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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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Barhocker. “Was wird das hier – Gedenkfeier für dumme Streiche aus alten Zeiten?”
    Kate wusste später nicht mehr genau den Grund für das, was sie als Nächstes sagte. Möglicherweise hatte sie Deke nur etwas aufziehen wollen und gedacht, die Erwähnung eines gewissen Namens würde das hervorragend besorgen. “Übrigens, da wir von alten Zeiten reden, Amber. Rate mal, wer mir dieser Tage über den Weg gelaufen ist – Nick Santana! Er ist bei Sam in Behandlung. Die Welt ist klein, was?”
    Amber schien zu erstarren. “Nick?” Sie tat, als wäre sie mit einer Blumenvase auf der Theke beschäftigt.
    “Er sagt, er wohnt vorübergehend hier, weil er in Ausübung seines Dienstes in New Orleans angeschossen wurde. Sein Kollege kam ums Leben. Hast du’s nicht gehört?” Sie wandte sich an Deke. “So etwas wird doch sicher deine Hörer interessieren!”
    Deke beäugte seine Frau. “Stimmt, es war mal die Rede davon. Ein paar dämliche Bullen sind ins falsche Viertel geraten und haben sich wegpusten lassen.”
    “Nicht ganz”, sagte Kate gelassen. “Nick hat überlebt, mit einem Lungenschuss und einem gebrochenen Arm. Ich würde ihn auch nicht als dämlichen Bullen bezeichnen. Er ist zwar Beamter bei der Mordkommission in New Orleans, aber gleichzeitig studierter Jurist und dürfte eigentlich als Rechtsanwalt arbeiten, hat jedoch den Polizistenberuf vorgezogen.”
    “Na, toll! Vielleicht wird er zum Mann des Jahres vorgeschlagen!”
    Kate zuckte mit den Schultern. “Polizist des Jahres klingt recht plausibel.”
    Deke stützte einen Fuß auf einen benachbarten Barhocker. “Hoffentlich ist er Linkshänder.”
    “Deke!”, ermahnte Amber ihn leise.
    “Was ist? Du magst es wohl nicht, wenn einer mal was über deinen verflossenen Highschool-Schatz sagt, wie?”
    “Das ist doch so lange her! Wir waren ja damals noch halbe Kinder!”
    “Tatsächlich? Aber wie ein Kind benimmst du dich nicht, wenn sein Name fällt, eher so, als hätte der Abschlussball gerade erst stattgefunden.”
    “Tu ich nicht! Ich erwähne seinen Namen nie, das machst nur du!”
    Leo rührte sich auf seiner Couch. “Ich glaube, Deedy hat gleich das Essen fertig. Kate …”
    Aber Deke ließ sich nicht unterbrechen und sah Kate gehässig an. “Hat er dir auch gesagt, dass es Gerüchte gab, er und sein Partner hätten die Hand aufgehalten, und dass er deshalb nach der Schießerei erst einmal von der Bildfläche verschwand? Nach meinen Quellen sollten sie an dem Abend dran glauben.”
    “Du bist ja ziemlich gut informiert”, bemerkte Kate kühl. “Und wer wollte, dass sie dran glauben sollten? Nick wäre sicher für jeden Hinweis dankbar, der die Ermittlungen weiterbringt.”
    Er hielt mahnend den Zeigefinger hoch, seine Augen glänzten tückisch und er grinste hämisch. “Nee, nee, Kate! Da müsste ich ja meine Quelle preisgeben! Wir Medienleute müssen vorsichtig sein. Wenn ich anfange, alles auszuplappern, was ich weiß, dann habe ich bald keine mehr.”
    Mittlerweile war Leo aufgestanden. “Das mag ja alles sehr interessant sein, Kinder, aber das Essen ist fertig. Also!”
    “Nur eins noch!” Deke schenkte sich einen Whisky ein, pur, ohne Eis. “Leo, du hast Amber nicht zufällig gesagt, dass Nick Santana euer Patient ist?”
    “Nein, ich glaube nicht.” Leo fasste sich mit zitternden Fingern an die Schläfe.
    “Nein, hat er nicht”, sagte Amber fest und griff nach einer Zigarette.
    “Geht’s dir nicht gut, Leo?” Kate ließ Deke mit einem zornigen Blick verstummen. Der Kerl brachte eine solche Aggressivität in den Abend – kein Wunder, dass Leo das bedrückte. Und die rüde Art, wie Deke mit Amber umsprang, musste Leos Kummer noch verstärken.
    “Alles okay.” Leo lächelte sie gequält an. “Macht wohl der Hunger. Du speist doch mit uns, Katy-Mädchen?” Kate wollte ablehnen, aber auch Amber bestand darauf, dass sie blieb. Ihre Augen füllten sich mit … ja, mit was? Kate wusste es nicht. Schmerz? Demütigung? Und ihre Hände waren kalt.
    “Lass uns anstoßen, Kate. Schön, dass du wieder zu Hause bist!”
    Ein feines Klingen der Gläser. “Cheers”, sagte Kate. “Gut, wieder daheim zu sein.”
    Ambers Lippen bebten, aber sie reckte das Kinn vor und nahm einen hastigen Schluck. “Auf bessere Tage!”

12. KAPITEL
    S tephen ging geradewegs in sein Zimmer und zog sich um. Er trug diese Klamotten nur, weil Amber ihn gebeten darum hatte, er war nur ihretwegen höflich gewesen und auch nur ihretwegen hier in

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