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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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salutierten sie und ließen sich auf ihre vorherigen Positionen zurückfallen. ClanFintan drosselte das Tempo etwas, damit die Zentauren sich wieder in Viererreihen ordnen konnten. Dann ertönte ein Befehl, und schon veränderte sich ihr Schritt in leichten Galopp, den ich schon von unserer Reise mit „den Jungs“ zur MacCallan-Burg und zurück kannte.
    Wie ich bereits wusste, war es eine angenehme Art zu reisen, aber es war sehr schwer, eine Unterhaltung mit meinem Ehemann zu führen, wenn er das Transportmittel war, doch es war okay; ich genoss einfach den Ausblick auf die Landschaft.
    ClanFintan hatte recht gehabt, Doire nan Each war kein Hain. Unser Weg führte am Rande des Waldes entlang, zwischen der ersten Baumreihe und der hohen Böschung des Flusses Geal. Der Fluss war wunderschön, breit und wild, mit einem klaren, steinigen Geruch, der mich an die Nacht erinnerte, die Epi und ich an seinem Ufer verbracht hatten. Was mich aber wirklich anzog, war der Wald. Es war leicht zu glauben, dass er uralt war. Die Eichen wuchsen in so enorme Höhen, dass ich die unteren Äste kaum erreichen könnte, selbst wenn ich mich auf ClanFintans Rücken stellte. Ein kleines Stück in den Wald hinein konnte ich sehen, dass der Boden kaum bewachsen war. Dort lag eine rostfarbene Decke aus alten Blättern, trockenen Ästen und umgestürzten Baumstämmen. Die vorbeiziehende Armee schreckte Vögel auf, und Eichhörnchen schnatterten erschrocken. Ich sah sogar eine Rehkuh und ihr Junges, die hastig davonstoben. Die Blätter raschelten melodisch in der sanften Brise, und bald schon spürte ich, wie mein Kopf schwer wurde.
    ClanFintan griff nach hinten und legte meine Arme um seine Taille. „Lehn dich an mich und ruh dich aus. Du hast in den letzten Tagen viel zu wenig Schlaf bekommen.“
    Ich gähnte und kuschelte mich an ihn, atmete tief seinen einzigartigen Duft ein. Schläfrig murmelte ich: „Immer sagst du mir, dass ich mich ausruhen soll.“
    Der leichte Wind trug seine Worte zu mir. „Ich mag es, mich um dich zu kümmern.“
    „Gut.“ Ich gähnte erneut. „Bitte lass mich nicht hinunterfallen.“
    „Niemals.“ Er legte einen Arm über meine, und bald schon lullten die Geräusche des Waldes mich in überraschend tiefen Schlaf.
    Ich war auf einem Kreuzfahrtschiff, das sanft auf den Wellen der Karibik schaukelte. Neben mir lag auf einer fuchsiaroten Sonnenliege Sean Connery zu seinen besten 007-Zeiten. Im Pool des Schiffes tollte eine ganze Delfinschule. Sie forderten mich auf, 007 zu vergessen und mit ihnen spielen zu kommen. Die Delfine hatten ein ballförmiges Ding, das sie mit ihren Nasen hin und her warfen, und dabei schlugen sie geräuschvoll mit ihren Flossen aufs Wasser. Ich schaute näher hin und sah, dass der Ball der Kopf meines Exmannes war …
    Ich lachte, als mein Seelenkörper sich von ClanFintans Rücken erhob und kurz über den mächtigen Eichen schwebte. Mental schüttelte ich das Gefühl der Taubheit ab, das ich mir nur durch meine Übermüdung erklären konnte, dann drehte ich mich um, sodass ich die Reihe der Zentauren entlangschauen konnte. Beim Anblick der großen Zahl überlief mich ein Schauer des Stolzes. Sie waren so kraftvoll und mutig. Wie könnte irgendetwas gegen sie ankommen?
    „Okay.“ Sogar meine Seelenstimme klang müde. „Ich bin bereit.“ Und als ich hinzufügte: „Apropos, wie oft müssen wir das noch zweimal am Tag machen?“, da schoss mein Körper auch schon mit der mir inzwischen vertrauten Geschwindigkeit ähnlich der eines Katapultgeschosses nach vorne. Ich folgte dem Lauf des Flusses, der nur ein verwischtes silbernes Band unter mir war, und wechselte dann die Richtung nach Westen. Überrascht bemerkte ich, dass die Sonne unterging – mein Nickerchen hatte wohl länger gedauert, als ich gedacht hatte. Der Loch kam in Sicht. Ich versuchte, meine Krieger zu entdecken, die am Morgen den Tempel in diese Richtung verlassen hatten, um von hier aus zum Treffpunkt mit den anderen beiden Armeen zu segeln, aber ich flog zu schnell, um irgendetwas erkennen zu können außer einem großen, dunkelblauen Fleck.
    Burg Laragon zog unter mir vorbei, und ich schaute genau hin, aber außer ein paar dunklen Vögeln bewegte sich dort nichts. Ich drehte meinen Kopf, weil ich wusste, wohin meine Reise führen würde. Ein weiterer Schwenk nach Westen, und schon ragten die Berge drohend rechts vor mir auf. Sie gruselten mich, das war seltsam, denn eigentlich mochte ich Berge. (Nein, ich kann

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