Ausersehen
letzte Mal gesehen habe, schien sie ihn nicht mehr zu schonen.“ Sie lächelte mich an. „Sie beide sind Freunde geworden?“
„Sie ist wundervoll.“ Ich wusste, dass ich wie ein verliebtes Schulmädchen klang. „Ich habe Pferde schon immer geliebt.“
„Was für ein glücklicher Zufall, wenn man Ihre neuen Lebensumstände bedenkt.“
„Da sagst du was.“
Wir wurden beide still – versanken tief in Gedanken über Spiegeldimensionen und Pferdegöttinnen und Sex mit Zentauren …
„Ich mag ihn wirklich gern.“
Alanna blinzelte mich unschuldig an.
„Wen, Mylady?“
„Mylady-ge mich nicht.“ Ich bespritzte sie mit Wasser, und sie kicherte. „Du weißt, wen. Mr. Ich-bin-ein-großes-gut-aussehendes-Pferd.“
„Also sind Sie nicht mehr enttäuscht darüber, mit ihm vermählt zu sein?“ Ihre Augen glitzerten.
„Ich scheine die Hände nicht von ihm lassen zu können.“ Ich glaube, ich hatte wenigstens so viel Anstand, rot zu werden, aber vielleicht lag es auch nur am warmen Wasser.
„Jetzt klingen Sie wie Rhiannon.“ Schnell bedeckte Alanna ihren Mund mit der Hand und versuchte, ein weiteres Kichern zu unterdrücken.
„Und du klingst wie Suzanna.“ Wir lachten gemeinsam. „Oje, das erinnert mich daran … er wird mich heute in meinem Zimmer aufsuchen und mir …“, Pause und ein kleines Zwinkern, „… Bericht erstatten. Bitte hilf mir, etwas Tolles zum Anziehen auszusuchen, ja?“
Alanna sprang auf und schnappte sich ein großes Handtuch, in das ich mich schnell einwickelte. Dann setzte ich mich vor die Frisierkommode, und gemeinsam rubbelten wir meine Haare trocken.
„Und dann ist da noch das Problem mit diesen fürchterlichen Biestern.“ Unsere Hände hielten inne, und unsere Blicke trafen sich im Spiegel. „Oh, Alanna, ich hatte noch so einen Traum. Die Kreaturen haben die Frauen in die Wachtburg gebracht. Sie paaren sich mit ihnen.“ Ich drehte mich um und nahm ihre Hände in meine. „Ich habe mit angesehen, wie eine neugeborene Kreatur aus dem Körper einer Frau brach.“ Bei der Erinnerung begann ich zu zittern. Alannas Augen weiteten sich, und sie drückte meine Hände. „Bitte, sag mir, dass die Zentauren stark genug sind, um diese Wesen zu töten. Ich weiß so wenig über diese Welt. Habe ich eine Armee, die uns verteidigen kann, oder sind Rhiannons Wachen nur hübsch anzuschauen?“
„Die Zentauren sind mächtige Krieger.“ Ihre Stimme klang fest. „Und Rhiannon wählte ihre Wachen nach ihren Fähigkeiten als Kämpfer aus, genauso wie nach ihrem Heldenmut und anderen … nennen wir es Ausstattungen.“
Ich drückte ihre Hand und drehte mich wieder um. „Zumindest ist sie eine kluge Schlampe.“
Alannas Antwort war ein Grinsen.
„Wo wir gerade vom Klugsein sprechen …“ Ich beobachtete Alanna im Spiegel, wie sie anfing, mit einem Kamm meine Haare zu entwirren. „Ich fühle mich wie ein Idiot, weil ich mich in dieser Welt nicht auskenne. Hat Rhiannon eine Landkarte oder so, die du mir zeigen kannst? Ich wusste nicht mal, dass die Wachtburg die Wachtburg ist. ClanFintan muss denken, dass ich das Oberflächlichste bin, das diese Welt je gesehen hat.“
„Ja, es gibt eine Karte von Partholon in Ihren Gemächern.“ Sie räusperte sich und lächelte mich verlegen an. „Sie wissen, dass Sie morgen früh eine Segnungszeremonie für das Volk durchführen müssen?“
„Mist, das habe ich ganz vergessen.“ Großartig. Als wenn ich nicht schon genug im Kopf hätte. „Kannst du das nicht für mich übernehmen?“
Alanna sah mich schockiert an. „Nein! Sie sind zwar nicht Rhiannon, aber Sie sind immer noch Eponas Auserwählte und unsere Hohepriesterin.“
Ich wollte sie unterbrechen, aber sie sprach einfach weiter. „Mylady, Sie sind mit dem magischen Schlaf gesegnet. Das allein ist Beweis für Eponas Gunst.“
Mein Mund öffnete sich schon wieder.
„Und die Stute liebt und akzeptiert Sie.“
Mein Mund schloss sich.
„Sie sind die Geliebte der Epona und der spirituelle Führer Ihres Volkes.“ Ihre Gesichtszüge wurden weich, als sie fortfuhr: „Die Menschen zählen auf Sie, vielleicht so ähnlich, wie es Ihre Schüler in Ihrer Welt getan haben. Mylady, ich kann nicht glauben, dass Sie sie enttäuschen wollen.“
Meine Gedanken rasten. Ich könnte sicher mit einem kurzen keltischen Morgengruß aufwarten. Yeats war einer meiner Favoriten – irgendwo zwischen ihm und Shakespeare (und wer mir sonst noch einfiele) sollte es mir doch gelingen, ausreichend
Weitere Kostenlose Bücher