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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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meiner Kollegen, weil ich entschieden habe, dass ich, wenn sie alle an einem Gehirntumor sterben, ihnen sagen werde: Ich hab’s euch doch gesagt.
    Ich erkläre ihnen immer wieder, dass ich kein Neandertaler ohne jegliche Verbindung zur modernen Welt bin. Ich brauche einfach nur kein Telefon in meinem Auto, meiner Handtasche, meinem Schreibtisch, meiner Sporttasche etc. Ich werde sie auch besuchen gehen, wenn sie an ihren basketballgroßen Tumoren elendig dahinsiechen, die von der dauernden elektromagnetischen Strahlung verursacht wurden, der sie ausgesetzt waren, während sie darüber quatschten, wo man sich am besten zum Mittagessen trifft und wessen Stiefkinder am durchgeknalltesten und unangenehmsten sind.
    Also stand schon mal fest, dass ich nicht an einem Gehirntumor sterben würde, aber die Gewitterwolkenwand, die das leichte Versprechen eines Tornados im Schlepptau hatte, machte mich ein bisschen nervös. Während ich die Straße entlangraste, beobachtete ich den Himmel, und mir fiel auf, dass der Sturm immer schlimmer wurde. Die Stürme in Oklahoma haben Persönlichkeit, große, böse Persönlichkeit.
    Es hat mich immer erstaunt, wie schnell sich hier ein schöner Sommertag in das genaue Gegenteil verwandeln konnte. Ich erinnere mich an einen Tag, ich lag in der Sonne am Pool meines damaligen „Freund des Monats“. Wie es die Sonnenbadetikette verlangte, hatte ich mich der Sonne zugewandt und trieb im wunderschönen Sonnenbad-Lala-Land (der Freund war offensichtlich nicht zu Hause, denn man kann nicht im Lala-Land treiben, während eine männliche Person einem erzählt, was für großartige Brüste man hat).
    Wie auch immer, plötzlich frischte der Wind auf, und die Luft wurde merklich kühler. Ich öffnete meine Augen und sah, wie sich bauschige graue Wolken zusammenrotteten. Daraufhin schnappte ich mir meine Sachen, hinterließ einen Dankeschön-Zettel für den Freund, sprang in meinen Wagen und raste nach Hause. Ich wohnte nur fünfzehn Minuten von dem Jungen entfernt, aber noch bevor ich zu Hause ankam, öffnete der Himmel seine Schleusen. Die ehemals grauen Wolken waren nun schwarz und grün. Bäume bogen sich unter dem bizarren, kalten Wind. Der Regen fiel so dicht, dass es unmöglich war, weiterzufahren. Ich hatte Glück, dass ich es zu dem kleinen Krankenhaus in Broken Arrow schaffte. Mir blieb gerade noch genug Zeit, durch die Tür der Notaufnahme und in den Keller zu laufen, bevor ein Tornado durch das Stadtzentrum fegte.
    Okay, vielleicht war ich mehr als nur ein bisschen nervös. Und die verdammte Urne half auch nicht gerade.
    Ein grün-weißes Straßenschild sagte mir, dass es noch zehn Meilen nach Leach waren. Es sollte das letzte Straßenschild sein, das ich sah, denn in genau diesem Augenblick spuckte der Himmel Regenschnüre dick wie Seile aus, die auf meinen Mustang einschlugen.
    Also, ich liebe mein Auto, ehrlich, aber der kleine Scheißer ist wirklich kein Wagen, um damit im Regen zu fahren. Er liebt es nämlich, zu rutschen und wie ein Luftkissenboot über die gesamte Straßenbreite zu schlingern. Ich schaltete langsam runter, stellte die Scheibenwischer auf schnellste Stufe und versuchte, mich auf der richtigen Seite des Mittelstreifens zu halten.
    Aus dem Radio kam nur noch statisches Rauschen. Die Bäume, die ich schemenhaft erkennen konnte, bogen sich in irrwitzigen Winkeln. Es fühlte sich an, als würde der Wind mein Auto durch die Gegend schleudern; ich brauchte meine beiden schweißnassen Hände, um das Lenkrad einigermaßen gerade zu halten.
    Schweißnass? „Was zum Teufel?“
    Im Auto fühlte es sich warm an. Warum? Aus der Klimaanlage kam kalte Luft, aber mir war trotzdem unangenehm heiß.
    Dann bemerkte ich es. Die Hitze kam aus dem Karton. Mein Blick sprang von der beinahe nicht mehr zu sehenden Straße zum Beifahrersitz. Ich schwöre, der Karton glühte, als würde darin eine Wärmelampe leuchten.
    Ich riss meinen Blick davon los und schaute nach vorn.
    „Oh Gott!“ Plötzlich war da keine Straße mehr! Ich konnte die Räder über den kiesbedeckten Seitenstreifen rollen fühlen und zerrte das Lenkrad zu schnell herum. Meine Überkompensation führte dazu, dass der Wagen sich zu drehen begann, und ich versuchte verzweifelt, ihn wieder in den Griff zu bekommen. Nicht gut. Wind und Regen machten die Orientierung unmöglich. Ich kämpfte mit aller Kraft, das Lenkrad gerade zu halten, und mein Herz schlug mir bis zum Hals hinauf, während ich mit quietschenden Reifen über

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