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Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Titel: Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Klee
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1943 angezeigt, eine Woche nach der Kapitulation der deutschen Armee bei Stalingrad. In Auschwitz werden zu dieser Zeit Juden aus dem französischen Lager Drancy und dem holländischen Lager Westerbork ermordet. Unter den Opfern die Schauspielerin Dora Gerson, die erste (jüdische) Frau von Veit Harlan, Regisseur des Hetzfilms Jud Süß , der auch in Auschwitz zur Aufheizung des KZ-Personals vorgeführt wird. Die Ankündigung: »Am Montag, den 15. Februar 1943, 20 Uhr, findet im kleinen Saal des Kameradschaftsheimes der Waffen-SS ein Abend statt unter dem Motto ›Goethe – ernst und heiter‹ … diese Veranstaltung bietet Gelegenheit, gerade die Volksdeutschen mit den höheren Gütern deutscher Kultur vertraut zu machen.« Unterzeichner ist Adjutant Mulka. Angesagt sind Mitglieder des Sächsischen Staatstheaters Dresden, darunter Staatsschauspieler Horst Bogislaw von Smelding sowie die Altistin Inger Karén, die 1938 bei den Bayreuther Festspielen die Rolle der Erda im Ring des Nibelungen gesungen hatte – ihre Kollegin Ottilie Metzger-Lattermann, ebenfalls als Erda in Bayreuth, war vier Monate zuvor in Auschwitz ermordet worden. Bereits einen Tag später, am 16. Februar, steht die Veranstaltung Sonniger Süden an, mit der Sopranistin Lia Origoni von der Mailänder Scala. Am 18. Februar verkündet Goebbels im Berliner Sportpalast den Totalen Krieg. Im ausgewählten Publikum sitzen der Staatsschauspieler Heinrich George (1940 Hauptdarsteller in Jud Süß ) und seine Gattin, die Schauspielerin Berta Drews (1941 im NS-Film Heimkehr zur Rechtfertigung des Überfalls auf Polen).
    Der Massenmord in Auschwitz wird fortan in dichter Folge von Kulturabenden umrahmt, ein Beispiel: Am Nachmittag des 23. Februar 1943 werden im Block 20 des Stammlagers polnische Jungen, zwischen 13 und 17 Jahren, mit Phenol-Injektionen ins Herz ermordet. Sie hatten morgens noch ahnungslos Ball gespielt. Am Abend, 18.30 Uhr, ist das Stadttheater Mährisch-Ostrau angekündigt. Es steht die Ausstattungsoperette Prinzessin Grete auf dem Spielplan. Als Dirigent ist Wilhelm Bantelmann angesagt (1948 Operettenkapellmeister am Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt, DDR-Name für Chemnitz). Organisiert hat die Veranstaltung Intendant Kurt Labatt (1950 Lehrer für Theaterwissenschaft an der Universität Innsbruck). Am 13. März 1943 treffen 2000 Juden aus Krakau ein, von denen 508 die Selektion zunächst überleben. Zwei Tage später ist das Schauspielhaus Breslau mit dem Lustspiel Die drei Eisbären angekündigt. Organisiert hat den Abend der Breslauer Generalintendant und SS-Hauptsturmführer Hans Schlenck. Zur Ausstattung heißt es: »Bühnenbild: Nach Ideen Lothar Baumgartens hergestellt in den Werkstätten der Waffen-SS Auschwitz.« Schlenck wird Ende 1944 im Kriegseinsatz in Ungarn sterben, Baumgarten ab 1976 das Fritz Rémond Theater im Frankfurter Zoo leiten. In Auschwitz sind die Häftlinge bis dahin »abgespritzt« oder in zwei umgebauten Bauernhäusern vergast worden. Am 4. April 1943 ist das vorletzte der neuen großen Krematorien fertiggestellt.
    Am folgenden Tag spielen die Städtischen Bühnen Kattowitz den Schwank Gitta hat einen Vogel . Kattowitz liegt nur 30 Kilometer von Auschwitz entfernt. Die Städtischen Bühnen halten Karten zum halben Preis für das KZ-Personal vor. Intendant ist der Dirigent und SA-Oberführer Dr. phil. Otto Wartisch, der dem Judenhetzer Julius Streicher seine Komposition Deutsche Rhapsodie widmete. Die Städtischen Bühnen Kattowitz gastieren regelmäßig in Auschwitz. Am 21. Mai 1943 sind Mitglieder des Opernhauses mit Stücken von Haydn, Mozart, Schubert, Dvořák und Boccherini angesagt. Das Motto: Stunde heiterer Musik . Die Zweite Violine zur heiteren Stunde in Auschwitz ist mit Fred Malige besetzt, einem Mann mit einer besonderen Karriere: 1923 KPD-Aktivist und Leiter einer roten Blaskapelle, 1940 Kapellmeister in Kattowitz, 1952 Komponist einer Lenin-Kantate und 1959 von Präludium und Fuge über FDGB (DDR-Einheitsgewerkschaft). Am 17. Juni 1943 gastiert das Opernhaus Kattowitz mit einem Großen bunten Abend . Mit dabei ist der Buffo und Spielleiter der Kattowitzer Operette Willy Popp, nach 1945 als Operettenregisseur in Graz. Organisiert hat den Abend Operettenoberspielleiter Karl Hans Jaeger (er wird 1955 Charakterkomiker und Oberspielleiter der Städtischen Bühnen Bremerhaven). Tenor des Bunten Abends ist Paul Schmidtmann, Oberspielleiter des Opernhauses Kattowitz. Er wird 1949 am

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