Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausdruckstanz ist keine Lösung: Geschichten

Ausdruckstanz ist keine Lösung: Geschichten

Titel: Ausdruckstanz ist keine Lösung: Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Scheffler
Vom Netzwerk:
schon voll mit Gerümpel und außerdem muss man schon auch mal etwas Vertrauensvorschuss investieren. Aber das Kreppband ist wirklich ein Witz.
    Nach zwei Bieren begleite ich Bodo vor die Tür und sichere den Briefkastenschlitz zusätzlich mit einem Bindfaden. Bodo lacht. Wer einen Knaller anzünden will, hat auch ein Feuerzeug dabei. Und mit einem Feuerzeug kann man problemlos so einen Faden durchbrennen. Außerdem sei die Briefkastenecke ja kaum beleuchtet. Ich erwähne noch einmal den Vertrauensvorschuss, und wir verabschieden uns. Im Schuppen stöbere ich den 500-Watt-Halogenscheinwerfer auf, den wir uns für Nachtarbeiten auf der Baustelle angeschafft hatten. Den installiere ich im Badezimmer vor dem Fenster mit Blick auf den Briefkasten. Jetzt ist alles schön ausgeleuchtet. Allerdings kann jetzt auch jeder von draußen auf unser Klo gucken. Sabine, sage ich, heute müssen wir das Gästeklo oben benutzen. Ich erkläre ihr, warum. Sie sagt, wenn ich heute noch irgendwas erwähnen würde, was in Zusammenhang mit dem Briefkasten steht, würde sie schreien. Ich sage nichts mehr. Kurz darauf ruft Bodo an. Er habe seinen Briefkasten zugelötet. Wenn ich wollte, könnte er ganz schnell auf ein Bier vorbeikommen und dabei auch meinen sichern. Ich murmele etwas von Vertrauensvorschuss und lehne ab. In meinem Arbeitszimmer entdecke ich zufällig eine Rolle Gewebeband, auch Gaffa genannt. Das klebt wie Sau. Im Flur fragt mich Sabine, was ich denn am Silvesterabend mit dem Gewebeband vorhabe. Ich sage nichts und gehe vor die Tür. Gerade habe ich den Briefkastenschlitz gesichert, aber so was von gesichert, da sehe ich Sabine im Badezimmerfenster. Ich sage, dass ich was am Schuhschrank zu kleben hätte, und bemerke Sekunden darauf meinen Fehler. Ein Zusammenhang zwischen Schuhschrank und Briefkasten besteht eindeutig. Wenig später klingelt mein Handy. Bodo fragt, was denn bei uns los sei. Das Geschreie würde man ja bis zum Bahnhof hören. Ich sage, unser Briefkasten sei jetzt sicher. Wir könnten nun in Ruhe Silvester feiern.
    Epilog: Am 2. Januar klingelt der Postbote an unserer Haustür. Er habe sich erlaubt, mit dem Teppichmesser unseren Briefkasten wieder funktionstüchtig zu machen. Bei Bodo sei er auch schon mit dem Stemmeisen aktiv geworden. Zum Jahresanfang wäre er immer gut ausgerüstet. Er habe sich jetzt sogar einen Schneidbrenner angeschafft. Aber manche Kästen sähen danach gar nicht mehr gut aus. Als hätte jemand einen Böller reingeworfen.

Die Feuerteufel
    Vorschlag für eine 8000-Euro-Frage bei Günter Jauch: Was meint der Westfale, wenn er von einem »Püffken« spricht? – A: Eine Fehlzündung beim Pkw. B: Ein Handwärmer aus Kaninchenfell. C: Ein kleines Lagerfeuer. D: Ein kleines Bordell. – Richtig ist Antwort C: Ein kleines Lagerfeuer.
    In den Herbstferien bekomme ich Besuch von meinem Bruder und meinem 14-jährigen Neffen Daniel. Daniel weiß, dass ich jede Menge olles Holz auf meinem Grundstück liegen habe, und er brennt darauf, mit mir ein Püffken zu machen. Alle Jungs zünden gern ein Feuer an. Und seitdem mein Bruder und ich einmal erzählt hatten, dass wir als Kinder des Öfteren mal auf der Kuhweide neben unserem Elternhaus gezündelt hatten, ist er Feuer und Flamme. Er will Püffken machen. Und einmal hat er es auch schon getan. Auf einem Acker in Hohenlimburg hat er zusammengetragene Zweige, Papier und leider auch Gummi angezündet. Die Flammen und vor allem der Qualm fielen unerwartet mächtig aus, und auf einmal stand, von einem Nachbarn alarmiert, die Feuerwehr auf dem Feld. Daniel ging der Arsch auf Grundeis. Aber da Feuerwehrleute nicht nur Feuer löschen, sondern auch gern selbst machen, sagten sie nur: »Mach das nicht wieder. Und jetzt lauf schnell nach Hause, bevor die Polizei kommt.« Daniel hat zu Hause alles gebeichtet und wurde von meinem Bruder zu einer Woche Hausarrest verknackt. Ich finde das nicht korrekt, schließlich haben er und ich als Kinder das Gleiche angestellt. Nur kam bei uns weder die Feuerwehr noch die Polizei, dafür aber Mia, die Magd des anliegenden Bauern. Die zahnlose alte Mia kam mit einer Mistgabel bewaffnet über die Wiese und zeterte hexenähnlich. Wir aber konnten problemlos flüchten, denn Mia hatte derbe Holzschuhe an, mit denen man noch nicht mal einen dreibeinigen Hund hätte einholen können. Aber sie keifte furchterregend. Seit dieser Zeit habe ich das lustige Wort »Lausebengel« nie wieder gehört.
    Zurück zur Gegenwart: Von dem Haus,

Weitere Kostenlose Bücher