Aus purer Liebe?
einfach. Du teilst mehrere Räume für Vorträge und Malkurse ab. Hier am Rand bleibt noch genügend Platz für eine Galerie. Da kannst du Bilder von Kindern aus Azzril zeigen."
"Du meinst Kinderzeichnungen?"
Sie nickte eifrig. "Ja, so haben die Kinder einen Anreiz, kreativ zu sein. Einer der Kursräume sollte ihnen immer zum Malen und Basteln offen stehen. Ich hätte damals alles darum gegeben, so einen Ort zu haben. Dann wäre ich nicht so oft ausgerückt, und Badya wäre die Suche nach mir erspart geblieben."
Dharr musste lächeln. "Ich sehe dich noch vor mir, wie du dich barfuß auf der Straße herumgetrieben hast. Du warst schon ein Wildfang. Die arme Badya hatte alle Mühe, dich zu bändigen."
"Es war mir eben zu langweilig, den ganzen Tag mit meinen Privatlehrern im Haus zu hocken. Auch kleine Mädchen wollen ab und zu etwas erleben."
"Dieses Kunstprogramm für Kinder, meinst du, es sollte kostenlos für alle angeboten werden?"
"Unbedingt, denn nicht alle Eltern wollen oder können dafür zahlen. Du findest sicher ehrenamtliche Lehrkräfte und Sponsoren."
"Das ist eine gute Idee", sagte er anerkennend. Aber dann kam ihm eine noch bessere Idee. "Wie wäre es, wenn du hier Kunstunterricht geben würdest?"
Raina vermied es, Dharr anzusehen, und starrte auf die Zeichnung. "Das ist leider nicht möglich, weil ich bereits an einer Schule in Kalifornien unterrichte. Der Job macht mir Spaß. Außerdem geht es nicht. Ich kann doch meine Mutter nicht allein lassen. Sie braucht mich, auch wenn sie im Moment ziemlich unausstehlich ist."
Ich brauche dich auch, ging es Dharr durch den Kopf. Der Gedanke war so neu für ihn, dass er ihn nicht aussprechen wollte. "Dein Vater braucht dich vielleicht auch", gab er stattdessen zu bedenken.
"Er ist all die Jahre ohne uns ausgekommen, und das muss er wohl auch in Zukunft." Raina seufzte. "Mich würde gar nicht wundern, wenn er eine Mätresse hätte. Vielleicht sogar mehrere."
"Das hat er bestimmt nicht."
"Wie willst du das so genau wissen, Dharr?"
"Eine bekannte Persönlichkeit wie dein Vater könnte so etwas nicht geheim halten. Es würde darüber geredet werden, aber er hat einen untadeligen Ruf. Nein, es gibt für ihn keine Frau außer deiner Mutter."
"Ich verstehe. Dennoch ist es kaum zu glauben, dass er schon mehr als elf Jahre allein lebt!" rief Raina. "Und noch unwahrscheinlicher ist es, dass er sich, seit meine Mutter angekommen ist, mit ihr in seiner Suite einschließt. Sie scheinen prächtig miteinander auszukommen. Das hat man auch beim Dinner gemerkt."
"Vielleicht geschieht ein Wunder, und sie versöhnen sich wieder."
"Ich hatte eher den Verdacht, dass sie über ihre Scheidung diskutieren."
Raina bemühte sich zwar, unbekümmert zu klingen, aber Dharr hörte heraus, welch große Sorgen sie sich machte. "Es wäre nicht leicht für dich, ihre Scheidung zu akzeptieren, nicht wahr?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Was bliebe mir denn anderes übrig? Ich muss die Dinge sehen, wie sie sind. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn sie sich aussprechen würden und jeder ein neues Leben anfinge. Dieses Hin und Her finde ich unerträglich."
Sie klang verbittert. Dharr hätte sie gern getröstet, aber er wusste nicht wie.
Sie war zum Fenster gegangen, dorthin, wo sie sich dem Volk als mögliche Braut des Kronprinzen gezeigt hatte. Die Szene ging Dharr nicht aus dem Sinn. Rainas Stimme rief ihn in die Realität zurück.
"Kannst du mir von hier aus zeigen, wo das Museum stehen wird?"
"Natürlich." Er ging zu ihr, blieb jedoch darauf bedacht, sie nicht anzurühren, damit er nicht in Versuchung geriet. Er deutete auf einen Berg im Osten der Stadt. "Erinnerst du dich an Almase?"
Raina nickte. "Das sind doch die Felsen, die wie riesige Diamanten geformt sind, nicht wahr?" Begeistert betrachtete sie die Lichter in der Ferne. "Das ist eine wunderschöne Gegend. Als Kind habe ich dort am liebsten gespielt. Du musst nur darauf achten, dass die Felsformationen durch den Bau nicht beschädigt werden."
Dharr nickte. "Das haben wir bedacht. Für das Museum wird kein einziger Fels gesprengt werden, sondern es wird direkt neben die Felsen gesetzt. Der Clou ist, dass wir das gleiche Felsmaterial zum Bauen verwenden, so dass der Museumsblock sich perfekt der Felsformation anpassen wird."
"Das hört sich toll an, Dharr!"
"So wird es auch werden, unser neues Museum. Ich hoffe, dass wir die Bauzeit von achtzehn Monaten einhalten können. Deswegen habe ich es auch so eilig, die
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