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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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hinein und kam kurze Zeit später mit unseren Habseligkeiten wieder zum Vorschein. Er warf mir meine Tasche zu.
    »Wir müssen verschwinden!«, rief ich mit heiserer Stimme. »Hier ist es zu gefährlich!«
    »Noch nicht.« Norths Gesicht hatte einen Ausdruck grimmiger Entschlossenheit angenommen, und ich sah, wie er seinen grünen Umhang hervorsuchte. Er legte ihn auf die Erde und stützte seine Hände darauf. Der Umhang verschmolz mit der Straße. Mit offenem Mund sah ich zu, wie das Gasthaus und die Häuser um uns herum auf hörten, sich zu bewegen. Das Ganze dauerte nur einen kurzen Augenblick. Als die Erschütterung wieder spürbar wurde, presste North seine Hände mit mehr Nachdruck gegen den Boden.
    Unsere Blicke trafen sich, dann nickte er, einmal, zweimal, und unter den losen Steinen kam der grüne Umhang wieder zum Vorschein. Ich zog den Webrahmen und meinen Beutel an mich.
    Mit einem Satz war ich auf den Füßen, strich mir die Haare aus den Augen, und dann war North hinter mir und zog mich zu sich heran. Ich hatte keine Zeit mich zu rühren. Er hüllte uns vollständig in seinen Umhang ein und zog ihn über unsere Köpfe, bis nichts mehr von den bröckelnden Steinen um uns zu sehen war.

    »Was …?« Die Worte blieben mir im Halse stecken. Wir fielen steil abwärts, während die Luft um uns herum sirrte und knisterte. Die Welt wurde schwarz, aber ich hatte keine Angst mehr.
    Ah , dachte ich und spürte, wie mich prickelnde Wärme umfing, als wir dem Ungewissen entgegenstürzten. Magie .

Drittes Kapitel
    D anach blieb mir keine Zeit mehr für weitere Gedanken. Meine Knie beugten sich, um den Aufprall abzufangen, aber der weiche Boden unter mir schwankte, und ich stolperte zurück. North versuchte uns abzustützen, konnte mich aber nicht halten, und so landete ich auf dem Rücken. Unser Gepäck verteilte sich im Gras, und ich rang nach Luft.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er sofort und rieb sich die Augen. Es war kein Wunder, dass er noch nicht wieder klar sehen konnte, denn unter uns bebte nach wie vor die Erde.
    »Was war das?«, flüsterte ich. »Ich war in Cliffton, ich könnte schwören …«
    »Das war schwarze Magie«, antwortete er. »Sie spielt mit deinem Verstand und will dich in deinen schlimmsten Ängsten gefangen halten. Alle, die in dem Gasthaus waren, haben es gespürt.«
    »Was hast du gesehen?«, fragte ich. »Wie hast du dich davon befreit?«
    Er antwortete nicht. Obwohl nur eine dünne Mondsichel uns Licht spendete, erkannte ich den verzerrten Ausdruck auf seinem Gesicht, als er sich neben mich kniete. Die Erde bebte nicht mehr, wie ich jetzt bemerkte, und ich hatte mich ebenfalls wieder beruhigt. North war derjenige, der bebte. Ich konnte deutlich sehen, wie seine Hände zitterten.
    »Was ist los?«, fragte ich. »Was hast du denn?«

    North war kreidebleich geworden, die Schatten der Nacht lagen schwer auf seinem Gesicht. Seine Stirn war von einem dünnen Schweißfilm bedeckt. Er hatte Schmerzen, das war nicht zu übersehen.
    Der Zauberer gab keine Antwort. Mit zitternden Fingern suchte er im Gras nach etwas, ergriff eine kleine blaue Flasche und drückte sie mir in die Hand.
    »Wer war dieser Mann?«, wollte ich wissen. »Der mit dem blauen Pulver? Ihm fehlten ein Auge und ein Ohr.« Ein hässlicher Ausdruck huschte über Norths Gesicht. »Kennst du ihn?«, fragte ich.
    Wieder sah North weg. »Nimm«, sagte er verbissen. »Nimm das und deine Decke … und dann schlaf.«
    »Auf keinen Fall«, sagte ich bestimmt. »Was es auch sein mag, du brauchst es ganz offensichtlich dringender als ich.«
    »Nimm es!«, sagte er heftig und drückte mir die kleine blaue Flasche in die Hände. »Nimm es, oder ich zwinge dich, jeden Tropfen davon zu trinken, so wahr die Götter mir helfen! «
    »North«, fing ich wieder an, aber er drehte sich weg und ließ sich erschöpft in der Nähe einer kleinen Baumgruppe nieder.
    Er kämpfte mit den Knoten der Umhänge an seinem Hals, dann riss er sie sich vom Leib und ließ sie einfach fallen. Ich hatte seit der Nacht vor unserer Abreise keine Gelegenheit mehr gehabt, sie zu flicken, und es war deutlich sichtbar, dass sie es dringend nötig hatten. North saß mit dem Rücken zu mir, doch ich konnte sehen, wie er die Beine zur Brust zog und das Gesicht gegen die Knie presste. Bei dem Anblick zog sich mein Magen zusammen, und schließlich stand ich auf und legte ihm seine Decke um. Die, die mir meine Mutter eingepackt hatte, war zwar dünner, aber sie tröstete

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