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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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Gaststube. Ich fiel auf die Knie und gegen die Beine zweier Männer.
    »Ich erwarte etwas mehr Respekt, du dummes Mädchen!«, brüllte Genet und stolperte die restlichen Stufen hinab. »Hast du überhaupt eine Ahnung, mit wem du es zu tun hast?«
    »Allerdings!«, rief ich empört und stand mühsam auf. »Mit einem dreckigen Schwein!«
    Genet hob die Hand, und ich schloss die Augen, in der Erwartung, die schlimmste Ohrfeige meines Lebens zu bekommen.
    Genet erstarrte und wimmerte, wich aber nicht zurück.
    »Oho«, sagte eine mir bekannte Stimme. »Das war aber knapp.« Ich öffnete die Augen und sah, wie North mich mit seiner freien Hand – der, die nicht Genets Arm festgehalten hatte – von ihm befreite. Ich brachte einen sicheren Abstand zwischen mich und die Männer.
    »Wollen Sie sich einmischen?«, ereiferte sich Genet. »Wissen Sie, als was mich dieses Bauernmädchen gerade beschimpft hat?«
    »Als dreckiges Schwein«, antwortete North freundlich. »Aber in ihrem Leben ist nur Platz für ein dreckiges Schwein, und die Stelle ist schon vergeben.«
    Genet musterte ihn von oben bis unten, wobei ihm der Größenunterschied gar nicht aufzufallen schien.
    »Geh nach oben ins Zimmer, Syd«, sagte North leise.
    »Nein, Syd, bleib«, forderte Genet.
    »Hört auf, mich Syd zu nennen!«, rief ich.
    »Sie hat versprochen, mich zu begleiten.« Genet schien nicht bemerkt zu haben, wie still es um uns geworden war. Sogar der Wirt beobachtete uns aufmerksam.

    »Ich kenne Sie überhaupt nicht«, sagte ich. Genet wollte mich wieder packen, doch North stand zwischen uns.
    »Ich habe Ihnen nicht erlaubt zu gehen.« Mit einer dramatischen Geste schlug Genet seinen Umhang zurück und enthüllte einen bunten Strick, der wie eine zahme Schlange um seine Hüfte lag. North sah aus, als könne er sich nichts Schöneres vorstellen, als ihn damit zu erwürgen.
    »Wer in allen sieben Höllen …«, murmelte North, als er sich wieder vor mich stellte.
    »Ich bin Renald Stonewall Genet, Zauberer im Dienste des hochverehrten Mr. Orvilley von der Reederei Orvilley und Orvilley, Rang Einhunderteinundzwanzig unter allen Zauberern. Ich möchte nur ungern Magie anwenden, Verehrtester, wenn Sie also freundlicherweise hier warten würden, während ich die junge Dame in meine Gemächer geleite …«
    »Kannst du nicht irgendetwas tun?«, fragte ich North verzweifelt.
    »Syd«, sagte North warnend. »Bitte nicht.«
    »Du bist doch auch ein Zauberer, oder? Zwing ihn doch einfach …« Als ich Norths gequälten Gesichtsausdruck sah, verstummte ich. Ich hätte wohl besser meinen Mund gehalten.
    »Ein Zauberer?« Das Lächeln breitete sich wieder auf Genets schmierigem Gesicht aus. »Keiner, den ich kenne. Ihrem Äußeren nach zu urteilen haben Sie sicher keinen Dienstherrn, aber wenn doch, wüsste ich gerne seinen Namen, damit ich ihm von Ihrer Unterlegenheit berichten kann. Ihren Rang möchte ich natürlich auch erfahren, bevor wir uns duellieren. «
    »Duellieren?«, fragte ich fassungslos und sah abwechselnd vom einen zum anderen. Über Zaubererduelle wusste ich Bescheid. Nach allem, was ich gelesen hatte, war das Resultat meist Blutvergießen und Zerstörung.

    Die Gesichter um mich herum zeigten eine Mischung aus Bestürzung und Faszination. Der Mann mit dem ausgeblichenen Mantel und der Pfeife stand jetzt neben der Tür, als bereitete er sich auf eine mögliche Flucht vor. Vielleicht wollte er aber auch nur seine Sicht auf den Kampf verbessern. Aber hier, wo andere verletzt werden konnten, war wirklich nicht der Ort für ein Duell. North schien dasselbe zu denken.
    »Sie wollen sich duellieren? Jetzt?«, fragte North. »Hier?«
    Genet nickte, und sein Grinsen wurde noch breiter. »Keine Angst, mein Freund. Ich überlasse Ihnen den ersten Angriff. Es ist nur angemessen, dass der Herausgeforderte den Vortritt hat. Wenn Sie jetzt so freundlich wären, mir Ihren Rang zu nennen?«
    »North!«, zischte ich. »Lass uns gehen! Vergiss nicht …«
    Mit einer Handbewegung und einem Lächeln, das nichts Gutes verhieß, bedeutete North mir, still zu sein. Wie eine Statue stand er da, der Inbegriff von Selbstsicherheit. Genet sah aus, als wäre er sich seiner mindestens ebenso sicher, vielleicht sogar noch mehr, jetzt wo er seine geflochtene Peitsche in der Hand hielt. Die gespaltene Spitze hing bis auf den Boden.
    »He!«, rief der Wirt. »So was will ich hier drin nicht sehen!«
    Ich werde nie das Geräusch vergessen, als Norths Faust auf das Gesicht des

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