Ausersehen
Krankenzimmer verbracht, aber Auf Wiedersehen zu sagen war schwieriger, als ich gedacht hatte, auch wenn es nur ein vorübergehender Abschied war. Sechs weitere Schwerkranke waren gestorben, und es waren viele neue Patienten in beiden Räumen aufgenommen worden. Carolan sagte, dass wir damit seiner Meinung nach den Höhepunkt der Krankheitswelle erreicht hatten, aber ich war mir da nicht so sicher. Die gute Neuigkeit war, dass meine kleine Pferdeliebhaberin, Kristianna, offenbar überleben würde. Und obwohl Tarah in den Raum mit den am schwersten Erkrankten verlegt wurde, war Sila der Meinung, dass sie auch gute Chancen hatte, die Pocken zu überleben.
Alanna seufzte schwer und folgte mir auf den Flur hinaus. Der Korridor lag verlassen vor uns, was mir merkwürdig vorkam, da ich mir noch vor einer Stunde, als ich aus dem Krankenzimmer gekommen war, meinen Weg durch Menschen und Zentauren hatte bahnen müssen. Ich dachte gerade, wie nett es war, den Flur mal wieder für mich allein zu haben, als wir an die Tür zum Innenhof kamen. Die Wache verbeugte sich und öffnete das Tor – und der Geräuschpegel ließ mich beinahe taub werden.
„Göttin!“
„Geliebte der Epona!“
„Möge das Glück mit Ihnen sein!“
„Unsere Liebe begleitet Sie, Auserwählte der Epona!“
Der Innenhof platzte beinahe aus allen Nähten, so viele Menschen und Zentauren hatten sich hier versammelt. Sie jubelten und winkten mir zu. Ich straffte meine Schultern, schluckte einmal schwer, nahm Alannas Hand, damit wir nicht getrennt wurden, und trat auf den schmalen Weg hinaus. Sofort wurde ich von der bewundernden Masse umringt.
„Ich danke euch. Ich weiß eure Wünsche zu schätzen, und ich werde euch auch vermissen. Danke.“ Ich winkte und plapperte vor mich hin, was ich als korrekte Erwiderung einer Göttlichen Inkarnation empfand.
Am anderen Ende des Innenhofes erreichten wir eine Tür, die ich für den Vordereingang des Tempels hielt. Sie öffnete sich zu dem Platz mit dem Pferdespringbrunnen, und von dort kamen wir zum großen Tor in der äußeren Tempelmauer, das wir ebenfalls durchschritten.
Der Anblick, der sich mir bot, war atemberaubend. So weit das Auge reichte, sah ich Zentauren versammelt. Ihre Schönheit und Wildheit ließen mir den Atem stocken. Sie strotzten vor Kraft, und ihre Selbstsicherheit umgab sie wie eine physische Wesenheit.
Als sie mich sahen, erhob sich ein „Heil dir, Epona!“-Ruf, der mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Ich erinnerte mich an etwas, das Ovid über die Schönheit geschrieben hatte, dass sie „ein Geschenk der Götter“ sei. Wenn das stimmte, lächelten in diesem Augenblick wohl alle Götter auf diese Gruppe Krieger herunter.
Der Attraktivste von ihnen (zumindest in meinen Augen) löste sich aus der ersten Reihe, verbeugte sich vor mir, nahm meine rechte Hand und hob die Handfläche an seine Lippen. Diese Begrüßung löste einen weiteren Jubelruf aus, dieses Mal von Zentauren und Menschen gemeinsam.
„Sind Sie bereit, Mylady?“, fragte er.
Ich umarmte Alanna ein letztes Mal, dann drehte ich mich zu der Menschengruppe um, die sich um den riesigen Springbrunnen versammelt hatte.
So laut ich konnte, sagte ich zu ihnen: „Lady Alanna übernimmt meine Aufgaben, solange ich fort bin.“ Ein Lächeln breitete sich auf den Gesichtern der Umstehenden aus. Ich musste nicht hinschauen, um zu wissen, dass Alanna errötete. „Schließt mich in eure Gebete ein, bis ich wieder hier bin.“ Ich spürte, wie sich meine Augen unerwartet mit Tränen füllten. „Und seid gewiss, dass ihr immer in meinen Gedanken und meinem Herzen seid. Möge Eponas Segen euch umschließen und die Luft erfüllen, die ihr atmet.“
Ich drehte mich zu ClanFintan um und streckte meinen Arm aus, damit er mich auf seinen Rücken heben konnte. Dann schnellte er herum, und auf sein Kommando fiel unsere Armee in leichten Trab, während die Menschen jubelten und Kinder nebenher liefen und Blumen auf unseren Weg streuten.
Plötzlich hörte ich ein lautes, vertrautes Wiehern, und ich schrie erfreut auf, als Epona auf uns zugaloppiert kam. Sie kam elegant zum Stehen, und die Zentauren taten es ihr gleich. Ihr Wiehern ging in leises Schnauben über, als sie ihre Nase in meine Seite drückte. Ich beugte mich hinunter, um ihre weiche Schnauze zu küssen, und flüsterte ihr zu, wie froh ich war, sie zu sehen, und wie klug sie war, hierherzukommen, um mich zu verabschieden. Ich schaute auf und sah mehrere Nymphen aus
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