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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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schlossen sich fester um mich, als er fortfuhr: „Aber wir werden ihm nicht erlauben, sich weiterhin zu verstecken. Wir werden seinen dunklen Bau ausräuchern.“
    Die wunderbare Mischung aus Wärme und Stärke, kombiniert mit der Sicherheit seines Glaubens, durchdrang den Nebel meines sich im Schockzustand befindenden Gehirns. Ich drehte mich in seinen Armen um und sprach zu Alanna.
    „Bevor wir uns mit den Clan- und Herdenführern treffen, müssen wir mit der Lehrerin sprechen und herausfinden, was genau über die Kreaturen bekannt ist.“ Ich spürte ClanFintans stille Unterstützung. „Schick nach ihr; sie soll sich mit uns in der Bibliothek in meinen Gemächern treffen. Wie heißt sie überhaupt?“
    „Sein Name ist Carolan“, erwiderte sie.
    Ihre Wangen waren wieder rot geworden. Ich schaute sie fragend an, und sie holte tief Luft und sprach weiter.
    „Eigentlich ist er auch kein Lehrer, sondern ein Historiker.“ Sie hielt inne, und ich sah, dass sie sich unbehaglich fühlte. „Und ein Heiler.“
    Auf einmal ergab alles einen Sinn.
    „Er ist der Mann, den Connor zu Ian gebracht hat.“
    „Ja, Rhea.“ Sie sah entschieden verlegen aus.
    „Er schien mir ein mitfühlender Heiler zu sein.“
    ClanFintan bekam nichts von dem mit, was unausgesprochen zwischen Alanna und mir ausgetauscht wurde, aber er war ein Mann, also fand ich das nicht weiter überraschend. Ich zupfte an seinem Arm, bis er sich für einen kurzen Kuss zu mir herunterbeugte.
    „Alanna und ich werden uns jetzt herrichten. Warum suchst du nicht den Heiler, und wir treffen uns dann in meiner Bibliothek?“
    „Wir werden nicht lange brauchen.“ Im Weggehen strich er mir noch einmal kurz über die Wange.
    Sobald wir allein waren, schnappte ich mir Alanna. „Ich glaube, wir müssen miteinander reden, mein Fräuleinchen.“
    Sie nickte und folgte mir. Erleichtert, dass ich langsam anfing, mich zurechtzufinden, ging ich durch die Tür, von der ich wusste, dass sie uns in den Innenhof bringen würde. Der war dieses Mal mit schwatzenden Frauen und Kindern gefüllt und wurde von bewaffneten Kriegern bewacht. Bei meinem Eintritt senkte sich emotionsgeladene Stille über die Menschen. Ich konnte mir ungefähr vorstellen, wie ich aussah, als ich die Angst in ihren Augen erblickte.
    Plötzlich fiel mir auf, dass ich diese Art von Angst schon einmal in meinem Klassenzimmer gesehen hatte. Es war an einem Frühlingstag, als ein Schüler mit zwei geladenen halbautomatischen Waffen geschnappt worden war. Von diesem Erlebnis wusste ich, dass Ausflüchte alles nur noch schlimmer machten. Es ist besser, die Wahrheit zu sagen und sich mit den Folgen der Realität auseinanderzusetzen. Also hielt ich meine Hände an meiner Seite, unternahm keinen Versuch, das Blut zu verstecken, das sie und den Rest meines Körpers bedeckte. Ich straffte die Schultern und erwiderte ihre ängstlichen Blicke mit meinem „Keine Sorge, ich habe alles im Griff“-Lächeln.
    Etwas vorzuspielen, was man nicht ist, ist eine der Hauptwaffen im Arsenal eines Lehrers.
    „Ein junger Zentaur ist getötet worden.“ Ein kollektives Keuchen erfüllte die Luft. „Wir befinden uns nicht in unmittelbarer Gefahr, aber wir müssen uns auf den Feind vorbereiten.“ Ich entschied mich, die gleiche Taktik anzuwenden, die ich auch in der Klasse einsetzte. Im Zweifel gib der Öffentlichkeit etwas zu tun, das macht sie fügsam und nützlich. „Ich brauche eure Hilfe. Ich möchte, dass ihr euch in Gruppen aufteilt. Einige von euch werden anfangen, einen Lagerplatz für die Verwundeten einzurichten – Binden aus Laken anfertigen und so weiter.“ Ich sah, dass einige Frauen nickten, und fühlte mich ermutigt. „Meine Mädchen werden Hilfe benötigen.“ (Ich brachte es einfach nicht über mich, sie Mägde oder gar Jungfrauen zu nennen – zumal ich bei Letzterem ja nicht einmal wusste, ob es stimmte.) „Diejenigen von euch, die am besten kochen können, melden sich bitte in der Küche. Unsere Krieger werden gut essen müssen.“
    „Mylady! Meine Schwestern und ich haben Pfeile geschnitzt und mit Federn versehen, dann haben wir sie an die Händler der Zentauren verkauft“, ertönte eine Stimme aus der Menge.
    „Wer hat da gerade gesprochen?“, fragte ich nach.
    Die Frauen drängten sich aneinander, um einer großen, schlanken Blondine Platz zu machen. Ich fühlte, wie sich ein erleichtertes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete, als ich ihre Ähnlichkeit mit der besten Computerlehrerin an

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