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Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik

Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik

Titel: Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Carreras
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fügte ich hinzu, dass ich noch mehr als all diese mir äußerst wichtigen Geschenke die fortdauernde Zuneigung des Publikums zu schätzen wisse.

    Außer lobenden Artikeln über Carreras enthielt das Programmheft auch eine Seite, auf welcher der Tenor die Gründung einer internationalen Stiftung zum Kampf gegen die Leukämie ankündigte, die seinen Namen tragen sollte, und unmissverständlich klarmachte, dass er sich dieser Aufgabe in den kommenden Jahren mit Nachdruck widmen werde. Er fuhr fort, er hoffe, mit dieser Initiative dazu beitragen zu können, dass die schwere Krankheit allmählich besiegt werden könne. Dazu wolle er mithilfe von Stipendien Forschungsprogramme auf den Weg bringen, zugleich aber auch große Kliniken unterstützen, damit diese eine verbesserte Behandlung anbieten könnten. Zugleich solle in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für den Kampf gegen diese Krankheit geweckt werden. Der Schutz der Gesundheit vieler, häufig mittelloser Menschen sei das Ziel der José-Carreras-Stiftung, und er selbst wolle allen von Leukämie Befallenen Mut machen, den Kampf nicht aufzugeben.

    Seit ich geheilt zurückgekehrt bin, denke ich, dass ich dem Leben gegenüber eine Schuld abzutragen habe.

14.
Drei Tenöre, die mit fotokopierten Geldscheinen Poker spielten
    I n den Ruinen der Caracalla-Thermen in Rom – die im dritten Jahrhundert nach Christus von dem gleichnamigen Kaiser erbaut worden waren – dirigierte am 7. Juli 1990 anlässlich der in Italien ausgetragenen Fußballweltmeisterschaft Zubin Mehta ein Konzert, bei dem Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und José Carreras gemeinsam auftraten. Nur selten hat ein Abend so hohe Erwartungen geweckt. Außer den sechstausend Zuschauern, die dieser Galaveranstaltung beiwohnten, verfolgten weitere achthundert Millionen sie über 112 Fernsehkanäle, von denen 74 sie um 22.15 Uhr live übertrugen, unmittelbar nach dem Spiel um den dritten und vierten Platz zwischen den Mannschaften Italiens und Englands. Die Aufnahme dieses Konzerts wurde die meistverkaufte Klassikschallplatte aller Zeiten.

    Zwar war ich der Vater der Idee, uns drei Tenöre gemeinsam auftreten zu lassen, doch hatte schon Jahre zuvor jemand angeregt, zum Gedenken an den hundertsten Geburtstag des italienischen Tenors Giacomo Lauri-Volpi, der 1979 in Valencias Vorort Burjasot gestorben war, ein Konzert zu veranstalten, bei dem Luciano, Plácido und ich auftreten sollten. Der Gedanke war damals nicht weiterverfolgt worden, doch kam er mir wieder ins Gedächtnis, als mich im Abstand von wenigen Tagen Plácido Domingo im Krankenhaus von Seattle besuchte und Luciano Pavarotti mich anrief. Im Sommer 1989, ein Jahr bevor in Italien die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen werden sollte, traten einige Konzertveranstalter mit dem Vorschlag an mich heran, an einem großen Konzert mitzuwirken, einer wahren Mammutveranstaltung, an der fünf Soprane, vier
Baritone, drei Bässe, drei Mezzosoprane, acht Tenöre und so weiter teilnehmen sollten. Da ich ein solches Vorhaben nicht besonders anziehend fand, machte ich einen Gegenvorschlag, der mir leichter durchführbar schien: ein Konzert, bei dem wir drei mit einem Programm aus Opernarien, bekannten Liedern und Songs aus Broadway-Musicals auftreten sollten. Dem Veranstalter Mario Dradi gefiel die Idee sogleich sehr gut, obwohl ihm klar war, dass es nicht einfach sein würde, uns zur selben Zeit am selben Ort zusammenzubekommen. Doch es gelang ihm dank seiner Professionalität und Beharrlichkeit. Manche waren der Ansicht, die zwischen uns Tenören bestehende Rivalität werde ein unüberwindliches Hindernis bilden, woraufhin ich zu sagen pflegte, dass sie sich keine Sorge machen und mich einfach mit den beiden anderen reden lassen sollten. Schon wenige Tage später sprach ich mit Plácido, der mir sofort zusagte, und als ich bald darauf Luciano fragte, gab er mir zur Antwort: »Ciccio, per te, dai, dobbiamo celebrare che sei tornato sul palcoscenico, ma sì, facciamo questa cosa.« (Na klar, mein Junge, für dich – wir müssen doch feiern, dass du auf die Bühne zurückgekommen bist. Natürlich machen wir das.)

    Das Konzert in den Caracalla-Thermen war als einmaliges Ereignis gedacht und nicht etwa von vornherein als Anfang einer Konzertserie vorgesehen. Pavarotti hatte im Anschluss daran gesagt, wenn ein Konzert mit Liedern und Arien so glatt verlaufen sei wie das, das sie gerade hinter sich gebracht hatten, neige er dazu, die Sache auf sich beruhen zu

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