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Auserkoren

Titel: Auserkoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sagt sie. »Schaut sie euch an. Und seht nur, wie sie angezogen sind.«
    »Schau nicht hin, wie sie angezogen sind«, sagt Mutter Claire. Sie tätschelt Mariahs Wange und würdigt die Menschen draußen keines Blickes. »Das ist Teufelswerk.« Mariah wird unruhig. Sie ist es nicht gewohnt, so lange angeschnallt zu sitzen. Oder vielleicht hat sie auch Angst vor dem Teufel. Ha!
    Mutter Sarah kurbelt die Scheiben herunter. Übel
riechende Luft dringt in unser Auto. Ich starre weiter auf die Leute in ihren Kleidern des Teufels. Die Mädchen tragen Bluejeans und auch die Jungen. Hin und wieder sehe ich einen Mann oder einen Jungen ohne Oberhemd.
    Wir fahren die Straße entlang. Die Leute hupen anscheinend wegen uns , vielleicht weil wir so langsam fahren.
    »Fahre einfach so weiter, Victoria«, sagt Mutter Claire. »Wir müssen gleich da sein.«
    Meine Mutter lacht nervös. Ich sehe ihre Gesichtszüge. Sie ist grau um die Mundwinkel. Von diesem dauernden Anfahren und Bremsen ist ihr sicher schlecht geworden.
    Auch Laura ist nervös. »Ich habe Angst«, sagt sie so leise, dass nur ich sie hören kann. »All die vielen Menschen.«
    Ich nicke.
    »Da! Da ist es«, sagt Mutter. Sie deutet mit zitterndem Finger auf ein paar Geschäfte auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    »Oh nein«, raune ich Laura zu. »Schließ die Augen. Jetzt muss sie auch noch die Kreuzung überqueren.«
    Wir schaffen es auf den Parkplatz von Caroles Stoffladen, lediglich ein Lastwagenfahrer muss eine Vollbremsung machen. Er drückt auf die Hupe, während er an uns vorbeifährt und auch noch danach.
    »Gottlob, wir sind am Leben«, sagt Laura, als der Wagen anhält. Sie grinst übers ganze Gesicht. Ich grinse zurück.
    Mutter Claire befreit Mariah aus ihrem Sitz. Laura und ich steigen aus. Alles hier riecht nach heißem Teer.
    »Sprecht mit niemandem«, ermahnt uns Mutter, während
sie aussteigt. Sie wirft die Wagentür zu. Es ist schön, dass wir nicht länger durchgerüttelt werden. Ich bin froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    »Sie werden uns hinterherschauen«, sagt Mutter Claire. »Sie werden gaffen. Beachtet sie gar nicht, Mädchen. Denkt daran, wer ihr seid. Ihr gehört zu den Erwählten.«
    »Ja, Frau Mutter«, sagen Laura und ich wie aus einem Mund. Wir gehen hinter unserer Mutter her auf dem Gehweg. Die Luft ist heiß. Die Sonne brennt herab, es muss gerade Mittag sein.
    Eine Familie kommt aus einem Lebensmittelladen. Der Junge schiebt den Einkaufswagen vor sich her, springt darauf, fährt damit bis zum Parkplatz. Er kommt an uns vorbei.
    Seine Mutter sieht uns und ruft: »Ryan. Warte auf mich. Bleibst du wohl stehen?« Sie wirft im Vorübergehen einen Blick auf uns, in ihrem Schlepptau hat sie ein kleines, rothaariges Mädchen.
    Eine junge Frau mit rosa Strähnchen in ihren braunen Haaren eilt auf den Lebensmittelladen zu, im Laufen bindet sie sich eine rote Schürze um. Einen Moment lang bleibt sie stehen und starrt mich und Laura an, dann geht sie in den Laden.
    Ich nehme Lauras Hand, drücke sie. Vor uns ist eine Schar Mädchen, die nur wenig älter sind als ich.
    »Kyra, Laura, kommt weiter«, sagt Mutter Claire über die Schulter. Sie ist schon an der Tür des Stoffgeschäfts. Dort dreht sie sich um und treibt uns mit einem Wink zur Eile an. Ihre Wangen sind hochrot.
    Die Mädchen weichen zur Seite und lassen uns vorbei;
so muss einst auch das Rote Meer vor Moses zurückgewichen sein.
    Wir sind höchstens an sechs oder sieben von ihnen vorbeigegangen, als eine den Kopf in den Nacken wirft und zu lachen anfängt.
    »Spinner«, sagt ein anderes Mädchen.
    Als wir bei den gläsernen Fassaden der Geschäfte angelangt sind, sehe ich unser Spiegelbild in den Schaufenstern. Laura und ich in langen Kleidern, unser Haar zurückgekämmt, unsere Arme und Beine bedeckt.
    Die Sache ist so klar wie der helllichte Tag: Wir sehen anders aus als alle anderen hier in dieser Stadt. Die Mädchen tragen Bluejeans und T-Shirts, die ihren Bauchnabel freilassen. Ein Mädchen, das an der Mauer des Stoffgeschäfts lehnt und eine Zigarette raucht (raucht!), hat einen Ring in ihrer Augenbraue (ihrer Augenbraue!). Auf dem Arm ist das Bild eines Drachen (eines Drachen!). Er windet sich den Arm entlang bis zu ihrem Ellbogen. Sie glotzt mich mit offenem Mund an.
    Ich kann mich nicht zurückhalten und frage: »Weshalb starrst du mich so an?«
    Rasch husche ich in Caroles Stoffgeschäft, ehe das Mädchen mit dem Drachen eine Antwort geben kann. Die

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