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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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sich roter Schaum auf Ians Lippen bildete.
    ClanFintan stimmte einen tiefen Gesang an. Als der Klang Dougals Ohren erreichte, schaute er ihn böse an, doch ClanFintan hörte nicht auf, sondern schüttelte nur traurig den Kopf und bestätigte damit, was Dougal bereits wusste.
    „ClanFintan.“ Ians Stimme war erstaunlich klar, als er den Namen meines Ehemannes aussprach.
    „Ja.“ ClanFintan fügte die Worte in seinen Gesang ein. „Ich bin hier. Ich werde dich nach Hause führen.“
    Ians Körper entspannte sich, als ClanFintan sein Gesicht und seine Stimme zum Himmel erhob und in einer Sprache, die ich nicht verstand, einen Zauber um den Zentauren wob, der seinen Schmerz und sein Leid verminderte.
    Ich sah, dass Dougal die Augen schloss und den Kopf gegen den seines Bruders sinken ließ. Ich konnte die Tränen sehen, die über sein Gesicht rannen und sich mit Ians Blut vermischten.
    „Ich liebe dich, mein Bruder. Wir werden uns auf Eponas duftenden Weiden wiedersehen.“ Dougals leise Worte zerrissen die Stille wie ein Schuss.
    Ians Körper zuckte noch einmal, dann seufzte er sanft und wurde ruhig.
    ClanFintan sang weiter. Er senkte den Kopf und schloss die Augen, konzentrierte sich auf sein Innerstes. Langsam wurde seine Stimme leiser und leiser, bis Stille herrschte. Dann stand er auf, zog mich sanft auf die Füße und trat zu Dougal, der seinen Bruder immer noch umfangen hielt und offen weinte.
    „Dougal …“ Tiefe Trauer schwang in ClanFintans Stimme mit. „Es ist vorbei. Er ist fort.“
    Dougal öffnete die Augen und schaute langsam zu seinem Schamanen auf. „Er war zu jung. Es hätte nicht passieren dürfen.“ Er klang wie ein gebrochener alter Mann.
    „Das stimmt.“ ClanFintan litt mit Dougal.
    Ich spürte, wie mir die Tränen aus den Augenwinkeln liefen. Ich erinnerte mich daran, dass Dougal bis zu diesem Moment noch so jung und süß gewesen war, wie er schamvoll errötete, wenn ich ihn anlächelte. Ich trat einen Schritt vor und schüttelte meinen blutigen Mantel aus, um dann Ians gröbste Wunde mit ihm zu bedecken. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Alanna war mir gefolgt. Sie nahm sich ebenfalls den Mantel ab und legte ihn respektvoll über den Zentauren. Ihr Gesicht war tränennass.
    Sanft berührte ich Dougals Wange.
    „Er war sehr tapfer. Wie sein Bruder. Ich wünschte, ich hätte ihn gekannt.“
    Dougal nahm eine Hand von der Schulter seines Bruders und umfasste damit meine Hand. „Würden Sie Eponas Segen über ihn sprechen, Mylady?“
    „Aber natürlich.“
    Immer noch Dougals Hand haltend, fasste ich mit der anderen nach meinem Mann. Ich fühlte Ians warmes, klebriges Blut an unseren Handflächen. Alanna trat an Dougals andere Seite. Widerstrebend ließ er seinen Bruder los und nahm ihre dargebotene Hand. Mit gesenktem Kopf ließ ich meinen Blick auf dem toten Zentauren ruhen.
    „Epona, ich bitte dich um deinen Segen für diesen jungen Zentauren, der lange vor seiner Zeit von uns gegangen ist. Berühre ihn mit deinen sanften Händen und lass ihn nie wieder leiden.“ Ich schaute auf Dougals blasses, angestrengtes Gesicht, und eine kleine Stimme in mir flüsterte die Worte, die ich laut aussprach: „Und hilf uns, uns daran zu erinnern, dass diese Welt das Land der Sterbenden ist, aber die Welt, in die wir von hier aus gehen, das Land der Lebenden – wo unsere Seelen sich wiedertreffen, um nie mehr getrennt zu werden.“
    Dankbar drückte Dougal meine Hand, bevor er sie losließ. Er stand langsam auf, ohne den Blick von seinem Bruder zu wenden.
    Eiliges Hufgeklapper kündigte Connor an. Er hatte einen Mann auf dem Rücken, der heruntersprang, bevor Connor noch richtig stand. Der Mann eilte an die Seite des gefallenen Zentauren. Er trug eine große Tasche um die Schulter, wie ein lederner Seesack, die er nun öffnete und durchsuchte, während er sich vor Ian kniete.
    Er berührte den Zentauren am Hals und schob den Mantel von der Brustwunde. Ich hörte, wie er tief seufzte, bevor er sich uns zuwandte.
    Der Arzt sprach direkt zu Dougal. „Mein Beileid für Ihren Verlust. Wenn Sie erlauben, werde ich ihn waschen, salben und für die Aufbahrung vorbereiten.“
    „Ja“, brachte Dougal hervor. „Ja.“ Dann schaute er zu ClanFintan. „Unser Vater und unsere Mutter sollten …“ Seine Stimme brach.
    „Die Zeit dafür wird kommen, Sohn“, versicherte ClanFintan ihm. „Connor, bring Dougal in den Tempel zurück. Ich werde mich darum kümmern, dass Ian versorgt

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