Ausersehen
Mähne von meinem Blätterteller, um die letzten Bissen meines Frühstücks zu retten, und überlegte, was ich jetzt nicht für eine Tasse Kaffee gegeben hätte.
Die Zentauren brachen das Lager in Windeseile ab, und bald schon war die Armee wieder auf dem Weg. Ich musste zugeben, dass es ein wunderschöner Morgen war. Es war immer noch viel zu früh, aber sogar ich wusste die üppige morgendliche Zurschaustellung von Mutter Natur zu würdigen. Die Sonne ging über den Baumwipfeln auf und tauchte alles in klares, brillantes Licht. Unser Weg führte uns an der pittoresk zerklüfteten Uferböschung entlang, die auf diesem Stück noch steiler war. Dennoch war sie schön. Am Ufer wuchsen Trauerweiden, Pappeln und, da war ich mir beinahe sicher, der ein oder andere wilde Kirschbaum. Eintausend Zentaurenhufe übertönten das Rauschen des Wassers, aber sein majestätischer Anblick blitzte immer wieder zwischen den Blättern der Bäume auf, und sein wildes Tempo flussabwärts beeindruckte mich ungemein.
Ungefähr zur Mittagszeit legten wir eine Rast ein und aßen ein wenig getrocknetes Fleisch und harte Kekse. ClanFintan hatte mich in der Nähe des Ufers abgesetzt. Wohlig streckte ich meine Beine aus. Ich bemerkte, dass der Wind sich gedreht hatte. Vorher war er eine sanfte Brise von Ost nach West gewesen, nun kam er aus dem Westen und blies wesentlich stärker. Er hob die Zweige der Trauerweiden und ließ sie wie das lange Haar einer Frau wirken, das im Wind wehte.
Ich reckte mein Gesicht in die Brise und schüttelte mein Haar; es fühlte sich gut an, wie der Wind es von meinen Schultern hob. Ich atmete tief ein, streckte meine verspannten Muskeln und …
„Igitt! Was ist das für ein ekelhafter Geruch?“ Der Wind brachte einen unangenehmen Gestank mit sich.
„Ufasach-Sümpfe.“ ClanFintan runzelte ebenfalls die Nase und schnüffelte in die Luft.
„Bäh, das ist fies. So roch der Komposthaufen bei meiner Großmutter.“
„Diejenigen, die in der Nähe der Sümpfe leben, sagen, es hätte seinen ganz eigenen Charme.“
„Den können sie gern behalten. Wie nah sind wir denn dran?“ Ich trat an den Rand der Böschung, kniff die Augen zusammen und schirmte sie mit einer Hand gegen die Reflexion der Mittagssonne im turbulenten Wasser ab. Das andere Ufer konnte ich kaum erkennen. Ich sah, dass es nicht so hoch war wie auf unserer Seite, ansonsten erkannte ich nur noch mehr Weiden – kein Spanisches Moos in den Bäumen, keine Alligatoren.
„Mir wurde gesagt, dass die Sumpflandschaft ungefähr fünfundzwanzig Zentaurenlängen vom westlichen Ufer entfernt beginnt und sich über beinahe die gesamte Breite des Landes zwischen dem Tempel der Musen und der nördlichen Grenze von Eponas Reich erstreckt.“ Er zuckte mit seinen breiten Schultern. „Ich habe die Sümpfe nie bereist. Zentauren vermeiden schlammige Untergründe wenn möglich.“
„Da kann ich dir nur zustimmen. Schlangen, Blutegel, stinkendes Wasser … puh. Allein beim Gedanken daran fängt es an, mich zu jucken.“
Eine Bewegung der Zentauren hinter uns weckte unsere Aufmerksamkeit. Ich streckte mich noch einmal, dann hielt ich meine Arme hoch, sodass ClanFintan mich wieder auf seinen Rücken heben konnte. Wir nahmen die Position an der Spitze der Armee ein, und weiter ging’s.
Pocken oder nicht – ich konnte es kaum erwarten, den Tempel der Musen zu erreichen. Mein Hintern fühlte sich an, als wäre er am Rücken meines Mannes festgeklebt, das war kein besonders schönes Gefühl.
Der Rest des Tages unterschied sich kaum vom vorherigen. Je weiter wir nach Norden kamen, desto dichter wurde der Wald. Bald schon mussten sich die Zentauren neu formieren und konnten sich nur noch zu zweit nebeneinanderher bewegen. Sie behielten trotzdem ihren raumgreifenden Galopp bei. Auch wenn ich das ja schon einmal miterlebt hatte, war ich aufs Neue von ihrer Ausdauer erstaunt. ClanFintan atmete nach vielen Stunden noch so ruhig wie früh am Morgen. Im Aerobic-Kurs wären die Jungs ganz vorne mit dabei …
Mein Kopf zuckte zurück, und ich merkte, dass ich eingenickt war. ClanFintan schaute über seine Schulter, aber ich sprach, bevor er etwas sagen konnte: „Ich weiß.“ Ich kuschelte mich an ihn, und er legte seine Arme über meine. „Du lässt mich nicht fallen.“
„Niemals“, bestätigte er.
Ich lächelte an seinem warmen Rücken und ließ mich selig in den Schlaf gleiten.
Ich saß mit einem unserer Schulberater und dem für Erziehungsmaßnahmen
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