Aus der Welt
geschlossenes Buch. Aber auf einem Schreibtisch verstreut herumliegende Unterlagen …«
»Wollen wir jetzt ernsthaft darüber diskutieren, was das Wort Privatsphäre wirklich bedeutet?«
»Es ist nun mal so, dass ich weiß, dass du noch ungefähr 86 000 auf dem Konto hast.«
»Das ist das Geld, das ich jahrelang Monat für Monat zusammengespart habe.«
»Na ja, es liegt einfach auf irgendeinem Konto rum. Aber wenn du dich an meiner und Adriennes Firma beteiligen würdest …«
Das war das erste Mal, dass ich ihren Namen hörte.
»Wer ist Adrienne?«
»Adrienne Clegg. Diese fantastische Filmverleiherin, mit der ich zusammenarbeiten will.«
»Verstehe«, sagte ich kühl. »Und wann genau hast du diese ›fantastische Filmverleiherin‹ kennengelernt?«
»Keine Sorge, ich gehe nicht mir ihr ins Bett.«
»Na, da bin ich aber froh.«
»Stuart hat sie mir vorgestellt. Er hat sie letztes Jahr auf diesem großen Horror-Festival in Bratislava getroffen.«
»Bratislava, New York?«
»Sehr witzig! Stuart war in der Slowakei und hat für eine Fanzeitschrift vom Bratislava-Horrorfestival berichtet. Das ging nur, weil ihn das Festival extra dafür eingeflogen hat. Alle Horrorfilm-Verleiher wissen, dass sie über solche Fanzeitschriften jede Menge DVD s verkaufen. Und da Stuart der kundigste Horrorfilmjournalist überhaupt ist …«
»Mir gefällt das nicht, Theo.«
»Hör mal, Adrienne kennt sich wirklich gut aus.«
»Und die hast du bei einem intimen Abendessen in Stuarts Höhle kennengelernt?«
»Du klingst ja richtig eifersüchtig.«
»Ich wundere mich nur, dass du sie nie vorher erwähnt hast.«
»Bitte ich dich um eine detaillierte Liste mit Leuten, die du tagein, tagaus triffst?«
»Nein, aber ich habe auch nicht aus heiterem Himmel verkündet, dass ich mit jemandem eine Firma aufziehen will.«
»Adrienne kam letzte Woche ins Archiv, nachdem ich als Erster den fertig geschnittenen Film von Stuart gesehen und ihm gesagt hatte, dass ich ihn vertreiben will. Er meinte, er sei einverstanden, aber nur, wenn ich mit Adrienne zusammenarbeite. Er glaubt, dass wir ein gutes Team sind. Und das ist auch so: Sie kennt das Business, und ich habe die nötige Leidenschaft dafür. Laut ihrer Einschätzung können wir mindestens 15 Millionen Dollar damit umsetzen. Und wenn man als Verleiher 35 Prozent davon bekommt, sind das …«
»Fünfhundertnochwas.«
»525 000. Ich bin beeindruckt, wie gut du kopfrechnen kannst.«
»Glaubst du wirklich, dass der Film einen solchen Gewinn einfahren kann?«
»Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Er kann sogar noch weitaus mehr einbringen. Und wenn du 50 000 investierst, verspreche ich dir, dass die ersten 50 000, die wir verdienen, sofort an dich zurückgezahlt werden. Danach bekommst du 20 Prozent von unserer Provision. Du bekommst dein Geld also locker zurück und kannst es sogar in weniger als einem Jahr verdoppeln.«
»Wenn das Projekt dermaßen todsicher ist, wäre es dann nicht sinnvoller, sich an eine Bank oder eine Finanzierungsgesellschaft zu wenden?«
»Große Banken und Investoren unterstützen aus Prinzip keine Low–Budget-Splattermovies. Das fällt nicht gerade in deren Bereich.«
»Nun, du findest bestimmt einen gut situierten Cineasten, der das Risiko eingehen will.«
»Während du natürlich nichts davon wissen willst – denn dann müsstest du ja in mich investieren.«
»Das ist jetzt nicht fair«, sagte ich und versuchte, nicht allzu wütend und verletzt zu klingen – vergeblich.
»Aber es ist die reine Wahrheit. Du hast mir niemals vertraut, mir nie zugetraut, dass ich mit irgendwas Erfolg haben könnte.«
»Wie kannst du nur so etwas behaupten? Ich sage dir ständig, was für ein kluger Kopf du bist. Ich lache über deine Witze, gebe bei meinen Freundinnen damit an, wie begabt und …«
»Du hast keine Freundinnen.«
Diese Bemerkung war ein Schlag ins Gesicht.
»Das stimmt nicht. Denk an Christy.«
»Die lebt Tausende von Meilen weit weg. Von ihr mal abgesehen – du triffst dich nie mit irgendwem.«
»Und was ist mir dir, Mr Eigenbrötler? Du hast gelebt wie Oblomow, bevor ich …«
»Ich habe viele Freunde«, sagte er leise. »Die triffst du nur nie, weil du sie ohnehin verachten würdest. So wie du jetzt schon beschlossen hast, Stuart und Adrienne zu verachten.«
»Ich habe nur Probleme, mir vorzustellen …«
»… dass ich tatsächlich was auf die Beine stellen könnte. Und dich anschließend verlasse.«
»Darum geht es doch gar
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