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Auschwitz

Auschwitz

Titel: Auschwitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Rees
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in jener Woche alle von »Vernichtung« redeten, lieferte Hans Frank, Chef des Generalgouvernements, in einer Rede vor höheren NS-Funktionären in Krakau am 16. Dezember: »Ich muß auch als alter Nationalsozialist sagen: Wenn die Judensippschaft den Krieg überleben würde, wir aber unser bestes Blut für die Erhaltung Europas geopfert hätten, dann würde dieser Krieg doch nur einen Teilerfolg darstellen. Ich werde daher den Juden gegenüber grundsätzlich nur von der Erwartung ausgehen, daß sie verschwinden. Sie müssen weg.« Frank war bei Hitlers Anweisungen am 12. Dezember in Berlin dabeigewesen und setzte nun hinzu, man habe »in Berlin« gesagt: »Wir können auch nichts mit ihnen anfangen, liquidiert sie selber!«. 19
    Die Entdeckung fehlender Teile von Himmlers Dienstkalender in den neunziger Jahren bietet eine weitere Verbindung zu Hitler in dieser entscheidenden Periode. Am 18. Dezember notiert Himmler nach einem Gespräch mit Hitler unter vier Augen: »Judenfrage – als Partisanen auszurotten.« 20 Der Hinweis auf Partisanen ist Teil der Tarnsprache, die es den Beteiligten erlaubte, die Ermordung der Juden hinter notwendiger Sicherungsarbeit im Osten zu verstecken.
    Obwohl kein schriftliches Dokument gefunden worden ist, das Hitler direkt mit einem Befehl zur Durchführung der »Endlösung« in Verbindung bringt, zeigt dieses Material über jeden vernünftigen Zweifel hinaus, daß er in jenem Dezember die antijüdischen Maßnahmen gefördert, gelenkt und intensiviert hat. Es ist wahrscheinlich, daß auch ohne den Katalysator des Kriegseintritts der USA die Deportationen der Juden nach Osten auf Hitlers Befehl schließlich zu ihrem Tod geführt hätten. Die Wut und Frustration, die Hitler bei der russischen Gegenoffensive vor den Toren Moskaus am 5./6. Dezember empfunden haben muß, hat ihn vermutlich bereits geneigt gemacht, seine Wut weiter an den Juden auszulassen. Pearl Harbor bewirkte dann eine mörderische Klarheit in Hitlers Denken. Die heuchlerischen Ausreden führender Nationalsozialisten, die Juden würden nur deportiert und im Osten in Lagern festgehalten, wurden fallengelassen. So oder so – ihnen drohte jetzt die Vernichtung.
    Der Tag nach Pearl Harbor bezeichnet einen weiteren Wendepunkt in der Umsetzung der »Endlösung« in die Praxis, denn am 8. Dezember kamen in Chełmno die ersten Transporte zur Vergasung an. Juden aus Kolo, Da˛bie, Klodawa und anderen Dörfern der näheren Umgebung wurden mit Lastwagen ins Lager gefahren. (Später kamen die Opfer mit dem Zug an der nahe gelegenen Station Powiercie an.) Sie wurden zum »Schloß« im Zentrum des Dorfes gebracht und angewiesen, sich zur »Desinfektion« auszuziehen. Dann wurden sie in den Keller geführt, durch einen Gang und auf eine hölzerne Rampe hinaufgetrieben, bis sie sich in einem dunklen Raum wiederfanden. Tatsächlich waren sie im Aufbau eines Lastwagens eingeschlossen.
    Anfänglich waren die Gaslastwagen in Chełmno identisch mit denen, die im Jahr zuvor bei der Aktion T 4 verwendet wurden, und das verwendete Gas war Kohlenmonoxid in Stahlflaschen. Doch nach einigen Wochen kamen in Chełmno neue Lastwagen an, bei denen die Abgase des Motors in das Wageninnere geleitet wurden. Da die Vergasungen im Dorf stattfanden und die Lastwagen auf dem Gelände des »Schlosses« standen, war es unmöglich, die Morde geheimzuhalten. Sofia Szazek, die als Elfjährige nur wenige Meter entfernt vom Schloß spielte und arbeitete, war Zeugin der ersten ankommenden Judentransporte: »[Die Juden] wurden fürchterlich geschlagen. Es war Winter, als sie ankamen, sie hatten Holzschuhe an … Hier zogen sie sich dann aus. Es gab einen riesigen Haufen mit diesen Kleidern … Diejenigen, die schon ausgezogen waren, wurden in die Lastwagen gepfercht. Was war das für ein Schreien. Wie entsetzlich sie geschrien haben – es war unmöglich zu ertragen. Einmal waren Kinder dabei, und die Kinder schrien. Meine Mutter konnte es hören. Sie sagte, die Kinder hätten gerufen, ›Mami, Mami, hilf mir!‹« 21
    Nachdem die Juden im Schloß vergast waren, fuhren die Wagen in den vielleicht drei Kilometer entfernten Wald von Rzuchowski. »Als ich sie davonfahren sah, habe ich gedacht, ›da fährt die Hölle!‹«, sagt Zofia Szalek. »Ich habe neben der Straße die Kühe gehütet – natürlich habe ich sie gesehen!« Im Wald wurden die Wagen von Juden entladen, die man anschließend zwang, die Leichen zu begraben. Jeden Abend wurden diese Juden zum

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