Ausersehen
Ich fühlte einen Funken Stolz darüber, wie Epi mithielt, der aber sofort ausgelöscht wurde, als ich daran dachte, worauf wir uns möglicherweise zubewegten.
Ich hörte, wie Alanna scharf die Luft einsog, als ClanFintan, Connor, Epi und ich die beiden erreichten. Dougal kniete auf allen vieren und versuchte, den blutigen Oberkörper des Zentauren zu stützen.
„Ian! Bei der Göttin!“
ClanFintans Stimme klang schmerzgepeinigt, und er ließ sich neben dem Zentauren auf die Knie fallen. Alanna glitt von seinem Rücken und stand wie erstarrt, während sie die grausige Szene betrachtete.
„Sind sie dir gefolgt?“, wollte ClanFintan wissen.
Ian schüttelte den Kopf. „Nicht … verfolgt!“, stieß er hervor.
„Atme, Ian, und dann sag uns, was passiert ist.“
Ian bemühte sich, Luft in seine Lungen zu bekommen, während Dougal versuchte, ihn zu beruhigen. Der Zentaur war mit einer fürchterlichen Mischung aus Blut und Schweiß bedeckt und zitterte wie Espenlaub. Anfangs sah es nicht so aus, als hätte er offene Wunden, und ich fragte mich, wo das ganze Blut herkam. Dann drehte er seinen Körper in dem Versuch, auf die Beine zu kommen, und ich sah den klaffenden Schnitt, der einmal quer über seine Pferdebrust verlief. Jeder Atemzug brachte einen neuen Blutschwall hervor, der sein bereits dunkel gefärbtes Fell noch weiter durchnässte.
„Nein.“ ClanFintan und Dougal hielten ihn fest. „Versuch nicht, aufzustehen.“
Ich ließ mich von Epi gleiten und nahm den Mantel von meinen Schultern. Ich hatte genug Erfahrung mit Pferden und mit Menschen, um zu wissen, dass Blutungen nur durch Druck gestoppt werden konnten. Ich schaute zu ClanFintan, und er nickte zustimmend. Dann hockte ich mich neben den Zentauren und presste den gefalteten Stoff gegen die entsetzliche Wunde.
„Connor, hol einen Arzt“, rief ich ihm zu. Er drehte sich um und galoppierte zum Tempel zurück.
Eine Bewegung hinter dem Körper des liegenden Zentauren weckte meine Aufmerksamkeit. Ich schaute auf und sah, dass sich Krieger zwischen uns und den Bäumen aufgestellt hatten. Zu wissen, dass sie da waren und bereit, es mit dem aufzunehmen, was den jungen Zentauren so übel zugerichtet hatte, brachte mir einen Moment der Ruhe inmitten des Chaos.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Zentauren zu. Aus der Nähe sahen seine Wunden noch schlimmer aus, als ich gedacht hatte. Er war so mit Blut und schaumigem Schweiß bedeckt, dass sein menschlicher Körperteil und sein Fell die gleiche dunkle, schmutzige Farbe hatten. Er war übersät mit Rissen und Schnitten. Ich warf einen Blick über seine Schulter auf den Rest seines Körpers. Wie eine groteske Steppdecke schauten mit silberblondem Fell bedeckte Flecken zwischen roten, offenen Fleischwunden hervor, aus denen Blut und andere Körperflüssigkeit sickerte. Jedes Anspannen seiner Muskeln ließ mehr Blut aus seiner Brustwunde sprudeln.
Als er zu sprechen anfing, richtete ich meinen Blick wieder auf sein Gesicht, das unter dem Blut und Schmutz eine ungesunde graue Farbe angenommen hatte.
„Laragon … ist … verloren.“ Er atmete zwischen den Wörtern tief ein, und seine Stimme zitterte. „Die Menschen … tot.“ Das letzte Wort flüsterte er.
„Auch die Frauen?“, fragte ClanFintan.
Schmerzerfüllt schüttelte Ian den Kopf. „Nein. Die Frauen … haben … sie … nicht … getötet.“
„Und die anderen Zentauren?“
„Tot.“
Das Wort fiel von seinen rissigen Lippen in die schreckliche Stille. Ians Körper zuckte heftig, und seine Lider senkten sich.
„Ian! Bleib bei uns!“, flehte Dougal ihn an.
Ian zwang seine Augen noch einmal auf.
„Wie viele sind es?“
„Viele – zu viele.“ Plötzlich ging sein Atem, den er zum Sprechen beruhigt hatte, wieder heftiger. „Konnte … nicht … aufhalten …“ Die Stimme des Zentauren wurde immer zittriger und die Worte unverständlicher, als er zu atmen versuchte.
Ich konnte die Wärme seines Bluts spüren, das durch meinen Mantel sickerte.
„Dougal! Wo bist du?“ Ian hatte die Augen geöffnet, aber er wand sich, als könnte er nichts sehen.
„Hier! Ich bin hier, mein Bruder.“ Dougal zog den blutigen Oberkörper näher an sich heran, schlang seine Arme beschützend um Ian und versuchte, den zitternden Zentauren zu beruhigen. „Alles ist gut. Du bist jetzt in Sicherheit.“
ClanFintan zog mich von dem sterbenden Zentauren fort und hielt mich eng an seine Seite gedrückt. Hilflos musste ich mit ansehen, wie
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