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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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aus.”
    “Beeinflussung eines Zeugen? Pamela, der Vater des Jungen ist das Opfer! Wenn er unter Schock drauflosredet, bringt er sich in Teufels Küche. Und das muss ja wohl nicht sein.” Er hob seine Baseballmütze kurz an und setzte sie wieder auf. “Mensch, Pam, es ist schon schwer genug für den Bengel – und für Amber auch. Früher standen wir uns mal sehr nahe, Amber und ich, und wenn ich dazu beitragen kann, ihnen Unannehmlichkeiten zu ersparen, dann tue ich das.”
    “Ich will hoffen, das schließt Verwischen von Spuren und Manipulieren von Beweismitteln aus! Darf ich dich an das Öffnen der Wagentür und an die Fernbedienung für das Garagentor erinnern?”
    “Wie bitte? Ich höre wohl nicht richtig! Das war außerdem Kate, aber auch da stehe ich auf ihrer Seite; sie hat unbedacht gehandelt, und so etwas passiert, erst recht, wenn es sich bei dem Opfer um einen nahen Freund oder Verwandten handelt.” Er nestelte wieder an seiner Mütze herum.
    “Mag alles sein, Nick. Nur erstaunt es mich, dass du offensichtlich nicht mehr weißt, was man gemeinhin unter vorschriftsmäßigem Vorgehen am Tatort versteht.”
    Einen Augenblick stand er schweigend da, schaute an ihr vorbei und umklammerte seinen Nacken. “Denk von mir aus, was du willst, Pamela. Ich hab dir alles gesagt. Trag Escavez deine Vermutungen vor, wenn du es für richtig hältst, aber bloß nicht diesem Sloan. Ich weiß zwar, du willst unbedingt befördert werden, nur wirst du ja wohl nicht allen Ernstes etwas von dieser Tragweite mit diesem Komiker besprechen.” Hinter seiner Sonnenbrille bekam sein Gesicht einen harten Ausdruck. “Ich bin kein niedergelassener Rechtsanwalt, aber sollten die werten Kollegen vom Polizeirevier Bayou Blanc es mit Einschüchterung und Machtmissbrauch versuchen, dann entstaube ich in der Tat meine Zulassung als Jurist, wenn ich damit Leuten beistehen kann, die mir etwas bedeuten.”
    “Und genau das ist der Punkt, nicht wahr, Nick? Sie bedeutet dir immer noch etwas.”
    “Selbst wenn’s so wäre – wenn es um ihre Behandlung durch die Kollegen geht, macht es nicht den geringsten Unterschied. Wieso siehst du das nicht ein?” Er verstummte, stand unschlüssig vor ihr und wandte sich dann ab. “Ich bin weg. Mir reicht’s.”

25. KAPITEL
    K ate entdeckte Sam, als sie ihre abendlichen Joggingrunden drehte. Er stand gegen den Stamm einer riesigen Zypresse gelehnt, und wie immer ließ sein Anblick in ihr einen Sturm von Emotionen von der Kette, aber sie wusste nicht, ob sie am Ende eines solchen Katastrophentages noch die Energie für eine Auseinandersetzung mit ihm aufbringen konnte. Als sie auf die kleine Holzhütte zutrabte, die als eine Art Umkleidekabine diente, stieß er sich von dem Baum ab und kam auf sie zu. Sie holte die Wasserflasche aus ihrer Sporttasche und ließ ihren Blick über seine Jeans und den weißen Pullover gleiten. “Nach Joggen siehst du nicht aus.”
    “Hab ein ganz schlechtes Gewissen, gebe ich zu”, erwiderte er und reichte ihr das Handtuch, das sie mit Wasser aus der Flasche anfeuchtete, um sich dann damit abzukühlen. “Und ich staune, dass du heute noch die Energie zum Laufen aufbringst.”
    “We can run, but we can’t hide”, murmelte sie. “Ein Hit von den Supremes, nicht wahr? Wir können laufen, so weit wir wollen – vor etwas weglaufen können wir trotzdem nicht.” Er nickte zustimmend. “Ist es bei Dekes Anblick wieder losgegangen?”
    Er musste es wohl annehmen, nachdem sie ihm ihre seltsamen Aussetzer und Flashbacks gebeichtet hatte. Sie schaute an ihm vorbei hinüber zu den Joggern, die, aufgereiht wie Perlen an der Schnur, hintereinander über die Bahn zockelten. Am meisten überraschte es sie, wie sehr sie aus ihr völlig unerfindlichen Gründen wünschte, sie könnte ihm ihre Bekenntnisse anvertrauen, obgleich er schon einmal ihren Gefühlen übel mitgespielt hatte.
    “Kennst du dich mit dem Thema Gedächtnisverdrängung aus, Sam? Glaubst du, man kann ein Erlebnis so tief im Unterbewusstsein vergraben, dass man es gleichsam aus dem Gedächtnis löscht?”
    “Viel weiß ich auch nicht”, sagte er, “aber ich halte es für möglich, insbesondere bei außerordentlichen Angsterlebnissen und traumatischen Erfahrungen. Aber so häufig, wie die Pop-Psychologen uns glauben machen wollen, kommt dieses Phänomen denn doch nicht vor. Warum fragst du?”
    “Ach, vergiss es.” Sie stand auf einem Bein, den Unterschenkel des anderen nach hinten gegen den Oberschenkel

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