Aus der Tiefe: Odyssey 2 (German Edition)
hatte, doch dann verdrängte er den Gedanken.
»Überbringen Sie eine Nachricht an Major Brinks«, befahl er. »Er nimmt doch noch am Manöver teil, oder?«
»Das stimmt, Sir.«
»Richten Sie ihm aus, dass er seine Männer schnellstmöglich hierher zurückbringen soll. Dann soll er runter ins Museum gehen und ihnen sagen, dass sie sich gefechtsbereit machen sollen.«
»Ja, Sir.« Der Attaché salutierte und verschwand.
»Fleißiges kleines Kerlchen«, sagte Wilson mit einem Lächeln.
»Er macht nur seine Arbeit«, erwiderte Reed. »Sie sollten jetzt besser gehen und den anderen sagen, dass wir vielleicht Gesellschaft bekommen.«
»Alles klar, Colonel.«
Reed zögerte für einen Moment. »Sie sollten vielleicht auch Ithan Chans hereinbitten, wenn Sie gehen.«
»Ja, Sir.«
Wilson ging und ließ Reed für ein paar Momente nachdenklich zurück, bis die schlanke Frau das Büro betrat.
»Ja, Colonel?«, fragte sie mit einem ebenso angespannten wie verwirrten Ausdruck. »Ja, vielen Dank, Ithan«, sagte Reed ernst zu ihr. »Ich wollte Sie bitten, mit Ihrer militärischen Führung zu sprechen. Sie müssen mit uns zusammenarbeiten.«
»Colonel?«
»Drasins, Ithan Chans«, sagte er. »Es sieht so aus, als ob sie wieder zurück sind.«
Milla wurde kreidebleich und erstarrte buchstäblich für eine Weile. Dann schauderte sie und nickte mechanisch.
»J… Ja, Colonel. Ich werde sofort die anderen benachrichtigen.« Sie schluckte schwer.
»Vielen Dank«, sagte er und deutete auf die Tür. »Sie können gehen.«
Sergeant Greene überflog gerade die Wartungsberichte für seine »Schützlinge« – die Servopanzeranzüge, die die Soldaten der Odyssey als Standardausrüstung verwendeten –, als Ensign Kobuto mit wildem Blick ins Museum stürmte.
Das »Museum«, das diesen Namen der großen Sammlung von Panzeranzügen verdankte, die in ihren Ladeschalen standen, war als eines der ersten Gebäude in Betrieb genommen worden, seit die Einheimischen mit den Bauarbeiten begonnen hatten. Auch wenn es etwas spartanisch wirkte, erfüllte es doch Greenes Anforderungen.
»Was gibt es denn, Ensign?«, fragte Greene respektvoll – beziehungsweise mit dem Maß an Respekt, den er einem Offizier entgegenbrachte, den er nicht total scheiße fand.
»Eine Nachricht vom Colonel, Sergeant.« Kobuto keuchte, und Greene musste an sich halten, um angesichts seiner schlechten Kondition nicht mit der Zunge zu schnalzen. »Er sagt, Sie sollen die Anzüge für den Kampfeinsatz fertig machen.«
Das verscheuchte alle despektierlichen Gedanken aus dem Kopf des Sergeants. Greene versteifte sich, wirbelte herum und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf den Ensign. »Was war das noch mal?«
»Es befinden sich Schiffe im Anflug aufs System, Sergeant«, erklärte der Ensign. »Sie haben vielleicht ein paar Verfolger auf den Fersen.«
»Corporal!«, rief Greene schroff und wirbelte wieder herum.
»Sarge?« Ein Kopf mit Bürstenhaarschnitt lugte hinter einem Anzug hervor, der in einem Winkel von 45 Grad auf einer Werkbank lag.
»Ziehen Sie die Ausbildungschips aus dem Panzeranzug!«, befahl Greene ihm und setzte sich schon in Bewegung.
»Sarge?« Die Stimme des Mannes klang zu diesem Zeitpunkt schon mehr als nur etwas verwirrt.
Bei den Trainingschips handelte es sich um programmierbare Hardware, die eine Lücke in der Verschaltung des Panzeranzugs überbrückte. Sie schloss einen Schaltkreis, der normalerweise von den Hauptfunktionen des Panzeranzugs isoliert war. Diese Schaltkreise ermöglichten die Aktivierung zusätzlicher Funktionen wie die Verriegelung der Rüstung im Manöver, wenn der Anzug von einem Übungsschuss getroffen wurde – und andere Optionen, die ausgesprochen ungesund waren, wenn sie sie sich im richtigen Kampfeinsatz ereigneten. Ohne das physische Vorhandensein der Chips konnten diese Schaltkreise nicht durch einen externen Befehl aktiviert werden. Was natürlich auch Sinn der Sache war.
»Chips entfernen, habe ich gesagt!«, rief Greene unwirsch. »Wir müssen die Anzüge einsatzbereit machen!«
»Ja, Sergeant!«, war die Antwort.
Greene ignorierte das und gab einen Befehl in den nächsten Panzeranzug ein, um auf den Trainingschip zuzugreifen.
Interstellarer Raum
Region Ranqil
Capitaine Kierna Senthe klammerte sich an die materielle Projektion, die sein Gefechts-Interface darstellte. Er hielt sich an der projizierten Masse fest und versuchte, sich auf den Beinen zu halten, als eine weitere Erschütterung durch das
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