Ausersehen
wird.“
Connor trat zu Dougal und führte ihn sanft, aber bestimmt in Richtung Tempel fort. Dougal schaute so lange zurück, bis er seinen Bruder nicht mehr sehen konnte.
Ich bekam das wohl alles mit, aber es fiel mir schwer, nicht ständig den Arzt anzustarren. Ich kannte diesen Mann, oder vielleicht sollte ich lieber sagen, dass ich sein Spiegelbild kannte, und zwar sehr gut.
ClanFintan stieß einen ohrenbetäubenden Pfiff aus. Die Krieger, die uns vor dem schützen sollten, was aus dem Wald kommen könnte, räumten sofort ihre Positionen und kamen zu uns herüber.
„Die Zentauren werden Ians Leiche in unser Lager bringen. Ich werde für immer in Ihrer Schuld stehen, wenn Sie ihn ein wenig säubern und herrichten könnten, damit seine Familie sich von ihm verabschieden kann.“ ClanFintan klang, als wäre er in den letzten Minuten um Jahre gealtert.
„Es gibt keine Schuld, Mylord.“
Der Arzt schaute ClanFintan in die Augen, und ich sah, dass sie einen Blick gegenseitigen Respekts tauschten.
„Ich danke Ihnen“, sagte ich zu ihm. „Ich weiß, dass wir uns auf Sie verlassen können.“ Meine Stimme war noch rau von den erst kürzlich geweinten Tränen, aber es klang auch die Zuneigung durch, die ich für sein Spiegelbild empfand. „Das ist der mindeste Trost, den wir Dougal geben können.“
„Ich werde mich darum kümmern.“
Die plötzliche Kälte im Blick des Heilers, als er mir antwortete, ließ mich erschrocken zurückzucken.
ClanFintan wies die Zentauren an, den Heiler zurückzubringen und ihm mit Ians Leiche zu folgen. Sie nahmen Ian und traten ihre traurige Reise in Richtung Tempel an. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf Alanna. Sie starrte den Heiler an, und als er davonritt, sah ich, wie er ihr über die Schulter einen verschwörerischen Blick zuwarf.
„Rhiannon, lass uns in den Tempel zurückkehren“, sagte ClanFintan.
Ich räusperte mich und rief leise nach Epi, die sofort zu mir kam. Ihr Anblick zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Während der Vorfälle der letzten halben Stunde hatte sie ruhig abseits gestanden, nun rieb sie ihre Nase an meiner Wange, als bräuchte sie Trost.
„Es ist jetzt vorbei, mein süßes Mädchen“, flüsterte ich ihr zu. Ich konnte noch die feuchten Spuren sehen, die die Tränen auf ihrem Gesicht hinterlassen hatten; ein weiterer Beweis dafür, dass sie anders war als andere Pferde.
ClanFintan umfasste meine Taille mit seinen starken Händen und hob mich auf Epis Rücken. Dann drehte er sich um und half Alanna, auf seinen Rücken zu steigen. Gemeinsam trotteten wir zurück zum Tempel.
19. KAPITEL
ClanFintan schlug den Weg zu den Ställen ein, wo wir nicht von meiner üblichen Schar junger Mädchen, sondern von bewaffneten Wachen empfangen wurden. Er half erst mir abzusteigen, dann setzte er Alanna sanft auf den Boden.
„Versammelt die führenden Krieger der Menschen und Zentauren im Audienzsaal des Tempels“, befahl er einem der Männer.
Der Mann warf mir einen Blick zu, und ich sagte: „Ich habe ClanFintan zum Anführer der Krieger berufen. Warum zögerst du? Gehorche ihm, wie du auch mir gehorchen würdest.“
Der Wachhabende salutierte vor mir und drehte sich dann zu ClanFintan um. „Jawohl, Mylord“, sagte er, bevor er davoneilte.
Ich gab Epi einen letzten Klaps und küsste ihre weiche Schnauze.
„Passt gut auf sie auf“, sagte ich überflüssigerweise zu dem anderen Wachmann, der wartete, um Epi wegzuführen.
„Natürlich, Mylady.“
Alanna trat an meine Seite. „Rhea, du musst dich waschen.“ Mit schwacher Hand deutete sie auf mein blutgetränktes Kleid.
Ich schaute an mir herunter, erstaunt, überall auf meinen Händen, meinen Brüsten und dem seidigen Stoff, der meinen Körper nur unzureichend bedeckte, Blutflecke zu sehen. Es war so viel Blut …
Plötzlich wurde mir flau im Magen, so als hätte ich zu viele Lackdämpfe eingeatmet. Der Schwindel rollte unerwartet über mich hinweg, und ich stolperte.
„Rhiannon?“ ClanFintan klang besorgt.
Ich versuchte, den Nebel in meinem Gehirn wegzublinzeln, während ich ihm antwortete: „Das war so grausam. Der arme Zentaur …“
„Das Böse ist nur ein Schatten des Guten.“
Er legte die Arme um mich und zog meinen zitternden Körper an sich. Ich fühlte, wie seine Stärke auf mich überging, während seine Hitze mich bis in die Knochen wärmte.
„Wir gehen mit dem Guten im hellen Sonnenlicht, während das Böse sich in der Dunkelheit verstecken muss.“ Seine Arme
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