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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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dich da sein, für dich sorgen! Hast du schon mal daran gedacht, dass ich wahrscheinlich ‘ne Stange Geld erbe? Es wird alles uns gehören! Du brauchst dir nie wieder Sorgen zu machen!”
    “Die Hälfte steht mir sowieso zu, mein Schatz. Per Gesetz!” Amber schenkte sich ein Glas Wein ein, ließ es des Aromas wegen ganz sacht unter der Nase kreisen und nahm einen winzigen Schluck. “Und wegen mir mach dir mal keinen Kopf! Ich komme prima zurecht, vorausgesetzt, sie lochen mich nicht ein, weil sie denken, ich hätte den Dreckskerl umgelegt. Vor ein paar Tagen haben wir uns doch lang und breit damit auseinandergesetzt, Stephen – wir sind nun beide ungebunden, und vorbei ist vorbei! Schwamm drüber, schlage ich vor! Du wirst ein nettes Mädchen kennenlernen, und über mich kommst du im Handumdrehen hinweg.”
    “Du sollst mich nicht dauernd wie ‘n dummen Jungen behandeln!” Stephen stieß einen gereizten, unwirschen Laut aus, aber seine Stimme klang gequält, fast wie ein Schluchzen, seine dürren Finger pflügten durch sein Haar. “Niemals werde ich dich vergessen, Amber … nie! Ich habe ja schon viele Freundinnen, aber von denen ist doch keine wie du.” Er unterbrach sich, stemmte grimmig die Hände in die Hüften, tat ein paar heftige Schritte, in die er seinen ganzen Frust zu legen schien, machte plötzlich kehrt und pflanzte sich dicht vor ihr auf. “Wozu dann das alles, wenn wir doch nicht zusammen leben können?”
    Durch einen grauen Nebel von Zigarettenqualm sah sie ihn argwöhnisch von der Seite an. “‘Das alles’? Was meinst du denn damit?”
    Aufgewühlt fuhr er sich mit der Hand über den Mund, scharrte unschlüssig mit einem Fuß über den Boden, wandte dann den Blick ab, um sie letztlich doch wieder anzuschauen. Offensichtlich gelang es ihm nicht, das, was ihm im Kopf herumging, in Worte zu fassen – es war einfach unaussprechlich. “Du weißt schon!”
    Sie legte die Stirn in Falten und schnippte die Asche von der Zigarette. “Hast du ihn etwa umgebracht? Du kannst es mir ruhig gestehen, wenn du es warst. Ich …”
    “Nein!” Er war völlig entgeistert. “Natürlich nicht! Das muss dir doch klar sein!” Beide schwiegen ein, zwei Sekunden, dann trafen sich ihre Blicke, und Stephens Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. “Da steckt wieder Santana dahinter, stimmt’s? Das solltest du mir sagen, um mich zu verwirren! Er denkt wohl, mit einem jungen Spund wie mir kann er’s machen, hält mich für zu blöd und glaubt, ich durchschaue das Spielchen nicht, mit dem er uns auseinanderbringen will! Habe ich recht?”
    Amber schloss die Augen und schüttelte resigniert den Kopf. “Nein, Stephen. Kompletter Unsinn! Nick hat von all dem, von uns, keine Ahnung. Er feilt lediglich immer noch an einer Taktik, mit der er verhindern will, dass diese Pamela LaRue mir einen konstruierten, an den Haaren herbeigezogenen Mordkomplott anhängt und ich für eine Tat verurteilt werde, die ich nicht begangen habe.”
    Stephen hob plötzlich die Hand und sah in Richtung Haustür. “Psst! Sei mal still! Da ist gerade ein Auto gekommen – Mensch, schon wieder die Polente!”
    “Wie, ‘wieder’? Waren die etwa schon mal hier?”
    “Ja, vor’n paar Stunden erst.”
    Amber warf ihm einen erbosten Blick zu, als die Glocke ertönte, setzte missmutig ihr Weinglas ab und ging um ihn herum zur Haustür. Als sie erkannte, dass Pamela LaRue draußen stand, stieß sie einen verhaltenen Fluch aus, öffnete jedoch nach kurzem Zögern. “Officer LaRue, wenn ich mich recht entsinne, nicht wahr?” Ihr fiel zwar der Streifenwagen in der Garageneinfahrt auf, aber sonst war draußen niemand zu sehen.
    “Tag, Mrs. Russo. Ich sah Ihr Auto und dachte, Sie hätten vielleicht einen Moment Zeit. Darf ich hereinkommen?”
    Von schräg gegenüber eilte Nick im Laufschritt auf das Haus zu, und Amber fiel bei seinem Anblick ein Stein vom Herzen. Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen. “Ich nehme an, Sie sind dienstlich hier?”
    “Richtig.” Pamela blieb betont höflich, aber ihre Augenbrauen hoben sich fragend. “Wollen wir das nicht besser drinnen besprechen?”
    “Und ich nehme weiterhin an, es geht um den Mord an meinem Mann?”
    “In der Tat.”
    “Dann muss ich Sie um einen Augenblick Geduld bitten, ich warte auf meinen Anwalt.” Über Pamelas Schulter hinweg empfing sie Nick, der nach dem Lauf über fast die Hälfte der Straße nicht ein bisschen außer Atem schien, mit einem strahlenden Lächeln.

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