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Ausdruckstanz ist keine Lösung: Geschichten

Ausdruckstanz ist keine Lösung: Geschichten

Titel: Ausdruckstanz ist keine Lösung: Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Scheffler
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mal auf der Fähre kotzen! Vor allen Dingen aber waren da keine bösen, ekligen, mistigen, blutsaugenden Mückenschweine!«
    Aber die Ameisen …

Der Artenschutz in allen Ehren …
    Ich will’s mal so sagen: An sich bin ich ja Tierfreund. Aber bei manchen Tieren fragt man sich doch: Muss es die eigentlich geben? Das hat nichts mit dem Aussehen zu tun. So ein Regenwurm zum Beispiel – der ist ja nicht gerade schön. Schlangen haben eine gewisse Anmut. Wenn die sich anschleichen, da steckt auch Intelligenz hinter. Da denkt man: Wie die sich da langsam und elegant an das Opfer heranringelt, zwischendurch innehält und aufpasst, dass sie auch nicht bemerkt wird, und dann im genau richtigen Augenblick zubeißt oder das Karnickel erwürgt, das ist nicht dumm. So ein Regenwurm dagegen, der windet sich nur plump im Dreck herum, man weiß noch nicht mal richtig, wo der Kopf ist, außer wenn er gerade kackt; er ist nun wirklich keine Schönheit. Aber er ist nützlich und tut keinem was. Er beißt nicht und sticht nicht und kriecht einem nicht ins Essen. Der Regenwurm pflügt den Boden durch, damit die Pflanzen besser wachsen können, und man kann mit ihm angeln. Der Regenwurm kann bleiben.
    Aber Wespen. Wozu sind die nütze? Wespen sind schwarz-gelb, wo man jetzt gar nicht mal was Politisches drin sehen muss; sie sehen wie die meisten Insekten irgendwie gefährlich bis eklig aus, nerven nur rum, wenn man im Sommer nachmittags auf der Terrasse beim Kaffeetrinken ist, setzen sich auf die Erdbeertorte und fliegen einem ins Bier. Wenn man sie wegschicken will, werden sie aggressiv und stechen einen. Nicht weil sie es müssen, sondern weil sie es können und es ihnen Spaß macht. Weil sie keine Computer mit Ballerspielen bedienen können, schießen sie sich auf Menschen ein. Die vergnügungssüchtigen Wespen sammeln zwar Nektar, aber die machen da keinen Honig draus wie die braven Bienen. Nee, die sind egoistisch und verbrauchen das alles für sich selbst. Wespen können weg. Auch als Glied in der Nahrungskette werden sie nicht gebraucht. Ich habe zwar schon mal gesehen, wie eine Hornisse eine Wespe gefressen hat, aber Hornissen können auch weg. Wenn ich unter meinem Dachgiebel ein Wespennest habe, nehme ich mir in der späten Abenddämmerung einen Spaten, schabe das Nest vom Holzbalken in einen Eimer voll Wasser und kippe alles in den Schulzensee. Hornissen stehen unverständlicherweise unter Naturschutz. Da mache ich das nicht. Sage ich jetzt mal. Maulwürfe stehen auch unter Naturschutz. Deshalb gibt es auch keine Maulwurfsfallen. Wühlmausfallen dagegen kann man kriegen. Das sind gefährliche Dinger. Da möchte man keinen Finger dazwischen haben, wenn so eine Falle zuschnappt.
    Oder Mücken. Mücken können nun wirklich weg. Ich kenne keinen, der sich beschweren würde, wenn es keine Mücken mehr gäbe, außer den Herstellern von Autan, stromfressenden Mückenlampen und Fliegengittern. Mücken nerven extrem, sind hinterhältig, bösartig und hässlich. Eine einzelne Mücke des Nachts im Schlafzimmer kann einen in den Wahnsinn treiben. Dass ein so kleines Vieh eine solche Macht hat, ist nicht akzeptabel. Selbst wenn man sie erschlägt, muss man sich hinterher noch über sie ärgern, weil sie juckende Stellen auf der Haut und eklige Flecken auf der Tapete hinterlassen. Wer vielleicht meckern könnte, gäbe es keine Mücken mehr, wären Vögel und Spinnen, weil sie die nun nicht mehr fressen könnten. Aber die haben genug anderes zu fressen. Wenn man mir sagte: So, ab heute gibt es zum Beispiel keinen Broccoli mehr, dann würde ich sagen: Tcha, gibt es halt keinen Broccoli mehr. Macht nix. Gibt genug anderes zum Essen.
    Wer sich aber garantiert beschweren würde, ist der Kuckuck. Der Kuckuck ist ein Arsch. Ein unsozialer Sack. Er legt seine Eier in Nester von viel kleineren fremden Vögeln. Ist die Brut dann geschlüpft, schmeißt das dicke Kuckucksküken die eigentlichen Nachkommen der Stiefeltern aus dem Nest und macht sich’n Fetten. Und so was wurde 2008 zum Vogel des Jahres gewählt! Das ist doch geradezu ein Signal für Ellenbogenmentalität, Egoismus und Arschsein. Und dann macht er auch noch den ganzen Tag über Krach. Dieses ständige »hu hu, hu hu« geht mir mächtig auf den Sack. Zum Glück ruft er nicht wirklich »kuck kuck«, das wäre noch schlimmer, aber dieses »hu hu, hu hu«, auch nachts, nervt schon genug. Das ist wie ein Wassertropfen, der einem stetig auf die Glatze fällt. Mit der Zeit kommt einem der

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