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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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Weg nicht mehr!” Sie nahm die Freundin ungestüm in die Arme, trat dann einen Schritt zurück und musterte sie von Kopf bis Fuß: die Frisur, das luftig-legere Sommerkleid, die zierlichen Sandaletten, die schlanke Figur. “Du siehst großartig aus. Nicht wahr, Deke? Und dabei hört man immer, Unfallärzte seien mit spätestens vierzig ausgebrannt, aber das stimmt ganz und gar nicht! Man braucht dich doch nur anzusehen, mein Schatz!”
    Kate hatte ihr reizendstes Lächeln aufgesetzt, begrüßte die Freundin mit einem Kuss auf die Wange und schaute zur Hausbar, von wo Deke mit einem seltsamen Lächeln zu ihnen herübersah. “Hallo, Deke, wie geht’s?”
    Er hob sein Glas und erwiderte ihren Gruß mit einem Nicken. “Gut, Kate. Ich habe gehört, du hast bei Leo angefangen? Ganz schöner Unterschied zu den ehrwürdigen Heiligen Hallen der Ostküste, was?”
    “Etwas.” Sie wandte sich dem Jungen zu, der am anderen Ende auf einem Barhocker saß. “Hi, Stephen! Du bist ja so gewachsen, ich hätte dich beinahe nicht erkannt. Aber das sagt dir jeder, was?”
    “Kann sein … ‘n Abend!”
    Deke stieß mit einem Mal einen Fluch aus. “Stell den verdammten Krach leiser, Stephen! Man kann ja sein eigenes Wort nicht verstehen!” Der Junge warf ihm einen bösen Blick zu, drückte dann aber widerwillig einen Knopf an der Anlage, und die Musik brach ab.
    Ambers Lachen klang brüchig und nervös. “Was darf’s sein, Kate? Wein? Oder Gin und Tonic?”
    “Einen Merlot, wenn es geht. Ich habe gerade mit Mutter ein Glas getrunken.”
    “Kein Problem.” Kate zog eine Flasche aus dem Weinregal. “Der hier ist ausgezeichnet, den habe ich erst vergangene Woche anlässlich einer Dinnerparty mit dem Oberbürgermeister und einigen Honoratioren getrunken.”
    “Geht das schon wieder los?” Deke verdrehte genervt die Augen, und Ambers Wangen röteten sich, während sie den Korkenzieher ansetzte.
    “Oh, der Oberbürgermeister! Vor einigen Jahren, als er noch Senator war, habe ich ihn mal kennengelernt. Scheint ein ganz fähiger Mann zu sein.”
    “Ein Dummkopf ist er!”, fuhr Deke dazwischen, und als seine Frau ihn bremsen wollte, wehrte er sie ab. “Ich sag’s, wie ich’s meine! Wir sind doch unter uns, oder?” Er trank sein Glas aus und setzte es ab. “Kate gehört ja praktisch zur Familie. Stimmt’s, Kate?”
    “Hör auf damit, Dad!”, sagte Stephen leise und gereizt.
    “Wie bitte? Erst meine Frau Gemahlin, und jetzt mein Filius auch? Mach mir noch einen, Herzchen, aber diesmal mit was Ordentlichem drin!” Er gab dem Glas einen Stoß, sodass es über die gesamte Länge der Theke schrammte und von Amber erst im letzten Moment erwischt wurde.
    Stephen ließ die Schultern hängen, rammte seine Hände tief in die Hosentaschen und verzog angewidert das Gesicht. “Ich hau ab!”
    Sein Vater lachte hämisch. “Zehn Minuten vom Bildschirm weg, was? Der arme Kerl hat Entzugserscheinungen, muss sich erst mal ‘ne Cyberdosis reinziehen!”
    “Er ist nicht Computer-verrückter als andere Kids in seinem Alter auch, Deke”, sagte Amber und versuchte ein energisches Lächeln. “Kate, du weißt, wie sie sind, die Jungs, immer nur Internet, Computerspiele und all das. Aber Deke hätte es lieber, wenn er draußen Basketball trainieren würde.”
    Deke grunzte verächtlich. “Als ob der Basketball von Volleyball unterscheiden könnte!”
    Im Flur war ein Geräusch zu hören; Kate dreht sich um, und zu ihrer Erleichterung sah sie Leo hereinkommen, der sie mit einer Umarmung begrüßte und dann nach Stephen fragte.
    “Ist stinkig. Abgehauen!”, meldete sich Deke.
    Leo lächelte müde. “Hab ich das Feuerwerk verpasst?”
    “Ach was!” Amber reichte Kate das Weinglas. “Er ist ein wenig empfindlich in letzter Zeit.”
    “Liegt am Alter”, sagte Leo und ließ sich langsam auf ein Sofa sinken.
    Kate fiel auf, wie bleich und faltig sein Gesicht war. Hoffentlich war er nicht auch krank! “Alles okay, Leo?”, fragte sie besorgt und setzte sich neben ihn. “Du siehst müde aus.”
    “Mir geht’s prima, mein Mädchen! Besonders nach dieser Woche!” Er schaute Deke und Amber an. “Kates Entscheidung, bei uns einzusteigen, war ein Volltreffer! Heute zum Beispiel hatte ich schon am Mittag Schluss und konnte mit Bert Landry ‘ne Partie Golf spielen. Hab ‘nen Zwanziger verloren.” Er nahm eine Zigarre und streichelte sie.
    “Vielleicht siehst du deshalb so müde aus. Wir hatten bestimmt an die 32 Grad

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