Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken

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anderen Zauberers auftraf. Genets Nase gab ein unerträgliches Knirschen von sich und versprühte einen feinen Nebel aus Blut, bevor er wie ein Sack zu Boden ging und reglos liegen blieb. George eilte an die Seite seines Dienstherrn und kniete neben ihm nieder.
    North beugte sich über den Bewusstlosen. »Gewonnen.«
    »Ist er tot?«, fragte ich, als die Menge in tosendes Gelächter ausbrach.
    »Das bezweifle ich stark«, schnaubte North. »Ich habe ihn fast nicht berührt, und er ist umgefallen wie ein Sack Mehl.«

    Ich sah auf den ohnmächtigen Mann hinab und schüttelte angewidert den Kopf. Genet war vielleicht ein Widerling, das änderte aber nichts an der Tatsache, dass North auch nicht viel mehr war als ein betrunkener Grobian.
    Die Umstehenden überschütteten ihn mit Applaus und Beifallsrufen, und er benahm sich, als hätte er eigenhändig einen Krieg gewonnen. Er stieg über den am Boden liegenden Genet und wurde an der Theke mit einem Bierkrug begrüßt.
    »Hervorragend«, murmelte ich vor mich hin und machte mich auf den Weg zurück zur Treppe.
    Als ich mich durch das Gewühl drängte, hielt jemand plötzlich meine Hand fest, und ich spürte warme, feuchte Luft an meinem Hals. Ich versuchte mich loszumachen. Es war nicht North.
    »Das war keine Magie«, sagte eine leise Stimme. »Sieh genau hin.«
    Der Mann mit dem ausgeblichenen Mantel lächelte, als er zurücktrat, und hob einen Finger an die Lippen. Mit einem einzigen Atemzug blies er ein blaues Pulver von seiner Handfläche, das zu einer Wolke wurde und mich vollständig einhüllte. Einen Augenblick lang konnte ich das Gesicht des Mannes vor mir sehen und die fürchterlichen Narben, die er unter seinem Hut versteckt hatte. Seine rechte Gesichtshälfte sah aus, als hätte ein wildes Tier sie zerfleischt. Sein Augenlid hing bis auf die Wange herab und dunkelrote Linien zogen sich über sein Gesicht bis zu der Stelle, an der früher einmal sein Ohr gewesen war.
    Er nahm meine Hand, und ich konnte sie nicht abschütteln.
    »Was …?«, fragte ich erstickt. Ich schloss die Augen, um sie vor dem Rauch zu schützen. In der Luft lag der Geruch von Asche, von Feuer. Dann zwang ich mich, die Augen wieder zu
öffnen, aber ich war nicht mehr im Gasthaus. Ich war auf dem Marktplatz von Cliffton. Ich erkannte viele der Menschen wieder, die an mir vorbeiliefen, vorbei an den Soldaten, die ganze Familien aus ihren Häusern zerrten. Mr. Porter schrie, sie sollten aufhören, flehte sie an, sein Haus zu verschonen, doch die Soldaten warfen einfach eine brennende Fackel auf das Strohdach. Da fing auch ich an zu schreien, ich schrie, bis ich nicht mehr atmen konnte. Der sonst so klare Nachthimmel über Cliffton war verborgen von rötlichem Dunst. Unter mir schwankte die Erde. Eine Welle von Übelkeit erfasste mich, und ich griff nach der Kette an meinem Hals.
    Mit der anderen Hand suchte ich in meiner Rocktasche nach etwas, um mich zu verteidigen. Wieder flog Feuer dicht an mir vorbei und warf den Fremden zu Boden. Diese Art von Magie konnte nur von einem Zauberer kommen.
    »North!«, rief ich und versuchte durch den Rauch etwas zu erkennen.
    Ich fühlte, wie sich zwei Arme um mich schlossen, aber so leicht würden mich die Soldaten nicht gefangen nehmen. »Lasst mich los!«, schrie ich, während ich um mich schlug und trat. Noch einmal schrie ich. »North!«
    »Ich bin hier«, sagte er, und ich fühlte, wie sich der Druck der Arme verstärkte. »Ganz ruhig, es ist nicht echt.«
    Aber es musste echt sein, ich konnte meinen Vater, meine Mutter und Henry sehen, die Schwerter und Pferde. Der Boden erzitterte unter den Soldaten, die das Dorf überrannten. Ich konnte meine Lungen nicht vom Rauch befreien, und mein Herz hämmerte wie verrückt. Die Augen ganz fest geschlossen betete ich, es möge nur ein Albtraum sein.
    Und so musste es gewesen sein. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich nur Norths Gesicht und den klaren Nachthimmel über ihm. Dellark, irgendwie war ich wieder zurück nach
Dellark gelangt. Aber der Boden bebte immer noch; der Lärm, den ich den Pferden zugeschrieben hatte, kam von den Bewegungen der Steinhäuser und Brücken.
    North nutzte das Element des Feuers, das verstand ich jetzt.
    »Warte hier!«, rief er mir zu und sprang auf. Ich stand ebenfalls auf, wobei ich nur knapp den Menschen ausweichen konnte, die aus dem Gasthaus und den umliegenden Gebäuden flohen. Der Zauberer schob sich durch die Menge, geradewegs auf die bebenden Gebäude zu. Er lief