Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
Geburtstag lud ich an die hundert Personen zu uns nach Hause ein, um mit uns zu feiern; die meisten waren Erwachsene. Es gab eine Disko und ein Büffet - eine Fete mit allem drum und dran eben.
Michael war bei allen sehr beliebt, weil er mit seinen langen lockigen Haaren und den großen mandelförmigen Augen so süß aussah. Es wurde in meinem Bekanntenkreis immer viel getrunken und geraucht, und ich ließ mich von all den schlechten Angewohnheiten anstecken, die das Leben fern der Heimat mit sich brachte. Fast jeden Abend trank ich beinahe bis zur Bewusstlosigkeit. Das half mir, so zu tun, als wäre mit meiner Ehe alles in Ordnung.
Da Brunei ein muslimischer Staat ist, durften wir dort keinen Alkohol kaufen; wir fuhren deshalb immer über die Grenze nach Malaysia und brachten die erlaubte Menge mit, die wir zu Hause dann als Vorrat anlegten. Das machten viele Leute so, und somit gab es bei jeder Party immer Unmengen alkoholischer Getränke.
Pauls Freunde waren ganz anders als meine und schienen mich nicht zu mögen. Ich habe sie nie besonders gut kennen gelernt, doch die, mit denen ich gesprochen habe,
waren meist Ingenieure, Techniker oder Lehrer - Leute wie er eben. Auch wenn sie Hallo zu mir sagten, unterhielten sie sich nie richtig mit mir. Sie schienen mich nicht zu akzeptieren, aber ich bekam nie heraus, womit ich es mir bei ihnen verscherzt hatte. Vielleicht meinten sie ja, dass ich Paul als nörgelnde Ehefrau und Mutter den Spaß verderben würde. Ich hätte ihnen nie die Wahrheit darüber sagen können, was sich zwischen uns abspielte; sie hätten mir bestimmt nicht geglaubt, und ich hätte auch nicht gewollt, dass sie schlecht von Paul dachten.
Als Jane starb, fuhren wir zur Beerdigung wieder nach England. Ich war traurig, dass wir vor ihrem Tod nicht hatten bei ihr sein können, aber Pauls neuer Job hatte das unmöglich gemacht. Jane war sehr nett zu mir gewesen und hatte mich herzlich in ihre Familie aufgenommen, obwohl es ein Leichtes für sie gewesen wäre, den Stab über mir zu brechen, und es tat mir Leid, dass Michael sie nicht näher hatte kennen lernen können. Sie musste sich Sorgen gemacht haben, als sie erfuhr, dass ihr Sohn ein Barmädchen aus Manila heiraten würde, aber sie gab mir nicht einen Moment das Gefühl, dass sie mich nicht wie eine Tochter liebte. Nie würde ich die Nacht vergessen, als sie mit uns ins Jools gegangen war und wir alle so glücklich gewesen waren.
Ich wollte dieses Gefühl mit neuem Leben erfüllen und allem, was zwischen Paul und mir stand und ständig schlimmer und scheußlicher wurde, ein Ende bereiten. Es machte sich in mir Ärger breit über seine Art, wie er unsere Beziehung einfach so in die Brüche gehen ließ und seine Zeit immer nur mit seinen Freunden verbringen wollte.
Eines Abends, als wir wieder in Brunei waren, kam Paul nach einer seiner durchzechten Nächte morgens um drei
nach Hause geschlichen; ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und trieb ihn im Bad in die Enge; ich fragte ihn, wo er gewesen sei.
»Ach, bloß mit ein paar Freunden unterwegs«, antwortete er ausweichend; offensichtlich war er nicht gewillt, irgendwelche Fragen zu beantworten.
»Warum musst du denn ständig ausgehen?«, hakte ich nach.
Dass ich mich nicht einfach so beiseite schieben ließ, machte ihn wohl wütend, denn sein Ton änderte sich plötzlich, und er wurde aggressiv.
»Immerhin bin ich ja nach Hause gekommen«, fuhr er mich an, als meinte er, mir damit einen Gefallen getan zu haben. »Wenn du damit nicht zufrieden bist, dann geh doch!«
»In Ordnung«, sagte ich und nahm ihn beim Wort, »dann gehe ich eben.«
»Aber Michael nimmst du nicht mit«, sagte er warnend.
»Selbstverständlich nehme ich Michael mit!«
Ich war nicht nur nicht willens, mich von meinem geliebten Sohn zu trennen, ich wollte ihn auch nie und nimmer in der Obhut seines Vaters lassen, der ihn jedes Mal schlug, wenn ihm etwas nicht passte, und der sich die ganze Zeit mit weiß Gott wem herumtrieb. Da verlor Paul die Beherrschung, ging auf mich los und packte mich an den Haaren.
»Du nimmst Michael nicht mit«, brüllte er, wobei er mir den Kopf herumriss, dass es wehtat. »Und falls du je versuchen solltest, ihn mitzunehmen, verlässt du dieses Haus überhaupt nicht mehr.«
Ich riss mich los und rannte aus dem Bad.
»Versuch du bloß, ihn mitzunehmen«, schrie er hinter mir her, »dann kannst du dich auf was gefasst machen!«
Der häusliche Streit wütete noch eine Weile weiter, bis er
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