Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
Brack) eine Technik zur »Massensterilisation durch Röntgenstrahlen« entwickeln. Schumann – laut Häftlingsärztin Hautval (Medizin) ein »Mann mit breiten Schultern und brutalen Gesichtszügen« – benutzt als Versuchsobjekte mehrere hundert männliche und weibliche Häftlinge. Beginn der Röntgenbestrahlung im Frauenlager Birkenau in einer Holzbaracke (Block 30), ab März 1943 in Block 10 im Stammlager. Schumann tritt in der Uniform der Luftwaffe auf. Es sind junge, gesunde jüdische Frauen und Männer, vor allem Griechen, Polen, Tschechen. Die erste Versuchsreihe endet Januar 1943, da Schumann an Fleckfieber erkrankt. Im Frühjahr 1943 beginnt Schumann erneut seine Versuche. Die bis dahin bestrahlten 350 männlichen Häftlinge sind inzwischen tot. Nach der Bestrahlung röten sich Genitalien, Unterleib, Oberschenkel, manchmal verfärben sie sich schwarz. Die Stellen eitern. Hautval (SV): »Ich mußte feststellen, daß Schumann mit den Strahlen nicht nur die Geschlechtsteile, sondern die Gedärme getroffen hatte.« Bei bestrahlten Männern wird eine Samenprobe genommen. Häftlingsschreiber Paczula (undatierte Erklärung im SV): »Eine Kurbel wurde in den Mastdarm eingeführt, und so lange wurden die Drüsen gereitzt, bis es zu einer Ejakulation kam. Die Häftlinge baten um Erbarmen, es war für sie eine Qual, und total erschöpft mußten sie nach Birkenau zurück und wieder an die Arbeit.« Schumann läßt den Bestrahlten – zur Kontrolle – Hoden oder Eierstöcke (in Block 21) herausschneiden, die im Gerichtsmedizinischen Institut der Universität Breslau histologisch untersucht werden. Zu Schumanns namentlich bekannten Opfern gehört die Tschechin Gabriele Gropova. Sie stirbt nach mehrmonatigem Siechtum an den Brandwunden im Unterleib, zudem erblindet. Als Operateure arbeiten die Häftlingsärzte Dering, Grabszynski, Sobieszczanski und Samuel. Häftling Zenon Lawski, Assistent bei den Operationen, nennt weiterhin Dr. Rohde, Dr. Entress und Schumann selbst (durch das erhaltene OP-Buch bestätigt). Schumanns Versuche enden Anfang 1944. Am 29.4.1944 teilt Bracks Vertreter Blankenburg Himmler mit, daß die operative Kastration »zuverlässiger und schneller« zu bewerkstelligen sei als die Kastration mit Röntgenstrahlen. Schumann, ab 1944 in zweiter Ehe mit Josepha Pütz, ehemals Schreibkraft in der Vergasungsanstalt Sonnenstein, verheiratet, wird 1945 Knappschaftsarzt in Gladbeck. Februar 1951 Flucht, zunächst Schiffsarzt, 1955 in Ägypten und Sudan, ab 1959 in Ghana, 1966 Auslieferung. September 1970 Prozeßbeginn wegen Euthanasieverbrechen vor dem LG Frankfurt am Main. April 1971 für verhandlungsunfähig erklärt. † 5.5.1983 Frankfurt am Main. Q.: SV.
Schur, Karl (Szur, Karol)
SS -Rottenführer
* 23.4.1902 Alt Kurau/Wolhynien. August 1941 Zugang aus Buchenwald. Verbleib unbekannt.
Schurz, Bertha
KZ -Wärterin
* 17.12.1921. SS-Aufseherin, schlug Frauen beim Essen (AV, Bl. 3797). Verbleib unbekannt.
Schurz, Hans
Politische Abteilung ( PA ), Lager-Gestapo
* 28.12.1913 St. Salvator in Kärnten. NSDAP-Nr. 1618368, SS-Nr. 292911, Obersturmführer (1943). Ab 1.5.1943 in Auschwitz, ab 1.12.1943 als Nachfolger Grabners Leiter der PA. Zuletzt KZ Mittelbau-Dora. Der ihm dort unterstellte Häftling Unikower (AV, Bl. 11965): »Zunächst habe ich circa 14 Tage lang Akten aus Auschwitz, die mit einem Möbeltransportwagen angekommen waren, alphabetisch geordnet. Der Aktenbestand war außerordentlich.« † Vom LG Wien 1950 für tot erklärt. KZ-Kollege Bernhard Walter: »Soweit ich weiß, ist er aus englischer Gefangenschaft geflohen.«
Schuster, Heinrich
SS -Schütze
* 15.7.1901. SS-Totenkopf-Sturmbann. † 26.12.1944 bei Bombenangriff auf Buna-Monowitz, Standortbefehl Nr. 31/44: »Wir werden den Kameraden stets ein ehrendes Gedenken bewahren.«
Schwab, Roland
Zentral-Bauleitung
* 23.10.1911. SS-Schütze. Sachgebiet Bewässerung. Verbleib unbekannt.
Schwalbova, Margita
Häftlingsärztin, Nr. 2675
* 29.9.1915 Liptovsky St. Niklas. Ankunft Auschwitz aus Brünn (Brno) am 28.3.1942. Slowakische Ärztin im Frauenkrankenbau im Stammlager, dann in Birkenau, auch im »Zigeunerlager« und in Claubergs Versuchsblock. Zuständig für Block 25, der Zwischenstation zu den Gaskammern. Häftlingsärztin Ljubow Alpatowa (AV, Bl. 8799): »Man hatte sie verhaftet, als sie 5 Semester Medizin hinter sich hatte, sie hat mich vor dem Tod gerettet, als ich an Flecktyphus erkrankt war. Sie
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