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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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arbeiten, mittagessen und noch zwei Stunden, in denen ich das Manuskript überarbeitete. Anschließend ein weiterer achtzigminütiger Strandspaziergang, lesen, abendessen und noch mehr lesen. Jeden Abend lag ich um zehn im Bett.
    Warum das alles? Disziplin ist unverzichtbar, wenn man den Überblick behalten will – und glaubt, das Chaos des Lebens durch einen festen Zeitplan sowie durch die Vermeidung jeglicher Ablenkung irgendwie von sich fernhalten zu können. Vielleicht stand ich deswegen jeden Morgen so früh auf. Die Disziplin half mir, die Angst, dass die Bundespolizei nach mir fahnden könnte, zu verdrängen. Aber auch die Angst, niemand könnte mein Buch lesen wollen, das ich gerade umschrieb. Trotzdem musste ich es fertig schreiben – denn es war das Einzige, das mir eine Art Halt im Leben, eine Daseinsberechtigung gab. War es das schlechte Gewissen, das mich durchhalten ließ? Bei jedem meiner zwei Spaziergänge pro Tag dachte ich an David. Daran, wie sehr ich ihn rund um die Uhr vermisste und wie sehr er es geliebt hatte, am Strand von Popham spazieren zu gehen; aber auch an seine Leiche auf dieser Straße, die ich immer wieder vor mir sah. In meiner Vorstellung hatte er einen leicht amüsierten Gesichtsausdruck, so als wollte er sagen: Das war’s also? Und daran, dass ich mir ständig einredete, wie sehr er am Leben gehangen hatte und nie so verzweifelt gewesen wäre, sich …
    Der Geliebte, für den man seine Doktorarbeit geschrieben hat, stirbt unweit eines Strandes … Und dann mietet man sich ausgerechnet ein Strandcottage, um aus besagter Doktorarbeit ein Buch zu machen.
    Meine Güte, was sind wir nur für Gefangene unserer eigenen Geschichte! Warum können wir uns nicht einfach davon befreien?
    Eine Frage, die ich nicht beantworten konnte, und so arbeitete ich einfach weiter. Ich hatte keinerlei Außenkontakte, nichts, was mich ablenkte, bis auf die Radionachrichten. Wenn man alles auf das Notwendigste reduziert, kann man ein äußerst angenehmes Leben führen – solange man gleichzeitig beschließt, nichts zu riskieren.
    Mein schlechtes Gewissen brachte mich immerhin dazu, meine Mutter anzurufen. Ich eröffnete das Gespräch, indem ich ihr mitteilte, nicht länger für Freedom Mutual zu arbeiten. Ihre Reaktion war typisch: »Dein Vater wird wahnsinnig enttäuscht sein. Er hätte es so gern gesehen, dass du zur Abwechslung mal Erfolg hast.«
    Wie immer sagte ich nichts darauf, schluckte meine Wut hinunter und erzählte ihr stattdessen, was ich hier tat.
    »Es wird dir also nicht langweilig, nehme ich an«, sagte sie. »Schickst du unserer Bibliothek ein Exemplar, wenn dein Buch veröffentlicht wird?«
    »Aber natürlich, Mom.«
    Sie schwieg und sagte dann: »Ich bin sehr wütend auf dich, Jane.«
    »Warum?«
    »Zwei Leute vom FBI waren bei mir in der Bibliothek. Dein Vater wird anscheinend fälschlicherweise beschuldigt, in irgendeinen Finanzbetrug verwickelt zu sein.«
    »Fälschlicherweise?«, hörte ich mich sagen.
    »Woher dieses Misstrauen? Dein Vater ist ein hervorragender Geschäftsmann.«
    »Mein Vater ist ein Betrüger.«
    »Du glaubst also alles, was das FBI sagt.«
    »Woher weißt du, dass …«
    »Ein gewisser Agent Ames erzählte mir, dass er dich verhört hat – und dass du ihnen alles gesagt hättest, was du über seine Geschäfte weißt.«
    »Was nicht gerade viel war.«
    »Aber du hast kooperiert.«
    »Die waren vom FBI , Mom. Ich meine, der Mann hat seine Freunde betrogen und mich anschließend um 10 000 Dollar gebracht …«
    »Das höre ich mir nicht länger an.«
    »Natürlich nicht. Die Wahrheit zuzugeben, wäre nämlich viel zu schmerzlich für dich. Denn dann müsstest du dir eingestehen, dass …«
    »Ich lege jetzt auf.«
    »Dads Unaufrichtigkeit hat mich meinen Job gekostet.«
    »Versuch bloß nicht, ihn dafür verantwortlich zu machen, dass du …«
    » Ihn dafür verantwortlich machen! Dass ich nicht lache! Haben dir die vom FBI nicht erzählt …«
    »Sie haben mir jede Menge Halbwahrheiten erzählt – und mich gefragt, ob ich von ihm gehört hätte. Anscheinend ist er jetzt auf der Flucht wegen deiner …«
    In diesem Moment legte ich auf. Und tat das Einzige, was ich tun konnte, wenn ich eine Stinkwut hatte. Ich begann wieder zu arbeiten.
    In den nächsten vier Tagen erhöhte ich mein Schreibpensum auf acht Stunden und redigierte rücksichtslos, wobei ich mich unermüdlich dem Ende näherte.
    Ich versuchte, mich auf mein Projekt zu konzentrieren, aber sosehr ich

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