Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
Terroraktionen. Unter anderem hat er im Lager einige Transporte mit Geisteskranken vergast.« Laut Filip Müller hielt er Ansprachen an Juden vor der Vergasung im Alten Krematorium : »Als erstes müssen wir für eure Gesundheit sorgen. Deshalb müßt ihr zuerst unter die Dusche. Wenn ihr gebadet habt, bekommt jeder einen Teller Suppe. Und jetzt zieht euch aus. Beeilt euch, damit die Suppe nicht kalt wird.« Auch Broad memoriert eine Ansprache Grabners vor dem Alten Krematorium : »Ihr werdet jetzt gebadet und desinfiziert, damit wir im Lager keine Seuchen bekommen. Dann kommt ihr in eure Unterkünfte, wo euch eine warme Suppe erwartet, und werdet euren Berufen gemäß zur Arbeit eingesetzt.« September 1942 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern . Nach einem Ermittlungsverfahren wegen Korruption (kein Urteil) ab 1.12.1943 wieder bei der Gestapo in Kattowitz. Aussage Grabner am 18.9.1946 auf der Polizeidirektion Wien: »Ich halte es für das größte Verbrechen, das es gibt, 3 Millionen Menschen umzubringen. Ich habe an diesem Verbrechen nur mitgewirkt, da ich daran nichts ändern konnte. An diesem Verbrechen war der Nationalsozialismus schuld, ich selbst war nie Nationalsozialist. Allerdings mußte ich der Partei beitreten. Ich bin römisch-katholisch und glaube auch heute noch an Gott, es muß eine göttliche Gerechtigkeit geben und auch eine Gerechtigkeit auf Erden. Ich habe nur mit Rücksicht auf meine Familie mitgewirkt an der Ermordung von etwa 3 Millionen Menschen. Ich war niemals Antisemit und behaupte auch heute noch, daß jeder Mensch das Recht zum Leben hat.« † Todesurteil am 22.12.1947 in Krakau, Hinrichtung 24.1.1948. Grabner-Aussagen: AV, Anlagenband.
Gradowski, Salmen
Jüdisches Sonderkommando
* 1908 oder 1909 in Suwalki/Polen. Büroangestellter. Ankunft Auschwitz am 8.12.1942 aus Kielbasin b. Grodno. Von 1000 Deportierten werden 769 »sonderbehandelt«, darunter seine Frau Sonia, seine Mutter Sara, seine Schwestern Estera-Rachela und Liba, Schwiegervater Rafael und Schwager Wolf. Kommentar Gradowski: »Du stehst rat- und wehrlos da. Das einzige, was der Mensch empfindet, ist der Schmerz über die Trennung.« Gradowski zur Aufnahmeprozedur: »Jeder erhielt seine Nummer. Schon bist du nicht mehr derselbe, der du früher gewesen bist, sondern eine wertlose, sich fortbewegende Nummer. Von diesem Augenblick an hast du dein ›Ich‹ verloren.« Zunächst Gasbunker I und II, dann im Krematorium. Am 7.10.1944 beim Aufstand getötet. Vergrub einen Brief und sein Tagebuch in einer Aluminiumfeldflasche, wovon ein Teil am 5.3.1945 ausgegraben wurde. Gradowski beschreibt dort die Zugfahrt, wahnwitzigen Durst und Hunger, die Ankunft in Auschwitz und das Entsetzen, in einem Vernichtungslager zu sein: »Ist es möglich, daß ein solcher Sadismus existiert, um Tausende, Hunderttausende unschuldiger Menschen zu töten?« Q.: Handschriften.
Graf, Otto
Gefangenen-Eigentums-Verwaltung
* 8.7.1920 Wien. SS-Unterscharführer. Standortverwaltung, Abteilung GEV, Kammerwart der Effektenverwaltung (Raubgut). Im Rampenkommando Birkenau. Vrba in seinen Erinnerungen über seinen Rampendienst: »Während die alten Hasen schwitzten und wir dusseligen Lehrlinge hin- und hersprangen, prügelten Graf und König [s. Kühnemann] auf uns ein, durchsuchten uns, bestraften uns und brüllten in einem fort: Los! Los! Schneller, ihr Schweinebande, schneller!‹« Aussage Vrba über die Erschießung eines jüdischen Häftlings im Effektenlager Kanada (AV, Bl. 14529): »Der Häftling war in einem Waggon bei dem Einladen von Lumpen, die zu Papier verarbeitet werden sollten, eingeschlafen. Wyckleff [Wiegleb?] und Graf bearbeiteten den schlafend aufgefundenen Häftling zunächst mit Knüppeln. Sie mißhandelten ihn derartig, daß er nicht mehr aufstehen konnte. Sie verschwanden dann zunächst im Büro von Wyckleff. Wir Angehörigen des Kommandos mußten unterdessen angetreten stehen bleiben. Nach einer gewissen Zeit kam Graf wieder aus dem Büro heraus, er hielt eine kurze Ansprache, brachte zum Ausdruck, daß in diesem schwerwiegenden Fall ein Exempel statuiert werden müsse. Es sei deshalb notwendig, den schlafend aufgefundenen Häftling zu erschießen.« Wohnsitz in Österreich. Graf in einer Vernehmung 1963 (AV, Bl. 15895): »Ich verweise darauf, daß ich nie in Auschwitz eingesetzt war.« Am 27.6.1972 Freispruch in Wien.
Graf, Rudolf
Fahrbereitschaft
* 1.5.1907 Frankenthal. SS-Unterscharführer. Stellv.
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