Ausersehen
versammelt werden. Weitere zwei Tage brauchen wir, um nach Laragon zu kommen und alles für den Angriff vorzubereiten.“
„Sieben Tage.“ Noch nie war mir eine Woche so kurz vorgekommen – oder so lang. „Dann muss ich heute Nacht anfangen“, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu meinem Mann.
„Anfangen? Was meinst du damit?“ ClanFintan klang besorgt.
Carolan rettete mich davor, eine Erklärung geben zu müssen. „Sie kann den Anführer …“
„Nuada“, warf ich ein.
„Nuada.“ Er nickte mir dankbar zu und fuhr in seiner Erklärung fort: „Sie kann Nuada nicht mit einer einzigen Manifestation überzeugen. Sie muss ihm mehrmals erscheinen, eine spottende Vision, die ihn immer wieder heimsucht, bis er sich gezwungen fühlt, ihr zu folgen.“
„Spricht Epona auch zu dir?“ Ich lächelte ihn an.
„Scheint ganz so“, erwiderte er, ebenfalls lächelnd.
„Mir gefällt das trotzdem nicht.“ Mein Mann klang nicht glücklich.
„Epona wird auf ihre Seele achtgeben. Und du wirst ihren Körper beschützen.“ Carolan legte ClanFintan beruhigend eine Hand auf die Schulter.
„Mir gefällt das auch nicht sonderlich gut“, sagte ich. „Aber in dieser Welt gibt es keine Telefone oder Medien, die die Neuigkeiten in den Abendnachrichten verbreiten können – also muss ich es wohl oder übel auf die althergebrachte Weise versuchen. Nämlich höchstselbst.“
Man muss ihnen zugutehalten, dass sie kein Wort über mein für sie seltsames Vokabular verloren.
„Ich werde keinen Moment von deiner Seite weichen.“ ClanFintan umarmte mich.
„Ich auch nicht“, sprang Carolan ihm bei.
„Und ich erst recht nicht.“ Alanna trat wieder in den Raum. „Aber was sind Telefone und Abendnachrichten?“
2. KAPITEL
Ich lachte und zog eine Grimasse. „Telefone und Abendnachrichten sind sehr wirkungsvolle dämonische Mächte. Sei froh, dass es sie hier nicht gibt.“
„Das bin ich“, sagte sie so ernst, dass ich gleich wieder lachen musste.
Carolan nahm ihre Hand und drückte einen zarten Kuss in ihre Handfläche. „Was bedeutete die Störung, Liebes?“
Sorgenfalten machten sich auf ihrer Stirn breit, und als sie sprach, ging ihr Blick unstet zwischen Carolan und mir hin und her.
„Im Tempel ist eine Krankheit ausgebrochen.“ Sie sprach sehr langsam. „Viele der Nymphen beklagten sich nach ihrer Rückkehr aus der Klausur, dass sie sich nicht wohlfühlten.“ Alanna sah mich schuldbewusst an. „Ich habe mir nichts dabei gedacht. Die Mägde suchen sich oft die abenteuerlichsten Begründungen, um sich nicht in der Nähe von Rhiannon aufhalten zu müssen.“ Ich nickte verstehend. „Dann war ich so beschäftigt – erst mit der neuen Rhiannon …“, wir lächelten einander an, „… dann mit den Menschen, die in den Tempel strömten, dass ich mich gar nicht um die Beschwerden der Mädchen gekümmert habe, sondern sie daran erinnerte, dass sie ihren Pflichten der Göttin gegenüber mit etwas fleißigerem Willen nachkommen sollten.“
„Ich erinnere mich, dass du sagtest, die Mädchen würden schauspielern, und ich sagte, dass ich dachte, sie bräuchten nur eine Pause von ihren Babysittertätigkeiten“, stimmte ich ihr zu.
„Ja, nun, es scheint, als hätten wir beide falschgelegen.“ Die Furchen auf ihrer Stirn wurden noch tiefer, als sie sich an ihren Ehemann wandte. „Viele der Mädchen sind sehr krank, genau wie einige der Kinder und alten Frauen. Sie brauchen dich.“ Sie schaute wieder zu mir. „Und unsere Gebete.“
„Natürlich, Liebes.“
Carolan küsste sie auf die Wange und strich mit einem Daumen über ihre angestrengt gerunzelte Stirn. Ich konnte sehen, wie sie sich unter seiner Berührung entspannte.
„Ich komme besser auch mit und sehe nach, was da los ist.“
Alanna schien zwar überrascht, aber auch erfreut über mein Angebot zu sein.
„Willst du nicht an dem Treffen der Krieger teilnehmen und unseren Plan erläutern?“, wollte ClanFintan wissen.
Ich liebte die Art, wie er mich anschaute – so ernsthaft, als würde er wirklich glauben, dass ich vor einem Haufen streng riechender alter Krieger über Dinge reden wollte, von denen ich keine Ahnung hatte. Da würde ich ja sogar fast noch lieber Matheaufgaben lösen, aber nur fast.
„Nein, mein Herz.“ Ich versuchte, einen um Entschuldigung bittenden Blick aufzusetzen. „Geh du nur und erkläre es ihnen. Ich kümmere mich besser darum, dass es den Mädchen gut geht.“
„Wenn du denkst, dass du das tun musst, dann
Weitere Kostenlose Bücher