner einfach ignorieren oder sich bestenfalls aufteilen und das Gros seiner Streitmacht trotzdem dem ursprünglichen Ziel hinterherschicken.
»Was sollen wir jetzt tun, Captain?«, fragte Roberts schließlich.
Eric schüttelte den Kopf. »Es gibt nicht viel, was wir tun können.«
Roberts nickte wieder. Die Odyssey befand sich tief in der Gravitationssenke des Sterns und wäre niemals imstande gewesen, eine sichere Transitionsentfernung zu erreichen, bevor der Feind – falls überhaupt ein Feind präsent war – ins System eingedrungen wäre.
Sie konnten das System natürlich auch evakuieren. Dazu hätte die Zeit wahrscheinlich gereicht, doch die Vereinbarung, die Botschafter Corusc mit der Konföderation unterzeichnet hatte, sprach dagegen. Die NAC war natürlich nicht verpflichtet, Unterstützung in Form von Kampfschiffen zu leisten – die Politiker zu Hause waren nicht kulant oder verrückt genug gewesen, sich darauf einzulassen –, aber sie hatten im vollen Bewusstsein eines Kriegszustands beschlossen, eine Botschaft bei den Priminae zu errichten und ihnen Militärberater zur Verfügung zu stellen.
Die Verteidigung der Botschaft war Erics primärer Auftrag, solange er sich im System
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