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Ausdruckstanz ist keine Lösung: Geschichten

Ausdruckstanz ist keine Lösung: Geschichten

Titel: Ausdruckstanz ist keine Lösung: Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Scheffler
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jetzt etwas peinlich. Aber weißte: Ich würde gern einmal noch Verkäufer des Monats sein. Ein einziges Mal. Aber ich will dir jetzt keinen Staubsauger aufschwatzen.«
    Ich dachte: Wenn das alles ist? Ich habe eh Schulden. Da kommt es auf einen Tausender mehr oder weniger auch nicht an. Vielleicht hilft ja Peter Zwegat. Aber hier konnte erst mal ich helfen.
    »Abgemacht, Achim«, sagte ich. »Du bestellst uns noch einen Wodka, und ich bestelle so einen Sauger.«
    »Andreas, das musst du nicht.«
    »Doch, doch, da bestehe ich jetzt drauf.«
    »Na gut.« Er holte ein Formular aus der Tasche, und ich füllte alles korrekt aus.
    Wir rauchten noch eine zusammen, tranken einen Scheidebecher, Achim zahlte, ließ sich eine Quittung geben, und wir beide steckten noch einen Schein in die Sammelbüchse für das potenzielle Bußgeld. Auf der Straße umarmten wir uns zum Abschied. Er musste nicht mehr weinen, und ich hatte geholfen. Und hatte jetzt einen Zweitstaubsauger. Und irgendwie ein komisches Gefühl.

Der Vorsatz war gut
    Immer wenn meine Frau einige Tage beruflich in der Republik unterwegs ist, überkommt mich der Drang nach Erneuerung, Reinigung und Ordnung. Ich habe freie Bahn in den vier Räumen, die wir elf Jahre lang be- und verwohnt haben. In der Zeit von Sabines Abwesenheit soll sich ein Wandel durch Annäherung an den ursprünglichen Zustand der Wohnung vollziehen.
    Manchmal genügt es, Küche und Flur zu wischen, und schon fühlt man sich wie Tine Wittler. Beim letzten Mal habe ich eine Küchenschublade aufgeräumt. Die Küchenschublade, in der Schöpfkellen, Pfannenwender, Grillspieße, Strohhalme, ein Nudelholz und jede Menge unnützes Zeug aufbewahrt werden, vor allem Gummibänder. Gummibänder, mit denen vor Zeitaltern Petersiliensträußchen, Suppengemüse oder ein Bund Dill zusammengehalten wurden. Die habe ich gleich weggeschmissen. Vor der Schublade hatte ich auch noch den Zwischenboden aufgeräumt. Es ist erstaunlich, was auf einen Zwischenboden so alles draufpasst. Neben einer dicken Staubschicht vor allem leere Kartons. Gefühlte tausend leere Kartons von Elektrogeräten, die wir schon lange nicht mehr haben, weil sie kaputt sind. – Weg damit.
    Montagmittag, Sabine muss für vier Tage nach Thüringen. Dann also frisch ans Werk. Das Wohnzimmer müsste dringend mal wieder gesaugt werden. Das letzte Mal war, puuh, also vor ein paar Jahren. Gerade wenn man mit Katzen lebt, kommt da ganz schön was zusammen. Man kann sich ja behelfen, indem man immer mal wieder mit dem Hausschlappen auf dem Teppich hin und her reibt und dann die Staubbatzen aufsammelt. Aber jetzt ist mal eine Grundreinigung dran. Möbel auf die eine Hälfte, saugen, Möbel auf die andere Hälfte, saugen, und während der ganzen Aktion wird es mir immer klarer, dass ich da einen großen Fehler begehe. Ich reibe mir den Schweiß aus den Augen und erblicke das Schlamassel, das ich da angerichtet habe, in seinem ganzen Ausmaß. Naturgemäß kotzen Katzen, und dies machen sie nie auf dem Linoleum im Flur, sondern sie gehen dafür immer auf den Teppich. Menschen sind ungeschickt und verschütten Getränke, am liebsten Rotwein, manchmal fällt ihnen ein Stück fettiger Braten von der Gabel herunter und verfehlt sowohl Teller als auch Tisch. Und wie der sehr große Klecks Spinat auf die Auslegeware gekommen ist, ist mir bis heute ein Rätsel. An den Kanten, an und unter den Stehlampen und dem neben der Tür sitzenden Plüschbären haben die Motten Fressorgien gefeiert. Das sieht man jetzt alles in vollkommener Deutlichkeit. Ich habe den Staub der Geschichte aus diesem Zimmer entfernt, und den kriegt man da so schnell nicht mehr rein.
    Auf dem Rückenetikett der Whiskyflasche steht »Drink responsibly«. Ich trinke verantwortungsvoll einen Doppelten und bekomme eine Idee. Beim Zwischenboden-Aufräumen hatte ich noch einige Reste des Wohnzimmerteppichbodens gefunden. Alles in allem gut zwei Quadratmeter. Ich könnte damit die Fleckenstellen ausbessern, so wie man schadhafte Bodenfliesen auch durch neue ersetzt. Gute Idee! Ich sauge die Reste. Jetzt sehen sie aus wie neu. Noch einen verantwortungsvollen Scotch und dann ran ans Werk. Je nach Größe des Flecks schneide ich mir Vierecke zurecht. Ich lege sie auf die ekligen Stellen und dann – hui!!! – mit dem Teppichmesser die Umrisse entlang. Doppelklebeband habe ich auch noch genug. Großzügig unter dem Stoffbären und am Sofa-Esstisch weggeschnitten, festgetretenes Gummi ausgespachtelt und

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