Aus purer Liebe?
ein Vergnügen."
"Jetzt sollten wir gehen, denke ich."
Bevor sie die Tür öffnen konnte, umfasste er schließlich doch noch ihre Taille. "Warte." Er drehte Raina zu sich um, so dass er ihr ins Gesicht sehen konnte.
Ihr Blick wirkte müde. "Was gibt es noch?"
"Ich möchte noch einen Kuss."
"Ich bin nicht sicher, ob wir das tun sollten."
Dharr nahm ihre Hände und legte sie auf seine Schultern. "Nur einen Kuss, um unser Geheimnis zu besiegeln."
"Einverstanden, wenn es auch bei einem kurzen Küsschen bleibt."
"Natürlich."
Aber als er den Kopf senkte und ihren Mund berührte, öffnete Raina einladend ihre Lippen. Sie waren so verführerisch weich, und unwillkürlich drang Dharr mit der Zunge dazwischen. Im nächsten Moment spürte er Rainas Zunge, die ihn eifrig willkommen hieß. Nun gab es für sie beide kein Halten mehr. Eng umschlungen standen sie da und vergaßen völlig ihre Umgebung.
Am liebsten hätte Dharr seiner Crew Bescheid gesagt, dass sie noch nicht von Bord gehen wollten. Dann hätte er sich mit Raina wieder ins Bett kuscheln können, und sie hätten sich geliebt, richtig geliebt, ohne so vorsichtig zu sein wie in der vergangenen Nacht.
Er war jedoch Realist genug, um einzusehen, dass so etwas nicht ging. Deshalb riss er sich zusammen und beendete den Kuss. "Das dürfte genügen."
"Das nennst du ein Küsschen?" Raina versuchte zu lächeln. "Aber es ist schon okay. Ich werde mich wenigstens immer daran erinnern."
Als sie wenig später in der königlichen Limousine saß und ins Tal hinunterblickte, staunte sie, wie sehr Tomar gewachsen war. In der Abenddämmerung bot die Stadt einen atemberaubenden Anblick. Der alte Palast bildete immer noch das Zentrum der Altstadt. Aber am Horizont ragten nun riesige moderne Gebäude mit Glasfassaden und Bürotürme in den blauvioletten Himmel.
Raina hatte das Fenster geöffnet, so dass die frische Abendbrise der Wüste ihr ins Gesicht wehte. Falls sie gehofft hatte, dass damit auch ihr Kopf frei wurde von den Eindrücken der letzten zwanzig Stunden, so irrte sie sich. Es war ihr, als spürte sie noch immer Dharrs Hände auf ihrer Haut und seinen Mund auf ihren Lippen.
Als der Chauffeur der Limousine in der Kurve ein Schlagloch übersah, stieß Raina gegen Dharrs Schulter. Sie wehrte sich nicht dagegen, sondern ließ sich einfach fallen, um ihm wenigstens für einen Moment nahe zu sein. Er reagierte jedoch nicht darauf, nahm noch nicht einmal ihre Hand, sondern starrte nur stumm aus dem Fenster.
Ich werde mich daran gewöhnen müssen, dass er auf Distanz geht, dachte sie, je früher desto besser. So war es vereinbart. Es enttäuschte sie dennoch. Ich bedeute ihm gar nichts, wahrscheinlich hat er sich nur die Zeit mit mir vertrieben, ging es ihr durch den Kopf. Aber mehr als ein Zeitvertreib hatte sie ja auch nicht für ihn sein wollen.
Sie musste sich dringend mit anderen Dingen beschäftigen. "Morgen früh muss ich meine Mutter anrufen", bemerkte sie zu Dharr. "Vielleicht könntest du mich daran erinnern, falls ich es in der Aufregung vergesse."
"Deine Mutter ist schon benachrichtigt."
"Hast du mit ihr telefoniert?" fragte Raina erstaunt.
"Ich habe meinen Sekretär gebeten, sie von London aus anzurufen, damit sie Bescheid weiß und sich keine Sorgen um dich macht."
"Meinst du nicht, es wäre besser gewesen, wenn ich es ihr selbst gesagt hätte?"
Zum ersten Mal sah Dharr sie wieder direkt an. "Ich dachte, es sei besser, wenn es ihr jemand anders mitteilt."
"Was hat dein Sekretär ihr denn erzählt?"
"Dass ich mit dir nach Azzril fliege und du deinen Vater besuchst, mehr nicht. Er hat nicht persönlich mit ihr gesprochen, sondern mit einer Mona. Sie wollte es deiner Mutter ausrichten."
"Mona ist das Dienstmädchen. Sie ist ziemlich einfältig. Sie war sicher ganz aus dem Häuschen bei diesem Anruf", erklärte Raina. "Ich hätte lieber selbst mit meiner Mutter geredet."
"Kannst du ja auch morgen früh machen."
Das hatte Raina nun nicht mehr vor. Jetzt, da ihre Mutter es wusste, war es vermutlich besser, sie wartete ein paar Tage, bis die sich beruhigt hatte.
Nach einer Weile passierte der Wagen die Palasttore und hielt im Innenhof. Raina konnte gar nicht schnell genug aussteigen. Auch jetzt bestand sie darauf, ihre Reisetasche selbst zu tragen.
Zwei livrierte Männer, die als Wachen fungierten, öffneten ihnen die schwere Flügeltür zum Foyer. Raina staunte über die Pracht, obwohl sie das Innere des Palastes aus ihrer Kindheit kannte. Den
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